Hamburg bewirbt sich erneut um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele. Mit dem Olympiakonzept HAMBURG+ will die Hansestadt zeigen, wie urbane Dichte, Nachhaltigkeit und sportliche Großereignisse auf einzigartige Weise zusammengebracht werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf kurzen Wegen, dem Erhalt bestehender Infrastruktur und einem starken gesellschaftlichen Impuls für Teilhabe und Bewegung.
© Visualisierungen: moka-studio 2025
Die Bewerbungskonzeption HAMBURG+, die Ende Mai 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, markiert Hamburgs zweite große Initiative zur Austragung der Olympischen Spiele – dieses Mal mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit, urbane Integration und gesellschaftliche Wirkung. Im Mittelpunkt steht die Idee, die Spiele in die Stadt zu holen, ohne dass sich diese dafür verbiegen muss. Stattdessen sollen sich die Olympischen und Paralympischen Spiele nahtlos in die bestehende Struktur der Elbmetropole einfügen.
Über 80 Prozent der geplanten Sportstätten liegen in einem Radius von sieben Kilometern, viele davon sind bereits vorhanden oder als temporäre Lösungen geplant. Die räumliche Nähe, eingebettet in die städtische Kulisse Hamburgs, soll für ein Festivalerlebnis sorgen, das Athletinnen und Athleten ebenso wie die Bevölkerung und Gäste aus aller Welt begeistert.
Olympische Spiele mitten in Hamburg: Zwei Zentren für ein urbanes Festival
Hamburg setzt bei dem Olympiakonzept HAMBURG+ auf ein dezentrales Konzept mit zwei zentralen „Olympic Parks“: City und Altona. Zwischen dem Heiligengeistfeld, der Alster und dem Volkspark entsteht so ein dichtes Geflecht aus Wettkampfstätten, Begegnungsorten und kulturellen Angeboten. Die Stadt fungiert dabei selbst als Bühne mit Public Viewings, Bewegungsräumen und niedrigschwelliger Teilhabe für alle.
Herzstück ist die Science City Bahrenfeld, die zum Olympischen Dorf werden und anschließend in ein dauerhaftes Quartier für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft überführt werden soll. Die Nähe zwischen Unterkunft und Austragungsstätten erlaubt es rund 40 Prozent der Athletinnen und Athleten, ihre Wettkämpfe zu Fuß zu erreichen – ein Novum in der Geschichte jüngerer Olympiaden.
Neue Arena im Volkspark: Zukunftsperspektive für Sport und Veranstaltungen
Ein zentrales Element der Bewerbung ist der Neubau einer multifunktionalen Arena im Volkspark, die während der Spiele als Leichtathletikstadion genutzt und danach in ein modernes Fußballstadion umgewandelt werden soll. Der Hamburger Sportverein (HSV) hat sich frühzeitig in die Planungen eingebracht, da eine Instandhaltung des bestehenden Volksparkstadions in den 2040er-Jahren wirtschaftlich nicht mehr tragbar erscheint.
Langfristig soll die Arena Platz für bis zu 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauer bieten und neben dem Profifußball auch für Konzerte und wissenschaftliche Veranstaltungen nutzbar sein. Die neue Anlage ist unabhängig vom Olympia-Zuschlag geplant und stellt einen wichtigen Baustein für die Weiterentwicklung des Standorts dar.
HAMBURG+: Ein Mobilitätskonzept der kurzen Wege und mit barrierefreiem Zugang
Das Mobilitätskonzept von HAMBURG+ ist auf kurze Wege und eine klimafreundliche Erreichbarkeit ausgelegt. 96 Prozent der Wettkampfstätten sollen innerhalb von 15 Minuten Gehweg von den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Die geplante U-Bahnlinie U5, die neue S-Bahnlinie S4 sowie autonom fahrende E-Shuttles ergänzen das bestehende Netz und machen den Besuch der Spiele auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen komfortabel.
Bereits heute sind 98 Prozent der Schnellbahnhaltestellen barrierefrei. Der Anspruch der Stadt ist es, die Paralympischen Spiele als Motor für eine noch inklusivere Gesellschaft zu nutzen. Dies betrifft nicht nur die bauliche Infrastruktur, sondern auch Programme zur aktiven Beteiligung von Menschen mit Behinderungen.
Gastgeberstadt mit Herz: Eine olympische Generation für Hamburg
Dabei will Hamburg mit seiner Bewerbung nicht nur ein zweiwöchiges Sportevent veranstalten, sondern langfristig Impulse setzen – insbesondere im Bereich der Bewegungsförderung. Im Rahmen der „Active City Strategie“ sollen Sport und Bewegung fest in den Alltag integriert werden. Geplant ist unter anderem, jedem Kind in Hamburg fünf Sportstunden pro Woche zu ermöglichen, davon drei im Regelunterricht, zwei im Ganztag.
Zudem will die Stadt mit einem internationalen Jugendcamp und einem Gastgeberprogramm für Athletinnen und Athleten den Geist der Spiele auch über die Wettkämpfe hinaus in die Gesellschaft tragen. Familien aus Hamburg sollen internationale Gäste aufnehmen können und so ein zweites Olympia-Erlebnis ermöglichen, geprägt von Austausch, Gastfreundschaft und kultureller Nähe.
Referendum 2026: Hamburgs Bevölkerung entscheidet
Damit die Bewerbung eine breite gesellschaftliche Basis erhält, wird der Hamburger Senat im Mai 2026 ein Referendum durchführen. Der Vorschlag über das Olympiakonzept HAMBURG+ soll rechtzeitig in die Hamburgische Bürgerschaft eingebracht werden. Ziel ist es, ein verbindliches Votum der Bevölkerung einzuholen, bevor der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Herbst 2026 über die Einreichung beim Internationalen Olympischen Komitee entscheidet.
Die Stadtpolitik zeigt sich geschlossen in ihrer Unterstützung – von SPD und CDU bis zur Handelskammer. Kritik kommt hingegen von Umweltverbänden und der Bewegung NOlympia, die bereits beim ersten Bewerbungsversuch 2015 Widerstand organisiert hatte. Der erneute Anlauf zeigt jedoch, dass der olympische Gedanke in Hamburg weiterhin lebendig ist.
Science City Hamburg Bahrenfeld (geplantes Olympisches Dorf)
Volksparkstadion (geplante neue Arena)
Heiligengeistfeld (geplantes Veranstaltungsareal)
Alsterufer (geplante Veranstaltungsorte)
Quellen: hamburg.de, Hamburger Abendblatt, Die Welt, Hamburg Active City