Die Brücke an der Edisonstraße in Berlin-Oberschöneweide ist offenbar akut einsturzgefährdet und wird schon in den kommenden Wochen abgerissen – ein Wiederaufbau ist nicht vorgesehen. Für den Berliner Südosten bedeutet das eine dauerhafte Veränderung im Verkehrsnetz. Der Berliner Senat richtet einen Krisenstab ein.

Aus und vorbei für die Brücke an der Wuhlheide: Der Berliner Senat setzt auf Rückbau statt Wiederaufbau. Der Beschluss markiert einen tiefen Einschnitt für Anwohner, Pendler und Berliner Verkehrsbetriebe. / © Foto: IMAGO / Sabine Gudath
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Seit Anfang Mai ist die Brücke an der Wuhlheide in Oberschöneweide, die die Kreuzung Edisonstraße/Treskowallee im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick überquert, für den Autoverkehr gesperrt. Nach Angaben der Berliner Verkehrsverwaltung wurden an dem Bauwerk Schäden durch eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion festgestellt.
Anschließend untersuchten Fachleute das Ausmaß der Bauschäden, um über mögliche weitere Schritte zu entscheiden. Ob das Bauwerk instand gesetzt oder vollständig zurückgebaut werden sollte, war bislang unklar, doch nun gibt es ein überraschend klares Ergebnis: Nach einem Bericht des RBB sei die Brücke einsturzgefährdet und soll zeitnah abgerissen werden.
Marode Brücke in Oberschöneweide: Stahlgerüst soll seitliches Umkippen verhindern
Die marode Brücke und die umliegenden Bereiche sind ab sofort für den gesamten Verkehr gesperrt – Autos, Straßenbahnen und auch Fußgänger dürfen den Bereich nicht mehr passieren. Nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung soll bis Mittwoch ein Stahlgerüst errichtet werden, um ein seitliches Wegkippen der Brücke zu verhindern. Es werde laut Senat Wochen dauern, bis das Bauwerk so weit zurückgebaut sei, dass die Straßenbahnverbindung wieder aufgenommen werden könne.
Laut Verkehrsverwaltung könne ein strukturelles Versagen der Brücke nicht mehr ausgeschlossen werden. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) kündigte auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz an, dass die Ausschreibung für den Abriss noch in dieser Woche beginne. Erste Gespräche mit Bauunternehmen habe es bereits gegeben, geprüft werde insbesondere, wer kurzfristig Kapazitäten bereitstellen könne.
Verkehrssenatorin Ute Bonde will mit dem Brückenabriss so schnell wie möglich beginnen
Die Vergabe solle zur Hälfte nach dem Tempo der Ausführung und nur zur Hälfte nach Preis erfolgen – eine ungewöhnliche Gewichtung. Ziel sei es, vor allem die BVG-Gleise so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen. Die Arbeiten sollen rund um die Uhr stattfinden, was laut Bonde mit erheblicher Lärmbelastung für die Anwohnenden verbunden sein werde.
Die Senatorin sprach von einem weiteren Beispiel maroder Infrastruktur, das nun drastische Maßnahmen erforderlich mache. Einen konkreten Abrisszeitpunkt gebe es allerdings noch nicht. Die unter der Brücke verlaufenden Straßenbahnlinien M17, 21, 27, 37 und 67 sind von den derzeitigen Sperrungen direkt betroffen.
Gesperrte Tramlinien: BVG-Inselkonzept soll Umleitungen und Umstiege ermöglichen
Die BVG hat kurzfristig ein sogenanntes Inselkonzept erarbeitet, das unter anderem eine Verlängerung der Linie 67 vorsieht, um den Umstieg auf die S-Bahn zu erleichtern. Bonde empfahl Pendlerinnen und Pendlern daher, auf die S-Bahn auszuweichen.
BVG-Chef Henrik Falk betonte, dass insbesondere die Lage der Betriebswerkstätten nördlich der Brücke problematisch sei, da sie nun nicht mehr erreichbar seien. Zwar habe man einige Ersatzfahrzeuge rechtzeitig auf die Südseite gebracht, langfristig entstehe jedoch ein Versorgungsproblem, da Straßenbahnen regelmäßig gewartet werden müssten.
Marode Brücke an der Wuhlheide: Verkehrsverwaltung richtet Krisenstab ein
Die Senatsverwaltung kündigte die Einrichtung eines Krisenstabs an, dem neben Polizei und Feuerwehr auch BVG, Verkehrsmanagement und Bezirk angehören sollen. Dieser solle alle Maßnahmen koordinieren, um die verkehrlichen Folgen zu begrenzen. Aufgrund des schlechten baulichen Zustands sei mit einem zügigen Abriss zu rechnen.
Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) erklärte, dass ein Neubau der Brücke nicht zwingend notwendig sei – vorausgesetzt, es werde eine alternative Verkehrslösung gefunden, die auch Verbesserungen für die angrenzenden Ortsteile Karlshorst, Lichtenberg und Oberschöneweide bringe.
Verkehrssenatorin Ute Bonde: Autobrücke in Oberschöneweide wird nicht wieder aufgebaut
Verkehrssenatorin Bonde kündigte ebenfalls an, dass die Brücke nicht wieder aufgebaut werden soll. Diese Forderung war zuvor bereits von Grünen-Politikerin Antje Kapek sowie vom Bund für Umwelt und Naturschutz erhoben worden.
Igel forderte eine schnelle und tragfähige Lösung, räumte jedoch ein, dass Anwohnende zunächst mit längeren Wegen und mehr Verkehrsbelastung rechnen müssten. Der Abriss müsse möglichst rasch erfolgen, idealerweise innerhalb weniger Wochen.
Die Brücke wurde 1989 eröffnet, kurz vor dem Mauerfall, und sollte ursprünglich eine zügige Anbindung an eine geplante Autobahn ermöglichen. Zuletzt fuhren im Schnitt rund 3.400 Fahrzeuge pro Tag über das Bauwerk.
Quellen: RBB, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Während der gesamten DDR-Zeit gab es da nie eine Brücke. Insofern geht es wieder zurück zum Originalzustand. Heißt; wieder an der Ampel stehen.
Gut, umgekehrt kann man sagen, dass die DDR, die an allen Ecken und Enden sparen musste – insbesondere Ende der 80er Jahre – den Bau einer Brücke für erforderlich erachtete, und dass bei dramatisch weniger Straßenverkehr als heute!