An der Warschauer Straße in Friedrichshain verdichten sich die Pläne für ein weiteres Hochhausprojekt: Nach dem bereits realisierten „EDGE East Side“ Tower und dem geplanten 100-Meter-Hochhaus auf dem RAW-Gelände könnte nun ein 140 Meter hoher Neubau entstehen. Der Berliner Senat hat das Bebauungsplanverfahren übernommen und sich gegen den Bezirk durchgesetzt. Zwischen Bezirk und Senat gab es zuvor heftige Auseinandersetzungen über die künftige Nutzung der Fläche.

Das Baugrundstück an der Rudolfstraße liegt unmittelbar an der Warschauer Brücke. Doch braucht es dort tatsächlich ein weiteres Hochhaus? Während der Senat darin eine Chance für zusätzlichen Wohnraum sieht, warnt der Bezirk vor übermäßiger Verdichtung und spekulativen Entwicklungen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Nach dem fertiggestellten „EDGE East Side“ Tower und dem geplanten 100-Meter-Hochhaus auf dem RAW-Gelände an der Warschauer Brücke in Berlin-Friedrichshain soll nun ein 140 Meter hoher Neubau folgen. Um den Bau von bis zu 500 Wohnungen zu beschleunigen, hat der Berliner Senat das Bebauungsplanverfahren V-67 an sich gezogen. Zuvor hatten sich Senat und Bezirk heftig über die zukünftige Nutzung des Areals gestritten. Das Areal liegt südlich der Bahngleise zwischen der Warschauer Brücke und dem S-Bahnhof Warschauer Straße. Die Fläche umfasst etwa 19.000 Quadratmeter und soll künftig zu einem gemischt genutzten Quartier mit hohem Wohnanteil entwickelt werden.
Die Entscheidung begründete die Senatsverwaltung damit, dass mit dem Bezirk keine Einigung über die Planungsziele erzielt werden konnte. Besonders strittig war der Anteil an Wohnraum, den der Bezirk gegenüber reinen Gewerbenutzungen zunächst nicht vorsah. Der Senat sieht ein dringendes Gesamtinteresse im Wohnungsbau und strebt eine zügige Umsetzung an. Auch die gewünschte Höhe des geplanten Hochhauses – rund 140 Meter – soll nun im weiteren Verfahren geprüft werden. Nach Angaben der Senatsverwaltung könnte die kompakte Bauweise zudem helfen, eine Netto-Null-Flächenversiegelung zu erreichen und die versiegelte Bodenfläche möglichst gering zu halten.
Hochhauspläne statt Gewerbeflächen: Neue Richtung für das Areal an der Warschauer Brücke
Auf dem Gelände will die Atrium Development Group ein Hochhaus errichten, das rund 140 Meter hoch werden könnte. Zusätzlich sollen Blockrandbebauungen entstehen. Insgesamt sollen auf etwa 98.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche rund 50.000 Quadratmeter für Wohnen und davon 25.000 für sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Der Rest ist für Gewerbe vorgesehen, wie der Tagesspiegel berichtet.
Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/ Die Grünen) hatte ursprünglich eine deutlich kleinere Bebauung mit Fokus auf Gewerbe angestrebt. Ein Kompromissvorschlag des Bezirks, die Fläche als „urbanes Gebiet“ auszuweisen, reichte dem Senat nicht aus. Streitpunkt war auch der Zeitrahmen: Während der Bezirk eine Fertigstellung des Verfahrens bis 2028 plante, strebt der Senat einen Abschluss bis Ende 2026 an.
Kritik am Verfahren: Bezirk spricht von Investorenarchitektur und mangelnder Transparenz im Planungsverfahren
Florian Schmidt zeigte sich angesichts der Entscheidung enttäuscht. Er kritisierte, der Senat genehmige für verhältnismäßig wenig bezahlbaren Wohnraum sehr viel Baumasse. Nur die Hälfte der Wohnungen solle sozial gefördert sein, die übrigen könnten hochpreisig werden. Aus Sicht des Bezirks drohe damit die Entstehung eines Hochhausprojekts, das vor allem Luxuswohnungen umfasse.
Schmidt bemängelte zudem, dass zentrale Vorgaben aus dem Hochhausleitbild des Landes Berlin nicht eingehalten worden seien. Eine gesamtstädtische Betrachtung, eine Anhörung des Baukollegiums sowie eine Vor-Ort-Beteiligung der Öffentlichkeit hätten bislang nicht stattgefunden. Darüber hinaus kritisierte der Bezirk, dass mit der Festlegung auf den Investorenvorschlag Bodenspekulation begünstigt und die Entwicklung des angrenzenden Areals „Rudolfband-Mitte“ erschwert werde.
Zwei weitere Hochhäuser an der Warschauer Straße? Diskussion um Richtung der Stadtentwicklungspolitik
Das geplante Hochhaus wäre nicht das einzige neue Projekt in diesem Bereich. Auf dem benachbarten RAW-Gelände soll ein weiteres Hochhaus mit einer Höhe von etwa 100 Metern entstehen. Die Pläne der Kurth-Gruppe sehen dort eine Mischnutzung mit Gewerbe und Kulturangeboten vor.
Zusammen mit dem bereits bestehenden „EDGE East Side“ Tower, der künftig Amazon als Hauptmieter beherbergen wird, verändert sich das Stadtbild rund um die Warschauer Brücke grundlegend. In der traditionell flachen Berliner Stadtsilhouette werden neue vertikale Akzente gesetzt – nicht ohne politische Kontroversen.

Der „EDGE East Side“ Tower an der Warschauer Straße markiert mit 140 Metern Höhe einen neuen städtebaulichen Schwerpunkt in Friedrichshain. Als reines Bürohochhaus mit Amazon als Hauptmieter bleibt sein Einfluss auf das Quartier jedoch umstritten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Kurth Real Estate, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Gut so! Die Provinzpolitiker in den Dörfern (Bezirken) schaffen es teilweise Projekte um Jahr(zent)e zu verzögern, und dann kommt noch Mist dabei raus.
Der Bezirk macht aber leider schon wieder Stimmung dagegen, die werden klagen und alles dafür tun um das Projekt zu verzögern und zu verhindern. Ich hoffe der Senat setzt sich am Ende durch.
Sehe ich genauso! Gut, dass dem Bullberbü-Baustadtrat Florian Schmidt die Angelegenheit entzogen wird. Der aktuelle Senat hatte ja bisher nicht allzu viele Erfolge vorzuweisen. Wenn er jetzt überall dort, wo sich durch Bezirke zu verantwortende Verzögerungen abzeichnen, die Verfahren sofort an sich zieht, dürfte das die erste positive Abgrenzung von den vorherigen Berliner Senaten sein. Aus dem Wegner-Senat könnte noch was werden!
Es gibt keine andere Möglichkeit als an dem „Dorfplatz-Regenten“ Florian Schmidt vorbeizuregieren. Andernfalls ist Stadtentwicklung nicht möglich.
Etwas besseres kann dieser Schmuddelgegend gar nicht passieren. Und was Wegener dort gerade veranlaßt, ist haargenau das, was wir von Politikern erwarten: Finger ziehen und endlich all die Reichsbedenkenträger auf ihren Platz verweisen….So gewinnt man dann auch später die Wiederwahl… ohne ständig bei diversen Talkshows aufzuschlagen.
Richtig so, dieser Provinzfürst Florian Schmidt ist absolut nicht in der Lage und willens Berlin großstädtisch, geschweige denn weltstädtisch zu denken,der hat immer nur seine Bullerbü-Fantasien im Kopf. Im Prinzip sollte jedes Hochhaus, sagen wir mal ab einer Höhe von 90 Metern, in der Entscheidungsgewalt durch den Senat stehen und nicht durch die Querköpfe in den Bezirken verhindert werden können. Nebenbei könnte man auch noch dieses unsägliche Baukollegium auflösen, dort sitzen ja auch nur Zauderer und Verhinderer solcher Projekte.
Luxuswohnungen in Turmhochhäusern gelten als schwer vermietbar und entlasten den Wohnungsmarkt überhaupt nicht.
Turmhäuser machen architektonisch wenig Sinn.
Und der Senat, der jetzt das Verfahren an sich zieht, hatte das gleiche auch schon bei diversen krachend gescheiterten Sigma-Bauprojekten versucht – mit peinlichem Ergebnis.
Es wäre gut, en Profis im Bezirksamt zu vertrauen, statt einem Herrn Gäbler, der wenig verspricht und noch weniger hält. Von Luftschloss-Architekt Wegnr ganz zu schweigen…
Was für ein Quatsch! Erstens in den 70er und 80er Jahren hat man deutschlandweit massenhaft Punkthochhäuser als sozialen Wohnungsbau realisiert. Zweitens wurden bereits in den letzten Jahren an der Frankfurter Allee und am Bhf Lichtenberg je ein neues Turmhochhaus mit 1/3 sozialwohnungen errichtet. Drittens, die sind überhaupt nicht schwerer vermietbar und natürlich entlastet es auch den Bestand in der Umgebung. Die Luxuswohnungen werden aktuell vor allem in Altbau-Bestandswohnungen angeboten und fast alle privat finanzierten Neubauten mit Berliner Traufhöhe werden in Innenstadtlagen im Luxussegment angeboten. Unter 20€ kalt kriegen sie in Friedrichshain keine Neubauwohnung, es sei denn es ist eine Sozialwohnung. Woran machen Sie fest dass es architektonisch keinen Sinn macht? Natürlich macht es Sinn weniger Bauland zu verbrauchen als nötig und Infrastruktur durch Verdichtung möglichst gering zu halten.