Nach jahrzehntelangem Stillstand nimmt das „Wandsbeker Tor“ eine neue Gestalt an. DCD Services plant an der Wandsbeker Chaussee ein maßstäbliches Wohnquartier mit 115 Wohnungen und Backsteinfassade.

Das geplante „Quartier City Wandsbek“ soll das Stadtbild an der Wandsbeker Chaussee neu prägen. / © Foto: Wikimedia Commons, Uwe Rohwedder, CC BY-SA 4.0
© Visualisierung Titelbild: Coido Architects
© Foto: Wikimedia Commons, Uwe Rohwedder, CC BY-SA 4.0
An der stark befahrenen Kreuzung von Wandsbeker Chaussee, Hammer Straße und Brauhausstraße erhält eines der bekanntesten Dauerprojekte Hamburgs eine neue Perspektive. Über das „Wandsbeker Tor“ wurde jahrzehntelang diskutiert, doch konkrete Baufortschritte blieben bislang aus. Nun hat ein neuer Projektentwickler das Vorhaben übernommen und legt einen deutlich überarbeiteten Entwurf vor.
Das Hamburger Unternehmen DCD Services mit Sitz in der HafenCity verantwortet die Neuentwicklung des Areals seit rund einem Jahr. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Coido Architects wurde das frühere Hochhauskonzept überarbeitet. Statt zweier 60 Meter hoher Türme ist nun ein achtgeschossiges Wohn- und Geschäftsgebäude vorgesehen, das sich an der umgebenden Bebauung orientiert und die Kreuzung städtebaulich fassen soll.
„Quartier City Wandsbek“: Neues Wohn- und Geschäftshaus statt Hochhaus
Nach Angaben des Unternehmens soll ein Bau entstehen, der sich harmonisch in das Straßenbild einfügt und zugleich die Qualitäten urbanen Wohnens entlang der Hauptverkehrsachsen hervorhebt. Der Entwurf für das neue „Quartier City Wandsbek“ sieht eine rote Backsteinfassade vor, die an die hanseatische Bautradition anknüpft und ein wohnliches Erscheinungsbild schafft.
Geplant sind 115 Wohnungen, die sich über acht Geschosse verteilen. Im Erdgeschoss sollen 500 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen, vorgesehen unter anderem für eine Bäckerei oder kleinere Läden. Auf diese Weise soll die Nutzungsmischung an der stark frequentierten Straßenecke fortgeführt und gleichzeitig belebt werden.
Neubau an der Wandsbeker Chaussee kostet bis zu 60 Millionen Euro
Das Investitionsvolumen für den Neubau wird auf 50 bis 60 Millionen Euro geschätzt. Geplant sind Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, von denen etwa 35 Prozent öffentlich gefördert werden. Die meisten Wohnungen werden zwei bis drei Zimmer umfassen und zwischen 52 und 85 Quadratmeter groß sein.
Das architektonische Konzept legt besonderen Wert auf Licht, Freiraum und Ruhe. Ein großzügiger Innenhof, eine etwa fünf Meter hohe verglaste Loggia sowie eine gemeinschaftliche Dachterrasse sollen Aufenthaltsqualität und Helligkeit schaffen. Um den Verkehrslärm der Wandsbeker Chaussee und der benachbarten Bahnstrecke zu mindern, werden die Schlafzimmer zum Innenhof ausgerichtet.
Baustart in Hamburg-Wandsbek voraussichtlich ab 2027
Der neue Entwurf wurde im Planungsausschuss des Bezirks Wandsbek vorgestellt und fand dort breite Zustimmung. Der Beschluss zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans fiel einstimmig aus. Im November soll die öffentliche Bürgerbeteiligung beginnen.
Wenn das Verfahren weiter planmäßig verläuft, könnte die Baugenehmigung Anfang 2027 erteilt werden. Anschließend soll die bestehende Bebauung, in der sich derzeit eine Bäckerei, eine Shishabar und ein Asia-Lokal befinden, abgerissen werden. Neben dem Neubau ist eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen vorgesehen. Die Fertigstellung wird etwa zwei Jahre nach Erteilung der Baugenehmigung erwartet.
DCD Services: Neues Unternehmen will Stadtentwicklung voranbringen
Die Entwicklung des Wandsbeker Projekts markiert zugleich den Auftakt für das neu gegründete Unternehmen DCD Services, das von Projektentwickler Lothar Schubert gegründet wurde. Das interdisziplinäre Team aus Ingenieuren, Architekten, Marketingexperten und Betriebswirten arbeitet deutschlandweit an Projekten unterschiedlicher Immobilienklassen.
Der Fokus liegt auf der Realisierung stockender Projekte, der Revitalisierung bestehender Immobilien und der Schaffung neuen Baurechts. Schubert erklärte, dass die Umsetzung von Neubauten in vielen Städten nahezu zum Stillstand gekommen sei. Stadtentwicklung bedeute heute, bestehende Planungen wieder aufzugreifen und durch gezielte Konversionen und rechtliche Anpassungen zukunftsfähig zu machen.
Hamburgs Stadtentwicklung setzt auf durchmischte Quartiere
Mit dem „Quartier City Wandsbek“ verfolgt DCD Services das Ziel, Maßstäblichkeit, Materialität und Wohnqualität in Einklang zu bringen. Die Neuplanung greift den Wunsch nach einer baulichen Einbindung in das städtische Umfeld auf und verzichtet bewusst auf die früher angestrebte Hochhausdominanz.
Für Wandsbek könnte das Vorhaben nach Jahren des Stillstands einen Wendepunkt markieren. Das Projekt steht beispielhaft für eine Entwicklung, die in Hamburg zunehmend sichtbar wird: Statt spektakulärer Hochhausentwürfe entstehen durchmischte, kontextbezogene Quartiere mit klarer Struktur, urbanem Charakter und wohnlicher Atmosphäre.
Quellen: Hamburger Abendblatt, Immobilien Zeitung, Immobilienmanager
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