Der Bahnhof Kottbusser Tor in Kreuzberg gilt als einer der problematischsten Orte Berlins – nun soll er zu einem Innovationslabor für urbane Sicherheit und Aufenthaltsqualität werden. Die BVG plant umfangreiche Maßnahmen, die von intelligenter Technik bis hin zu Kunst und Musik reichen. Auch ein modulares Sicherheitszentrum ist Teil dieser Planungen.

Am Kottbusser Tor will die BVG neue Maßstäbe für Sicherheit, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität setzen. Ein vielschichtiges Maßnahmenpaket soll den legendär schwierigen Bahnhof in ein Pilotprojekt für ganz Berlin verwandeln. / © Foto: Wikimedia Commons / Reinhold Möller Ermell
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Der U-Bahnhof Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg steht seit Jahren im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit – nicht nur wegen seines chaotischen Alltags, sondern auch aufgrund seiner Einstufung als kriminalitätsbelasteter Ort. Nun wollen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Standort grundlegend verändern und ihn zu einem sogenannten „Innovationsbahnhof“ entwickeln.
Ziel dieses Vorhabens ist es, durch eine Vielzahl neuer Maßnahmen das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu stärken, das Erscheinungsbild der Station zu verbessern und neue Wege im Umgang mit komplexen urbanen Herausforderungen zu beschreiten.
Kreuzberg: Bahnhof Kottbusser Tor soll zum „Innovationsbahnhof“ umgebaut werden
Bereits seit 2024 setzt die BVG auf der besonders belasteten U-Bahnlinie U8 verstärkt auf sogenannte Reinigungsstreifen – Teams aus Sicherheits- und Reinigungskräften, die gemeinsam Bahnhöfe und Züge betreuen. Diese Maßnahme wurde inzwischen auf weitere Linien wie die U5, U7 und U9 ausgeweitet und soll nun in den Regelbetrieb übergehen.
Auch der U-Bahnhof Kottbusser Tor profitiert von dieser Ausweitung, wie es von BVG-Seite heißt. Im Zentrum der künftig geplanten Veränderungen steht jedoch ein umfassender Katalog an Pilotprojekten, die über klassische Reinigungs- oder Sicherheitsmaßnahmen hinausreichen.
Modulares Sicherheitszentrum soll den Bahnhof Kottbusser Tor sicherer machen
Eine zentrale Neuerung stellt das geplante modulare Sicherheitszentrum dar. Es soll dauerhaft oder temporär – etwa zu Großveranstaltungen – am Bahnhof eingesetzt werden und sowohl für Fahrgäste als auch Einsatzkräfte als fester Anlaufpunkt dienen.
Im Unterschied zu früheren Stationshäuschen lässt sich das Sicherheitszentrum flexibel aufbauen und gegebenenfalls an anderen Orten wiederverwenden – so jedenfalls die Theorie. Auch neue Maßnahmen zur besseren Orientierung und Einsicht in schwer einsehbare Bereiche sind vorgesehen, etwa durch den Einbau von Spiegeln in den verwinkelten Bereichen des Bahnhofs.
Kreuzberg: Der seit 1980 geschlossene Südeingang am Bahnhof Kottbusser Tor soll geöffnet werden
Darüber hinaus wird derzeit geprüft, den seit den 1980er-Jahren geschlossenen südlichen Ausgang des Bahnhofs wieder zu öffnen. Dies würde nicht nur zu einer besseren Verteilung der Fahrgastströme beitragen, sondern auch angrenzende öffentliche Räume stärker erschließen, so die Projektplaner. Die BVG steht dazu nach eigenen Angaben im Austausch mit dem Bezirk und der Senatsverwaltung.
Ein weiteres Element des Innovationskonzepts ist der geplante Einsatz intelligenter Kameratechnik. Diese Systeme sind bereits in Betrieb und sollen Gefahren wie das Betreten der Gleise durch Menschen oder Tiere frühzeitig erkennen.
„Intelligente Kameratechnik“ ist schon im Einsatz – und soll deutlich ausgeweitet werden
Perspektivisch sollen sie auch dazu beitragen, Müll oder verlassene Gegenstände am Bahnsteig zu identifizieren. Ergänzend dazu ist für die zweite Jahreshälfte 2025 ein Testlauf für einen Whatsapp-Kanal geplant, über den Fahrgäste rund um die Uhr Verunreinigungen und Schäden melden können – inklusive Feedback durch die BVG.
Die Maßnahmen gehen jedoch über technische Aufrüstung hinaus. Auch kulturelle und atmosphärische Verbesserungen sind Teil des Projekts: So soll Musik mit lokalem Bezug – etwa Jazz oder Techno von Kreuzberger Künstlern – am Bahnsteig abgespielt werden. Kunstinstallationen sollen zudem das Erscheinungsbild der Station aufwerten und eine neue Aufenthaltsqualität schaffen.
Schulungen, Kunstinstallationen und lokale Musik sollen die Aufenthaltsqualität erhöhen
Flankierend werden Schulungen für das Personal geplant, um den Umgang mit obdachlosen oder suchtkranken Menschen zu verbessern. Zusätzlich will die BVG mit einer Informationskampagne über Sicherheitsvorkehrungen aufklären, darunter Notrufsäulen und Notschalter in Zügen und Bahnhöfen.
Mit dem Innovationsbahnhof Kottbusser Tor will die BVG nicht nur ein sichtbares Zeichen gegen die sozialen und infrastrukturellen Herausforderungen des Ortes setzen, sondern auch ein übertragbares Modell schaffen, das bei Erfolg auf andere Bahnhöfe ausgeweitet werden kann. Ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen wurde bislang jedoch nicht veröffentlicht.
Quellen: BVG, RBB, Berliner Morgenpost
Schön wär’s. Aber wie am Mehringplatz (U Hallesches Tor) glaube ich ohne signifikante städtebauliche Einschnitte nicht mehr an Verbesserungen durch Maßnahmen der genannten Art. 20 Jahre Erfahrung mit Berlin lassen mich resignieren.