Seit Jahren gilt das Frankfurter Bahnhofsviertel als Symbol städtischer Widersprüche – klein an Fläche, groß an Herausforderungen. Zwischen Drogenkonsum, sozialer Not und wirtschaftlicher Dynamik prallen hier Gegensätze aufeinander. Nun setzen Stadt und Land nicht mehr allein auf Ordnungspolitik, sondern auf Beteiligung, Kooperation und gezielte Förderung. Die Hoffnung: nachhaltige Veränderung durch gemeinsames Handeln.
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Teil 4:
Die Zukunft des Frankfurter Problemviertels
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Kaum ein Stadtteil Frankfurts hat sich im Laufe der Jahrzehnte so oft neu erfunden wie das Bahnhofsviertel. Geprägt von einer bewegten Geschichte, ist der Wandel hier allgegenwärtig – architektonisch, sozial, kulturell. Doch bei aller Dynamik gibt es eine bedrückende Konstante: Seit Jahrzehnten kämpft das Viertel mit einer tiefgreifenden Drogenproblematik, die bis heute das Bild und die Debatte um das Quartier prägt.
Der Wunsch nach Veränderung besteht von allen Seiten. Anwohnende, Akteure aus der Politik sowie lokale Unternehmerinnen und Unternehmer fordern Stadt und Land seit Jahren auf, Eingriffe durchzuführen, die das Gebiet wieder sicherer und lebenswerter machen sollen. Doch tiefgreifende Veränderungen bleiben bislang aus.
Bahnhofsviertel Frankfurt: Erhoffte Transformation hat bereits begonnen
Auch wenn viele Entwicklungen im Bahnhofsviertel auf den ersten Blick nicht erkennbar sind – im Hintergrund arbeiten Stadt und Land an Lösungen. Die Stadt Frankfurt hat in den vergangenen Monaten verschiedene Maßnahmen angestoßen, um die Lage vor Ort zu verbessern. Zudem hat auch das Land Hessen Verantwortung übernommen und mit einem am 12. März 2025 verabschiedeten „7-Punkte-Plan“ angekündigt, gezielt gegen die bestehenden Probleme vorzugehen.
Auf städtischer Seite entstand im ersten Schritt das Koordinierungsbüro Bahnhofsviertel. Hier bilden drei Mitarbeitende die zentrale Schnittstelle für Anliegen, Ideen und Maßnahmen zur Verbesserung des Quartiers. Das Koordinierungsbüro soll Prozesse zur Weiterentwicklung des Viertels unterstützen und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren.
Die Zukunft des Bahnhofsviertels: Durch Bürgerbeteiligung zu realistischen Szenarien
Um gleichzeitig langfristige Zukunftsperspektiven zu generieren startete die Stadt Frankfurt bereits im September 2023 einen mehrjährigen Beteiligungsprozess. Hierfür wurde ein auf Stadtentwicklung spezialisiertes Büro beauftragt, gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort eine konkrete Aussicht für das Bahnhofsviertel zu entwerfen. Ziel ist es, realistische Entwicklungsszenarien für die Zukunft des Quartiers zu erarbeiten.
Das beauftragte Unternehmen zählt zu den führenden Büros im Bereich partizipativer Stadtplanung und war in Frankfurt unter anderem am Projekt „Mach Deinen Bügel“ im Ben-Gurion-Ring beteiligt. Bis zum Frühjahr 2025 sollen gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteuren konkrete Leitlinien und Maßnahmen erarbeitet werden. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für eine langfristige Entwicklung des Viertels dienen.
Verfügungsfonds für Kleinprojekte: Stadt fördert Engagement zur Stadtteilverbesserung
Zusätzliche Impulse erhofft sich die Stadt Frankfurt durch das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner. Um lokale Initiativen gezielt zu fördern, wurde ein Verfügungsfond eingerichtet. Unterstützt werden kleinere Projekte mit sozialem, kulturellem oder nachbarschaftlichem Fokus – ebenso wie Vorhaben, die Integration stärken oder Bildungsangebote im Viertel verbessern sollen.
Ebenfalls wurden kleinere Umgestaltungsmaßnahmen bereits umgesetzt: Beispielsweise können E-Scooter im Bahnhofsviertel mittlerweile nur noch auf bestimmten Parkplatz-Arealen abgestellt werden., so möchte man das Stadtbild etwas aufräumen und die Bürgersteige frei und begehbar halten.
Bahnhofsviertel Frankfurt: Alter Stadtteil mit neue Chancen
Ob die angestoßenen Einzelmaßnahmen tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Vorstellungen für die Zukunft des Bahnhofsviertels sind ehrgeizig. Ein sauberes, sicheres Altbauviertel mit florierender Geschäftswelt und wachsender Bewohnerschaft steht als Idealbild im Raum – doch dieses Szenario bringt auch Fragen nach Verdrängung und Gentrifizierung mit sich.
Die ENTWICKLUNGSSTADT Artikelreihe zeigt: Das Bahnhofsviertel ist ein Ort permanenter Veränderung – und gerade deshalb so faszinierend. Wie die Entwicklung weitergeht, ist offen. Zwar sind politische und gesellschaftliche Bemühungen spürbar, doch wann sie Wirkung zeigen, bleibt bislang noch unklar. Sicher scheint nur: Als „Kind seiner Zeit“ hat sich das Frankfurter Bahnhofsviertel stets an äußere Umstände angepasst – und wird auch künftig ein prägender Teil der Metropole bleiben.
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Quellen: Stadt Frankfurt, Land Hessen, FAZ, FNP