Berlin will Olympia – doch der Weg dorthin führt wieder einmal nur über einen innerdeutschen Wettbewerb und internationale Vorgaben. Das „One-Village“-Prinzip des IOC zwingt die deutschen Metropolen in einen Wettstreit um den Zuschlag. Berlin wird sein Konzept am kommenden Dienstag im Olympiastadion präsentieren und aller Voraussicht nach mit Hamburg, München und NRW konkurrieren.

Aus dem angedachten Olympia-Tandem Berlin-Hamburg wird nichts: Das IOC verlangt ein zentrales Austragungskonzept – und Berlin bringt sich nun als Hauptstandort für die Spiele 2036, 2040 oder 2044 in Stellung. / © Foto: IMAGO / Camera4
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In Berlin ist in den vergangenen Jahren oft über eine mögliche Bewerbung Deutschlands – mit Berlin als Ankerstadt, so wie bei den nun durchgeführten Spielen in Frankreich – diskutiert worden. Hamburg, welches als deutscher Bewerber für die Spiele 2024 oder 2028 ins Rennen hätte gehen können, verzichtete letztlich auf eine Bewerbung, da sich die Hamburger Bevölkerung im Jahr 2015 dagegen ausgesprochen hatte.
Auch die Bundesregierung unterstützt nach eigener Aussage die Bestrebungen des DOSB für eine erneute Olympia-Bewerbung, die scheidende Innenministerin Nancy Faeser unterzeichnete im vergangenen Jahr in Paris medienwirksam eine entsprechende Absichtserklärung.
Berlin als europäische Sportmetropole: Potenzial für eine Olympia-Bewerbung
Dass Berlin als eine der großen europäischen Sportmetropolen mit seinem großen Fundus an bestehenden Sportstätten ein bedeutender Teil einer solchen Olympia-Bewerbung sein könnte, liegt auf der Hand. Berlins Innensenatorin Iris Spranger hatte sich dann im August 2024 öffentlich für ein Tandem der beiden größten deutschen Städte Berlin und Hamburg stark gemacht, wie der RBB damals berichtete.
Die 62-Jährige erklärte dereinst gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass ein „sportliches Tandem“ zwischen Berlin und Hamburg sowie weiteren Städten ein „charmanter“ Punkt einer nationalen Bewerbung sein könnte.
Innensenatorin Spranger schlug im August 2024 ein Tandem aus Berlin und Hamburg vor
Dies sollte 50 Jahre nach der Wiedervereinigung ein herausragendes Zeichen des Zusammenwachsens darstellen, wenn die Spiele in den größten Städten im Westen und Osten, Hamburg und Berlin, stattfinden würden. Dabei würde Spranger, wie auch die Bundesregierung, eine Bewerbung für das Jahr 2040 favorisieren.
Laut DPA-Informationen sollen bereits Gespräche mit der Hansestadt stattgefunden haben. Spranger betonte, dass die Zusammenarbeit mit Hamburg ein emotionales und vielfältiges Bild Deutschlands in der Welt vermitteln könnte, da Hamburg eine Mischung aus Großstadt, Coolness und maritimem Flair biete, während Berlin als internationale Sportmetropole und grünste Stadt Deutschlands hervortrete.
Innerdeutscher Wettbewerb: Deutsche Metropolen müssen wieder gegeneinander antreten
Doch aus dem Tandem-Plan Berlin-Hamburg wird nichts. Denn entgegen früherer Darstellungen wird es nach DOSB-Informationen doch einen innerdeutschen Wettbewerb um die Austragung der Olympischen Spiele geben müssen.
Grund dafür ist eine Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das ein sogenanntes „One-Village-Konzept“ fordert. Demnach soll die Mehrheit der Athleten in einem zentralen Olympischen Dorf untergebracht werden, während der Großteil der Wettkämpfe an einem einzigen Standort ausgetragen wird.
Wie Berlins Landessportbund-Präsident Thomas Härtel anschließend bestätigte, bedeutet dies, dass 65 Prozent der Spiele in einer Stadt stattfinden sollen. Ein Modell mit mehreren Hauptstandorten, wie es der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unter Nachhaltigkeitsaspekten bevorzugt hatte, hätte demnach nur äußerst geringe Erfolgsaussichten.
„One-Village-Konzept“: Berlin will Olympia-Pläne am 27. Mai im Olympiastadion präsentieren
Wie die Berliner Bewerbung aussehen soll, soll nach Informationen des Tagesspiegel in der kommenden Woche im Olympiastadion präsentiert werden. Die deutsche Hauptstadt bewirbt sich demnach womöglich für die Olympischen Sommerspiele im Zeitraum zwischen 2036 und 2044 – unter dem Leitmotiv „Berlin+“. Im Falle eines Zuschlags wäre Berlin der Hauptaustragungsort.
Zur Vorstellung des Konzepts werden neben Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner und Sportsenatorin Iris Spranger auch politische Vertreter aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen erwartet, darunter die Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, Manuela Schwesig und Daniel Günther sowie Sachsens Innenminister Armin Schuster.
Olympia in Deutschland: Bewerbungen aus Hamburg, München, Berlin und NRW werden erwartet
Noch ist offen, mit welchen Städten Deutschland letztlich ins Rennen um die Austragung geht. Laut DOSB sollen bis zum 31. Mai Grobkonzepte aus Berlin, Hamburg, München und Nordrhein-Westfalen eingereicht werden. Der DOSB prüft diese anschließend bis September auf ihre Eignung.
Ein Auswahlgremium, das gemeinsam mit politischen Akteuren besetzt wird, soll bis Jahresende das stärkste Konzept ermitteln. Die endgültige Entscheidung über eine Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee ist für spätestens September 2026 geplant. In Berlin ist – im Unterschied zu anderen Bewerberstädten – derzeit keine Bürgerbefragung vorgesehen.
Ob dies ein Vorteil im Rennen um die Olympia-Bewerbung ist, bleibt abzuwarten. Immerhin haben Hamburg (Sommerspiele) und München (Winterspiele) bereits eine Volksbefragung hinter sich, bei der die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich gegen eine Bewerbung gestimmt haben.

Die deutsche Olympia-Bewerbung nimmt Fahrt auf – doch statt Kooperation heißt es jetzt Konkurrenz. Berlin, Hamburg, München und NRW müssen gegeneinander antreten, um das IOC zu überzeugen. Berlin setzt auf das bereits bestehende Olympiastadion. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: RBB, Berliner Morgenpost, Landessportbund Berlin, DOSB, Deutsche Presse Agentur, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Der Tagesspiegel