Auf dem Areal des Georg-Knorr-Parks in Marzahn-Hellersdorf soll ein neues, urbanes Stadtquartier entstehen. Die aktuellen Pläne sehen eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und sozialen Einrichtungen vor. Nun beginnt die öffentliche Beteiligung zum Bebauungsplan.

Das historische Industriegelände liegt unweit des S-Bahnhofs Marzahn und wurde im Jahr 2016 von der Laborgh Investment GmbH erworben. / © Foto: Laborgh Investment GmbH

© Fotos: Laborgh  Investment GmbH

Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf soll auf dem Gelände des Georg-Knorr-Parks ein neues Stadtquartier mit gemischter Nutzung entstehen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen führt dafür ab dem 12. Mai 2025 die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 Baugesetzbuch (BauGB) durch. Der Entwurf des Bebauungsplans XXI-22-2 kann bis zum 20. Juni 2025 eingesehen und kommentiert werden. Ziel der Planung ist es, auf dem derzeit wenig genutzten Areal östlich der Georg-Knorr-Straße die Voraussetzungen für ein urbanes Gebiet mit rund 1.600 Wohnungen, Gewerbeflächen sowie sozialen und öffentlichen Einrichtungen zu schaffen.

Der räumliche Geltungsbereich umfasst etwa 11,1 Hektar zwischen der S-Bahnstrecke und dem Wiesenburger Weg und liegt westlich des S-Bahnhofs Marzahn. Im neuen Quartier sollen neben Wohnungen auch eine Kita, eine Jugendfreizeiteinrichtung sowie ein Gewerbehof mit integrierter Quartiersgarage entstehen. Zusätzlich sind öffentliche und private Verkehrsflächen sowie Grünflächen vorgesehen.

Stadtquartier in Marzahn-Hellersdorf: Lange Vorgeschichte und planerische Weichenstellung

Die städtebauliche Neuordnung geht auf einen Beschluss des Berliner Senats vom Juli 2018 zurück. Dieser verfolgte die Zielsetzung, die östlich gelegene Teilfläche des ehemaligen Industrieareals in ein gemischt genutztes Stadtquartier umzuwandeln. Im Juli 2019 wurde daraufhin das Bebauungsplanverfahren XXI-22-2 eingeleitet. Die bis dahin geltenden Festsetzungen des Bebauungsplans XXI-22 aus dem Jahr 2006 ließen ausschließlich gewerbliche Nutzungen zu, weshalb eine Neuaufstellung erforderlich war.

Die Senatsverwaltung griff im Jahr 2019 auf ihr Eingriffsrecht zurück, nachdem der Bezirk Marzahn-Hellersdorf sich zunächst weigerte, das Verfahren umzusetzen. Seitdem wird das Verfahren zentral auf Landesebene geführt. Zwischen Herbst 2019 und Frühjahr 2020 wurde ein Gutachterverfahren durchgeführt, aus dem ein Masterplan hervorging. Dessen städtebauliche Ziele fließen in die aktuellen Planfestsetzungen ein.

Arbeiten und Wohnen im Georg-Knorr-Park Ost: Geplante Nutzungen und künftige Entwicklung

Kern des geplanten Vorhabens ist ein Mix aus Wohnen und Arbeiten. Insgesamt sind rund 1.600 Wohnungen vorgesehen, darunter auch spezielle Wohnangebote für Studierende, Auszubildende oder Senioren. Etwa 90.000 Quadratmeter sind für Gewerbe- und Büroflächen eingeplant. Mindestens die Hälfte der Wohnungen werden öffentlich gefördert sein und einen Mietpreis von 7,00 Euro pro Quadratmeter haben. Eine Quartiersgarage mit 650-750 PKW-Stellplätzen und rund 3.260 Fahrradabstellmöglichkeiten soll die Erschließung ergänzen.

Das Vorhaben wird durch die Laborgh Projekt East GmbH umgesetzt. Nach der Fertigstellung sollen Teile der neuen Wohngebäude von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE übernommen werden. Ziel der Planung ist es laut Senatsverwaltung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig die wirtschaftliche Nutzbarkeit des Areals zu verbessern.

Schulen, Kitas, Gewerbe: Bestehende Infrastruktur wird in Planung einbezogen

Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner sollen zudem von einer neuen Kita mit 142 Plätzen sowie einer Jugendfreizeiteinrichtung innerhalb des Quartiers profitieren. Die geförderten Grundschulplätze entstehen im Neubau einer modularen Holz-Compartment-Schule an der Bruno-Baum-Straße, die ab dem Schuljahr 2025/26 drei Grundschulzüge aufnehmen soll. Zudem wird Laborgh einen Abschnitt der denkmalgeschützten Garagen im Quartier zu einem Jugendfreizeitzentrum umbauen und den Straßenabschnitt des Wiesenburger Wegs entlang der S-Bahntrasse erneuern.

Technisch ist das Gelände vollständig erschlossen, was eine zügige Entwicklung begünstigt. Aufgrund potenzieller Altlasten aus der industriellen Vornutzung und früheren Rüstungsproduktion wurden bereits Bodenuntersuchungen durchgeführt; der Baugrund gilt als grundsätzlich geeignet, allerdings sind stellenweise Sanierungen und Schutzmaßnahmen erforderlich. Auch denkmalgeschützte Gebäudeteile wie die historische Werkhalle sollen in die Planung integriert werden.

Marzahn-Hellersdorf: Standort für Rüstungsproduktion wird Wohn- und Gewerbegebiet

Das heutige Plangebiet blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich Teil der Berliner Rieselfelder, wurde das Gelände in der NS-Zeit zu einem Standort für Rüstungsproduktion ausgebaut. Die Fabrik diente dabei unter anderem der Herstellung von Drehbänken, in der auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Nach dem Krieg wurde das Werk zunächst demontiert, später aber wieder aufgebaut und von der Berliner Werkzeugmaschinenfabrik (BWF) genutzt.

Heute stehen Teile der alten Industrieanlagen leer oder werden nur noch eingeschränkt genutzt. Einige Flächen dienen als Abstellflächen für Fahrzeuge. Im nördlichen Bereich des Plangebiets befinden sich größere, teilweise begrünte Freiflächen. Die verkehrliche Einbindung erfolgt über die Georg-Knorr-Straße und den Wiesenburger Weg; das Areal liegt unmittelbar an wichtigen Verkehrsachsen und dem S-Bahnhof Marzahn. Wie sich das Quartier nun in den kommenden Jahren entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen