Im Jahr 2018 wurde die 1976 erbaute Schwimmhalle an der Holzmarktstraße für den Schwimmbetrieb geschlossen, ein Neubau soll die alte Halle ersetzen. Dieser soll neben einem modernen Schwimmbad auch Wohnungen und Büros enthalten. Der Baustart für das Mixed-Use-Gebäude soll Anfang 2026 erfolgen.
© Visualisierungen: Eller + Eller Architekten
Text: Björn Leffler
In Berlin-Friedrichshain wurde der Baustart für ein Vorhaben verkündet, welches bereits seit über fünf Jahren in Planung ist – und schon lange auf seine Umsetzung wartet. Vor nunmehr rund sechs Jahren wurde die 1976 erbaute Schwimmhalle an der Holzmarktstraße für den Schwimmbetrieb geschlossen. Ab 2026 soll an gleicher Stelle ein Neubau entstehen.
Zu groß waren die Mängel, die am Gebäude, vor allem am Becken und am Beckenumgang, im Laufe der Zeit aufgetreten waren. Im November 2019 teilten die Berliner Bäderbetriebe, Betreiber der öffentlichen Schwimmhalle, dem Sportausschuss des Abgeordnetenhauses mit, dass die zu erwartenden Sanierungskosten von rund sieben Millionen Euro nicht im Verhältnis zum Alter des Gebäudes und zur Qualität des Schwimmangebotes der Halle stünden.
Holzmarktstraße: Bäderbetriebe empfahlen schon 2019 Neubau statt Sanierung
Auf der Grundfläche der ehemaligen Halle sollte also im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Berliner Bäderbetriebe sowie des landeseigenen Unternehmens Berlinovo ein Gebäude mit einer gemischten Nutzung entstehen, welches mehrere Bedürfnisse bedienen kann.
Der geplante Neubau soll neben einer neuen, modernen und deutlich größeren Schwimmhalle zusätzlich Studentenappartements, Büros und Gewerbeflächen beinhalten. Statt eines 25 Meter-Beckens, wie es in der alten Halle zur Verfügung stand, soll es in der neuen Halle zwei Becken geben. Durch eine räumliche Trennung sollte diese schnell für unterschiedliche Nutzergruppen nutzbar gemacht werden.
Für eine Baugenehmigung musste der Bebauungsplan angepasst werden
Das Konzept für den Neubau war also fertig – doch dann tat sich lange Zeit nichts. Denn ein solcher Mixed-Use-Bau wurde in Berlin bislang noch nicht realisiert. Um eine Baugenehmigung zu erhalten, musste das Areal zwischen den beiden Wohnhochhäusern und der Bahntrasse zunächst im Bebauungsplan umgewidmet werden.
Das Grundstück war bisher als reine Sportstätte ausgewiesen, wodurch Wohnungsbau auf dem Gelände schlichtweg nicht erlaubt war. Im Juni 2024 hatte die Senatssportverwaltung auf Vorschlag von Senatorin Iris Spranger (SPD) schließlich der „Entwidmung der maroden Schwimmhalle zugunsten eines bedarfsgerechten Neubaus einer Ersatzschwimmhalle“ zugestimmt, wie damals die Berliner Woche berichtete.
Die neue Schwimmhalle soll doppelt so groß werden wie die alte
Ab 2026 soll das Projekt also endlich umgesetzt werden – dies bestätigten die Berliner Bäderbetriebe und Berlinovo kürzlich unisono. Durch die Vergrößerung der Beckenkapazität planen die Bäderbetriebe, die Öffnungszeiten der Halle auszuweiten, so dass diese auch ganztägig für die Öffentlichkeit geöffnet sein soll. Bislang waren die Schwimmzeiten am Tag vornehmlich dem Schul- und Vereinssport vorbehalten.
Zusätzlich soll ein multifunktionales Therapiebecken mit Hubboden sowie ein Lehrschwimmbecken entstehen. 120.000 Badegäste jährlich erwarten die Berliner Bäderbetriebe in der neuen Halle. Die unteren zwei Geschosse sind zukünftig für den Badebetrieb vorgesehen. In weiteren acht darüber liegenden Geschossen sollen insgesamt knapp 380 Studentenapartments eingerichtet werden.
Studentenapartments, Büros und Gewerbeflächen über der Schwimmhalle
Diese Apartments sollen zwischen 16 und 29 Quadratmeter groß werden, 43 Prozent der Gesamtfläche des Neubaus werden auf die Studentenwohnungen entfallen. Für Büroflächen sind weitere 26 Prozent vorgesehen, für Läden und Restaurants im Erdgeschoss zehn Prozent. Der Rest entfällt auf die bereits beschriebene Schwimmhalle.
Die Realisierung des Projekts wird durch einen Deal zwischen den Bäderbetrieben und Berlinovo möglich. Die kommunalen Bäderbetriebe verkaufen einen Teil ihres Grundstücks an die landeseigene Immobiliengesellschaft und finanzieren mit den Einnahmen den Neubau der Schwimmhalle.
Der Neubau soll bis 2029 errichtet werden – mit 4 Jahren Verzögerung
Das vereinbarte Konstrukt sieht vor, dass Berlinovo das Schwimmbad im Auftrag der kommunalen Bäderbetriebe errichtet. Nach Fertigstellung bleibt die Halle im Besitz der Berliner Bäderbetriebe, die auch den Betrieb übernehmen werden.
Die Inbetriebnahme der Halle ist nach aktuellem Stand für das Jahr 2029 geplant – vier Jahre später als ursprünglich angekündigt und mehr als ein ganzes Jahrzehnt nach der Schließung der maroden Schwimmhalle aus den 1970er Jahren. Das Gebäude soll nach einem Entwurf des Büros Eller + Eller Architekten entstehen.
Berlinovo sieht im Projekt „Holzmarkt 51“ ein Leuchtturmprojekt für öffentliche Freizeitangebote
„Das Projekt Holzmarktstraße ist für uns ein Leuchtturmprojekt und ein Paradebeispiel für die Kooperation zweier Landesgesellschaften – sowohl auf inhaltlicher als auch prozessualer Ebene. Durch die Kombination von modernen Wohnformen und öffentlichen Freizeitangeboten entsteht ein zukunftsfähiges, urbanes Ensemble, das die Lebensqualität im Zentrum Berlins nachhaltig stärkt.“, erläutert Alf Aleithe, Geschäftsführer der Berlinovo.
„Für die Berliner Bäder-Betriebe und ihre Gäste im Ortsteil Friedrichshain ist dies eine sehr gute Nachricht. Künftig werden wir ihnen eine topmoderne, vielseitige Schwimmhalle mit hoher Funktionalität bieten können. Im Vergleich zur alten Schwimmhalle wird die Wasserfläche verdoppelt. Getrennte Becken ermöglichen dann die gleichzeitige Nutzung der Halle durch zum Beispiel Schulen, Vereine und Privatpersonen, so dass wir auch deutlich mehr Schwimmzeiten für die Öffentlichkeit anbieten können“, freut sich auch Dr. Johannes Kleinsorg, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäderbetriebe.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Eller + Eller Architekten, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Berliner Bäderbetriebe, Berlinovo