Der Berliner Senat hat den Bebauungsplan für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg beschlossen. Damit rückt der umstrittene Stadionneubau näher – trotz steigender Kosten, Umweltkonflikten und laufender Abrissarbeiten mit Asbestrisiken.

Arbeiterinnen und Arbeiter beim Rückbau des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions tragen Schutzanzüge und Atemmasken. Schuttberge der abgerissenen Osttribüne wurden mit Planen abgedeckt, nachdem schwach gebundener Asbest entdeckt worden war. Die Schutzmaßnahmen erfolgten erst Wochen nach Beginn der Abrissarbeiten. © Foto: Bürgerinitiative Jahnsportpark
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Der Berliner Senat hat den Entwurf für den Bebauungsplan des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks beschlossen. Geplant ist ein neues Stadion mit 20.000 Plätzen, ergänzt durch eine Sporthalle, ein Begegnungszentrum und mehrere Sportflächen. Der Entwurf geht nun zur Beratung ins Abgeordnetenhaus.
Laut Bausenator Christian Gaebler (SPD) soll die bestehende Gymnastikwiese teilweise erhalten bleiben, ebenso eine Platanenallee. Das Projekt sei mit dem Artenschutz vereinbar. Die Zahl der Bäume auf dem Gelände werde demnach um 38 zunehmen.
Geplanter Stadionneubau wird deutlich teurer: Kosten auf 260 Millionen Euro geschätzt
Die Kosten für das Gesamtprojekt sind inzwischen auf 263,4 Millionen Euro gestiegen – ein Vielfaches der ursprünglich veranschlagten Summe. Um unter der 300-Millionen-Euro-Grenze zu bleiben, wurde das Vorhaben in einzelnen Punkten reduziert. Der Baubeginn ist nach jetzigem Stand für 2026 vorgesehen. Das Stadion soll bis 2028, der gesamte Sportpark bis 2030 fertiggestellt werden.
Gaebler betonte, der Bebauungsplan liefere den rechtlichen Rahmen für das Vorhaben. Doch die Kritik bleibt: Eine Bürgerinitiative sammelte über 14.000 Unterschriften gegen das Großprojekt.
DDR-Flutlichtmasten im Jahnsportpark vor dem Aus: Zwei sollen gesprengt, zwei versetzt werden
Zwei der vier Flutlichtmasten des alten Stadions sollen im Herbst 2025 gesprengt werden. Der Tagesspiegel berichtet, dass die Senatsverwaltung auf Anfrage von Grünen-Abgeordneten die geplante Sprengung mitteilte. Die Sprengung sei laut Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt die wirtschaftlichste und zugleich schonendste Lösung – obwohl sich das Stadion mitten in einem dicht besiedelten Gebiet befindet.
Die übrigen beiden Masten sollen versetzt und in das neue Areal integriert werden. Der Zeitpunkt der Sprengung liegt voraussichtlich zwischen dem dritten und vierten Quartal 2025. Kritiker fordern, die Masten als bauliche Zeugnisse der DDR-Zeit zu erhalten.
Offene Schuttberge und fehlende Einhausung: Initiative kritisiert unzureichende Schutzmaßnahmen
Anfang 2025 wurde im Schutt der Osttribüne schwach gebundener Asbest festgestellt. Während das Bezirksamt zum Zeitpunkt des Fundes betonte, von der Substanz gehe keine Gefahr für die Öffentlichkeit aus, äußert die „Bürgerinitiative Jahnsportpark“ inzwischen Bedenken hinsichtlich einer akuten Gefährdung, weil die Fasern leicht freigesetzt werden könnten. Sie kritisieren, dass die Abrissarbeiten trotz dieser Risiken zunächst fast zwei Monate ohne ausreichende Staubschutzmaßnahmen liefen.
Ende April zeigten sich die ersten sichtbaren Reaktionen. Arbeiterinnen und Arbeiter bedeckten die Schuttberge plötzlich mit Planen, trugen Schutzanzüge und Atemmasken. Für die Anwohnerschaft sei dies ein beunruhigendes Zeichen gewesen. Die Bürgerinitiative sprach von einer intransparenten Informationspolitik und reichte Strafanzeige gegen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen ein. Parallel wurde eine Beschwerde bei der Umweltverwaltung eingereicht.
Im Video: Der Abriss des Cantianstadions im Jahnsportpark aus der Luft
Quellen: Bürgerinitiative Jahnsportpark, NaturFreunde Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, LOR Landschaftsarchitekten, Verein Pfeffersport, Bürgerverein Gleimviertel, rbb, Tagesspiegel, Berliner Zeitung
Was wurde denn nun eingespart?