Das leer stehende Karstadt-Gebäude an der Müllerstraße in Berlin-Wedding könnte bald eine neue Nutzung erfahren. Nach monatelangem Stillstand gibt es Pläne, das Gebäude vorübergehend zu beleben – möglicherweise mit einem Lidl-Supermarkt im Erdgeschoss. Doch die Umsetzung birgt Herausforderungen, und die langfristige Zukunft des Gebäudes bleibt unklar. Mehr Hoffnung macht da ein anderes, direkt benachbartes Projekt.

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
Text: Stephanie Engler

 

Seit der Schließung des Karstadt am Leopoldplatz im Januar 2024 steht das markante Gebäude in Berlin-Wedding leer. Die Versicherungskammer Bayern, Eigentümerin des Gebäudes, prüft derzeit verschiedene Möglichkeiten, den Standort zu revitalisieren. Eine Unterkunft für obdachlose Menschen, wie von sozialen Trägern vorgeschlagen, lehnte das Unternehmen ab. Nun wird über einen anderen Ansatz diskutiert: die kurzfristige Einrichtung eines Lidl-Supermarkts im Erdgeschoss.

Laut Informationen des Bezirksamts Mitte liegt bereits ein Bauantrag des Discounters vor. Ziel ist es, mit einer temporären Lösung das Quartier zu beleben und den leer stehenden Bau wieder in den Alltag der Nachbarschaft einzubinden. Ein Sprecher des Bezirksamts erklärte, dass dies auch im Sinne der Eigentümer sei, die auf diese Weise ein Zeichen für die Zwischennutzung setzen wollen. Doch bei der Versicherungskammer Bayern gibt man sich zurückhaltender, wie die Berliner Morgenpost berichtet: Offizielle Bestätigungen zu den Lidl-Plänen oder weiteren Bauprojekten fehlen bislang.

Karstadt am Leopoldplatz: Kulturelle Ideen und bauliche Hürden

Die Diskussion um die Nutzung des Karstadt-Gebäudes ist nicht neu. Bereits kurz nach der Schließung wurden Vorschläge laut, die Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Insbesondere der hintere Bereich des Erdgeschosses wurde hierfür ins Auge gefasst. Doch die Umsetzung scheiterte bislang an Sicherheitsauflagen und notwendigen Brandschutzmaßnahmen, die eine Ausschreibung und längere Planungsphasen erforderlich machen.

Auch aus finanzieller Sicht steht das Vorhaben auf wackeligen Beinen. Angesichts von Haushaltskürzungen ist unsicher, ob kulturelle Projekte in diesem Umfang realisiert werden können. Der Bezirk bemüht sich weiterhin um eine zeitnahe Lösung, doch konkrete Fortschritte lassen auf sich warten.

Die langfristige Vision für das einstige Warenhaus: Ein urbaner Mix an der Müllerstraße

Trotz der aktuellen Unsicherheiten verfolgt die Versicherungskammer Bayern langfristige Pläne für das Gebäude. Geplant sei ein umfassender Umbau, der Wohnraum, Einzelhandel und Flächen für soziale Einrichtungen kombinieren soll. Dieses Konzept entspricht auch dem derzeitigen Trend zu multifunktionalen Immobilien, die sich flexibel an die Bedürfnisse moderner Stadtgesellschaften anpassen.

Die Umsetzung dieser Pläne könnte jedoch noch Jahre dauern. Mit einer Baugenehmigung wird frühestens 2026 gerechnet, was das Risiko erhöht, dass das Gebäude bis dahin weiter ungenutzt bleibt. Stimmen aus der Nachbarschaft und dem Bezirk warnen vor den Folgen eines solchen Stillstands. Leerstände könnten zu Angsträumen werden und die Attraktivität des Quartiers mindern.

Lösungen für den schwierigen Kiez rund um den Leopoldplatz gesucht

Die Zukunft des Karstadt-Gebäudes am Leopoldplatz bleibt spannend. Während die langfristigen Pläne für einen urbanen Mix vielversprechend klingen, stellen die Zwischennutzung und ihre Umsetzung die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Ob der mögliche Lidl-Supermarkt eine sinnvolle Überbrückung darstellt, wird sich zeigen. Klar ist: Das Quartier benötigt dringend eine Lösung, die den Standort aus seiner derzeit schwierigen Lage befördern können.

Ein gänzlich anders konzipiertes Projekt, welches nur wenige Meter weiter entstehen soll, könnte dafür hilfreich sein. An der Schulstraße soll mit dem „Safe Hub“ ein innovativer Sport- und Bildungscampus entstehen, der Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben soll, sich zu bewegen, ihre Sozialkompetenzen zu schärfen und umfangreiche Bildungsangebote wahrzunehmen. Das inklusive Vorhaben wird vom sozialen Unternehmen AMANDLA und der Oliver Kahn Stiftung verantwortet.

 

Quellen: Bezirksamt Mitte, Berliner Morgenpost, AMANDLA, Oliver Kahn Stiftung

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