Der Schäfersee im Berliner Bezirk Reinickendorf entwickelt sich zunehmend zum Treffpunkt einer Drogenszene, die vom Weddinger Leopoldplatz an die nördlich gelegene Residenzstraße verdrängt wurde. Der Bezirk sieht sich mit einer wachsenden Zahl von Konsumenten und Dealern konfrontiert und plant nun Maßnahmen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Der Schäfersee an der Grenze zwischen Reinickendorf und Wedding im Norden Berlins. Seit Jahren hat sich hier eine ausgeprägte Drogenszene etabliert, gegen die der Bezirk Reinickendorf vermehrt vorgehen will. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Stephanie Engler

 

Die Residenzstraße am Schäfersee war einst als „Ku’damm des Nordens“ bekannt, heute prägen jedoch soziale Probleme und eine wachsende Drogenszene das Bild. Laut im Kiez tätigen Sozialarbeitern habe die Zahl der Drogenkonsumenten in den vergangenen Monaten spürbar zugenommen, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete. Besonders im Sommer seien Menschen beobachtet worden, die öffentlich Drogen konsumierten – ein Phänomen, das für den Kiez bisher ungewöhnlich gewesen sei.

Das Bezirksamt Reinickendorf führt die Entwicklung auf Verdrängungseffekte zurück. Nachdem Polizei und Bezirk am Leopoldplatz (im Ortsteil Wedding, rund zweieinhalb Kilometer südlich vom Schäfersee) verstärkt gegen die dortige Drogenszene vorgegangen seien, seien Dealer und Konsumenten in benachbarte Bezirke abgewandert. Die Residenzstraße sei dabei zu einem neuen Anziehungspunkt geworden. Solche Verlagerungen seien in der Vergangenheit bereits mehrfach zu beobachten gewesen, etwa nach der Umgestaltung des Bahnhofs Zoologischer Garten in Charlottenburg.

Drogenszene am Schäfersee in Reinickendorf: Polizei und Bezirk planen verstärkte Maßnahmen

Die Polizei ist sich der Problematik bewusst. Eine Sprecherin erklärte, verstärkte Kontrollen an bekannten Brennpunkten könnten dazu führen, dass Drogenszene und Kriminalität an andere Orte verdrängt werden. Dennoch sei die Deliktsbelastung rund um den Schäfersee bisher nicht mit der Lage am Leopoldplatz oder an der Osloer Straße vergleichbar. Seit Juni habe die Polizei jedoch 19 Drogendelikte rund um die Residenzstraße erfasst, was eine Zunahme der Kontrollen und Aktivitäten widerspiegle.

Um die Situation in den Griff zu bekommen, plant die Polizei eine stärkere Präsenz vor Ort und eine engere Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und anderen Behörden. Reinickendorfs Bezirksstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU) schlug zudem vor, eine Außenwache des Ordnungsamtes in der Nähe des Schäfersees einzurichten. Weitere Maßnahmen wie Videoüberwachung und eine bessere Beleuchtung des Parks werden ebenfalls diskutiert.

Maßnahmen gegen wachsenden Drogenkonsum rund um die Residenzstraße: Hilfe statt Verdrängung?

Sozialarbeiter betonen, dass reine Verdrängungsmaßnahmen keine langfristige Lösung seien. Sie plädieren für einen festen Ort, an dem Konsumenten Unterstützung und Schutz finden können. Der Bezirk hat bereits die Organisation Fixpunkt e. V. beauftragt, am Schäfersee präventiv zu arbeiten. Fixpunkt bietet Beratungen und saubere Spritzen an, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Einige Anwohnende und CDU-Vertreter äußern jedoch Bedenken, dass solche Maßnahmen die Drogenszene zusätzlich anziehen könnten. Sozialstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) wies diese Kritik zurück. Er erklärte, eine Spritzenausgabe fördere den Konsum nicht, sondern diene dem Gesundheitsschutz. Ein Konsummobil, wie am Leopoldplatz, sei am Schäfersee nicht geplant.

Schäfersee in Reinickendorf: Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Menschlichkeit

Während der Bezirk versucht, die wachsenden Probleme rund um den Schäfersee in den Griff zu bekommen, bleibt die Herausforderung bestehen, sowohl die Sicherheit im öffentlichen Raum zu gewährleisten als auch die Betroffenen nicht zu kriminalisieren.

Die Entwicklungen rund um die Residenzstraße werden in den kommenden Monaten genau beobachtet, um den Erfolg der Maßnahmen zu bewerten. Die derzeit laufende umfassende Modernisierung des Quartiers rund um den Schäfersee kann hier sicher hilfreich sein, um die Freiraum- und Beleuchtungssituation rund um den See zu verbessern.

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Quellen: Bezirksamt Mitte, Bezirksamt Reinickendorf, Berliner Morgenpost, Fixpunkt e. V.

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One Comment

  1. Steve 24. November 2024 at 09:44 - Reply

    Redet die Sache nur nicht wieder klein. Ich wohne in der Residenzstraße und hier im Treppenhaus sitzen fast jeden Tag Junkies, die sich berauschen. Ich musste schon oft die Polizei rufen, um sie rauszubegleiten. Ich habe da auch kein Mitleid mehr, weil man schon Angst haben muss. Also ein bisschen mehr „Härte“ und nicht immer nur Kuscheln wäre mal angebracht.

    MfG

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