In der Berolinastraße in Berlin-Mitte entsteht ein europaweit einzigartiges Wohnprojekt für lesbische und queere Frauen. Der Rohbau ist mittlerweile abgeschlossen. Das von der landeseigenen WBM und der Initiative RuT realisierte Vorhaben verbindet bezahlbares Wohnen, Pflege, Beratung und Kultur unter einem Dach.

Elf Monate nach der Grundsteinlegung war der Rohbau des Wohnprojekts bereits abgeschlossen. Der Ausbau ist inzwischen weit fortgeschritten. Bis Anfang 2026 sollen hier 72 Mietwohnungen entstehen, davon 61 barrierefrei und 35 öffentlich gefördert. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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In Sichtweite zum Alexanderplatz errichten die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) und die gemeinnützige RuT gGmbH ein gemeinsames Wohn- und Kulturprojekt für lesbische und queere Frauen. Der Neubau an der Berolinastraße umfasst 72 Wohnungen, darunter fünf rollstuhlgerechte Einheiten und eine Pflege-Wohngemeinschaft mit acht Plätzen. Die Fertigstellung ist für Anfang 2026 geplant.

Der Rohbau ist seit November 2024 abgeschlossen. Errichtet wird das achtgeschossige Gebäude auf einem ehemaligen Parkplatz hinter dem Rathaus Mitte. Die Initiative RuT hat bereits 2017 mit dem Land Berlin über eine Grundstücksvergabe verhandelt. Der Kooperationsvertrag mit der WBM wurde Ende 2021 unterzeichnet.

Wohnraum für lesbische Frauen mit und ohne Unterstützungsbedarf – barrierefrei, gefördert und gemeinschaftlich

Das RuT-Projekt verbindet verschiedene Nutzungen: Die Wohnbereiche sind barrierefrei, teils gefördert und auf die Bedürfnisse älterer, alleinlebender oder mehrfach diskriminierter Frauen ausgerichtet. Im Erdgeschoss entstehen ein Kiez-Café, Beratungsräume sowie ein Veranstaltungsbereich. Auch die Pflege-WG wird in das Haus integriert.

Die Zielgruppe sind lesbische Frauen aller Generationen – mit und ohne Behinderung, mit und ohne Pflegebedarf. Das Projekt will ein selbstbestimmtes Leben in einer solidarischen Gemeinschaft ermöglichen. Die Hälfte der Wohnungen wird öffentlich gefördert und startet mit Einstiegsmieten ab 6,90 Euro pro Quadratmeter.

Projektstart unter Beteiligung von Senat und Bezirk – Architekturbüro GSAI verantwortet die Umsetzung

Im Januar 2024 legten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung den Grundstein für das Wohnprojekt für lesbische Frauen. An der Zeremonie nahmen unter anderem Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sowie Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt teil.

Die Planung des Projekts verantwortet das Büro Galandi Schirmer Architekten & Ingenieure GSAI. Steffen Helbig, Geschäftsführer der WBM, erklärte, man könne nach einem intensiven Entwicklungsprozess mit großer Freude an diesem zentralen Standort ein inklusives und generationsübergreifendes Wohnprojekt realisieren. Dies sei durch die behutsame Weiterentwicklung eines bestehenden Quartiers möglich geworden. Das Projekt bezeichnete er als ein herausragendes Beispiel für das Potenzial der Innenentwicklung, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Queer-feministisches Konzept mit Fokus auf Teilhabe, Sichtbarkeit und Inklusion

Mit dem Projekt verfolgt RuT ein queer-feministisches Konzept. Die Idee entstand vor über zehn Jahren aus dem Bedarf heraus, sichere, sichtbare und bezahlbare Wohnräume für lesbische Frauen zu schaffen. Im Vordergrund steht die Verbindung von Wohnen, Teilhabe, Gesundheitsförderung und kultureller Selbstorganisation.

Das Projekt versteht sich als inklusiver Ort für Begegnung, Bildung und Beratung. Gleichzeitig soll es zur Stärkung der LSBTIQ+ Community und zur Sichtbarkeit lesbischer Lebensentwürfe im Stadtbild beitragen. Die diversitätsorientierte Stadtteilarbeit wird seit 2022 als FEIN-Pilotprojekt durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und das Bezirksamt Berlin-Mitte gefördert.

So soll das Wohnheim nach der Fertigstellung aussehen. / © Visualisierung WBM

Quellen: Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM), RuT gGmbH,