Wien gilt dank seiner öffentlichen Gemeindebauten häufig als Vorbild für eine erschwingliche Wohnungspolitik. Doch bei den Mieten für Neuvertragswohnungen zeigt sich ein anderes Bild. Laut einer aktuellen Untersuchung bewegen sich die Mietpreise in Wien, Berlin und Hamburg auf nahezu gleichem Niveau – und damit deutlich unter dem Spitzenreiter München.
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Text: Stephanie Engler
Die von Empirica analysierten Daten des Mikrozensus 2022 in Deutschland und Österreich zeigen, dass die durchschnittlichen Neuvertragsmieten (brutto kalt) in Wien bei 12,04 € pro Quadratmeter liegen. Berlin folgt knapp dahinter mit 11,90 € pro Quadratmeter, während Hamburg mit 12,60 € etwas höher liegt. München überragt diese Werte jedoch deutlich: In der bayerischen Landeshauptstadt zahlen Mietende im Durchschnitt 17,90 € pro Quadratmeter – eine Ausnahme innerhalb des untersuchten Städtekreises.
Auch der langfristige Mietanstieg wurde untersucht. Zwischen 2010 und 2022 stiegen die Neuvertragsmieten in Hamburg um 3,60 € pro Quadratmeter (+40 %) und in Wien um 3,80 € (+46 %). Berlin verzeichnete mit 4,70 € (+65 %) den stärksten relativen Anstieg. Allerdings erklärt sich dieser Wert durch die vergleichsweise niedrige Ausgangsmiete in Berlin zu Beginn des Beobachtungszeitraums. München verzeichnete in absoluten Zahlen den stärksten Anstieg von 6,40 € (+57 %), was jedoch vor allem auf die bereits hohen Ausgangsmieten zurückzuführen ist.
Wien, Hamburg und Berlin: Unterschiedliche Wohnungspolitik, ähnliche Ergebnisse
Trotz der stark unterschiedlichen Wohnungspolitik in Wien, Hamburg und Berlin zeigt der Städtevergleich wenig Unterschiede bei den aktuellen Neuvertragsmieten. Harald Simons, Vorstand von Empirica, erklärte gegenüber der Immobilien Zeitung, dass die Strategien der drei Städte seiner Einschätzung nach nicht zu abweichenden Ergebnissen bei den Kosten für die Anmietung einer Wohnung geführt hätten.
München nehme eine Sonderstellung ein, da der dortige Wohnungsmarkt aus seiner Sicht deutlich weniger leistungsfähig sei und sich kontinuierlich verschlechtere. Bereits 2010 lagen die Neuvertragsmieten in München etwa 41 % über dem Durchschnitt der anderen Städte. Bis 2022 hat sich dieser Abstand auf 47 % vergrößert, was die anhaltenden Herausforderungen des Münchner Wohnungsmarktes verdeutlicht.
Hamburg: Ein moderater Anstieg im Vergleich zu anderen Großstädten
Im direkten Vergleich zeigt sich Hamburg als eine der Städte mit einem eher moderaten Anstieg der Neuvertragsmieten. Dennoch bleibt der Handlungsbedarf auf dem Wohnungsmarkt bestehen, um eine weitere Belastung von Mietenden zu verhindern.
Städte wie Wien und Berlin verdeutlichen, dass auch unterschiedlichste politische Ansätze zu vergleichbaren Mietniveaus führen können. Die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum bleibt somit ein zentrales Thema – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich.
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Quellen: Immobilien Zeitung, Thomas Daily, Empirica