Das Quartier „Blankenburger Süden“ in Berlin-Pankow soll ein Vorzeigemodell für klimafreundliches Bauen werden – mit Wohnungen für künftig 15.000 Menschen. Dennoch stellen steigende Kosten und verschobene Bauprojekte die ambitionierten Pläne auf die Probe.
© Visualisierung Titelbild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Text: Björn Leffler
Zwischen den Pankower Ortsteilen Blankenburg und Heinersdorf soll auf den ehemaligen Rieselfeldern ein neues Stadtquartier mit bis zu 8.000 Wohnungen, Gewerbeflächen, Schulen, Kindergärten, Freizeit- und Erholungsangeboten sowie weiteren sozialen und kulturellen Einrichtungen entstehen. Zukünftig sollen in diesem neuen Quartier bis zu 15.000 Menschen leben. So weit, so bekannt.
Kürzlich hat der Berliner Senat veröffentlicht, wie das Quartier nach den Vorgaben des 2021 verabschiedeten Prüfkatalogs „Klimacheck“ umgesetzt werden soll. Vor drei Jahren war dieses Planungsinstrument, damals noch von der rotgrünroten Regierungskoalition verabschiedet worden und wurde wie folgt beschrieben: „Ab heute werden alle Senatsvorlagen einem systematischen Klimacheck unterzogen. Damit setzt die Berliner Landesregierung einen ihrer Beschlüsse um, die mit der von Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, initiierten Anerkennung der Klimanotlage Ende 2019 verbunden sind. Der Klimacheck, verankert in der Geschäftsordnung des Senats, soll die klimarelevanten Folgen von Senatsentscheidungen quantifizieren und damit dazu beitragen, CO2-emissionsmindernde Maßnahmen zu ergreifen.“
Klimawandel: Wie sollen Berlins Stadtquartiere im Jahr 2045 aussehen?
Entwickelt wurde das Instrument in der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt – und nun auf die aktuellen Planungen für das Zukunftsquartier im Berliner Norden angewandt. Ausgehend davon, dass im Jahr 2045 – das Jahr, in dem Berlin klimaneutral sein will – im Sommer regelmäßig Temperaturen von über 40 Grad herrschen werden, müssen künftige Quartiere darauf ausgelegt werden, auf natürliche Weise für Kühlung und nachhaltiges Ressourcenmanagement sorgen zu können.
Für eines der größten Wohnungsbauprojekte, die der Berliner Senat in den kommenden Jahren plant, hat das durchaus signifikante Auswirkungen. Das Quartier „Blankenburger Süden“ soll demnach resilient gegenüber Hitzephasen gestaltet werden, die in den kommenden Jahrzehnten zunehmen werden. Bäume mit breiten Kronen und Sickerwasser, das in den Höfen für Verdunstungskälte sorgt, sollen Abkühlung schaffen.
Natürlicher Schutz gegen zunehmende Hitzesommer: Breite Baumkronen, nachhaltige Baustoffe, kühlendes Sickerwasser
Auch die Neubauten selbst sollen klimafreundlich sein, indem sie zu 95 Prozent aus Holz oder in Holzhybridbauweise errichtet werden. Dadurch könnten bis zu 65 Prozent der beim Bau üblicherweise produzierten CO₂-Emissionen vermieden werden. Dies entspricht dem „Planfall Pionier“ des neuen Klimachecks – einem Szenario, das besonders weitreichende Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung vorsieht, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete.
Klimaneutralität im Zukunftskiez sei laut Senatsexperten allerdings nur möglich, wenn der ÖPNV fossilfrei umgesetzt wird und innerhalb des Quartiers echte Waldflächen entstehen. So sieht eines von mehreren heutigen Szenarien vor, 80 Prozent der Dächer und 30 Prozent der Fassaden zu begrünen. „Blaugrüne“ Achsen mit Verdunstungsbeeten und breiten Baumkronen sollen für Abkühlung sorgen. Entlang der geplanten Straßenbahntrasse sind darüber hinaus mehrere „Pocket Parks“ geplant, die Schatten und zusätzliche Begrünung bieten sollen. Quartiersplätze müssten zudem mindestens zu 30 Prozent durch Bäume verschattet werden, um ein angenehmes Sommerklima sicherzustellen.
Was die Anbindung des neuen Quartiers an den öffentlichen Nahverkehr angeht, hatte die Deutsche Bahn zuletzt aber weniger erfreuliche Nachrichten im Gepäck; die Verlängerung der Linie S75 von Wartenberg bis zum Karower Kreuz, einschließlich des Turmbahnhofs im Rahmen des i2030-Projekts, ist nun erst für frühestens 2040 geplant – deutlich später als bislang kommuniziert. Auch die Bahnhöfe Schönerlinder Straße und Bucher Straße, wichtig für das Quartier „Alte Schäferei“, sind demnach noch nicht finanziert. Ihre Fertigstellung war ohnehin frühestens für Mitte der 2030er-Jahre vorgesehen.
„Blankenburger Süden“: Schulneubau und ÖPNV-Anbindung sollen sich verspäten
Zudem gibt es derzeit ein weiteres Vorhaben, welches im Zuge des neuen Quartiers eigentlich in Kürze starten sollte, nun aber vorerst ausgebremst wird. Pankows Stadtrat für Sport, Schule und Facility Management, Jörn Pasternack (CDU), gab kürzlich im BVV-Ausschuss für Schule und Sport bekannt, dass der Bau der Grundschule an der Heinersdorfer Straße verschoben werden soll. Die Schule für bis zu 600 Schüler sollte bald gebaut und 2025 fertiggestellt werden. Die Verzögerung ist eine Folge der Sparmaßnahmen des Landes Berlin.
Doch das Quartiersprojekt „Blankenburger Süden“ ist so langfristig angelegt, dass einzelne Schul- oder Kitaprojekte nicht die Umsetzung des gesamten Quartiers gefährden, wenn ihr Baustart um einige Jahre verschoben wird. Einen genauen Starttermin für den Bau der neuen Wohnhäuser in Holzbauweise gibt es zudem noch nicht. Doch Bausenator Christian Gaebler (SPD) hat in den vergangenen Jahren deutlich gemacht, dass die geplanten Wohnungsbauprojekte in Pankow zu den am höchsten priorisierten Bauvorhaben seiner Senatsverwaltung gehören. So sollen etwa die ähnlich groß konzipierten Projekte „Am Sandhaus“ und „Elisabethaue“ ab 2026 begonnen werden.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Pankow, Berliner Morgenpost, MLA+, Fugmann Janotta Partner, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt