Wie kann öffentlicher Raum in der Innenstadt neu gedacht werden? In Potsdam wird diese Frage Anfang Juli ganz konkret: Mit dem Realexperiment „#makerstreet“ lädt die Stadtgesellschaft dazu ein, Straßen als Orte der Begegnung und Kreativität zu erleben – fernab von Autos und Alltag.
© Foto Titelbild: Ulf Böttcher
Am 4. und 5. Juli wird es ruhig um das Jägertor – zumindest was den Autoverkehr angeht. Die Landeshauptstadt Potsdam lädt im Rahmen des Projekts „#makerstreet. Und die Straße gehört Dir“ dazu ein, zentrale Bereiche der Innenstadt anders zu nutzen. Teile der Lindenstraße sowie der Platz am Jägertor werden für zwei Tage gesperrt, um ein lebendiges Realexperiment zu starten: Straßen nicht nur als Verkehrswege, sondern als Orte des sozialen Lebens zu erproben.
Die Initiative ist Teil des städtischen Ansatzes, Straßenräume im Zentrum neu zu denken. Anwohnerinnen und Anwohner, Gewerbetreibende, Gastronomiebetriebe sowie Gäste der Stadt sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen – sei es mit Musik, künstlerischen Aktionen, Spielen oder kulinarischen Angeboten.
Beteiligung gewünscht: Ideen für die Potsdamer Lindenstraße frühzeitig einbringen
Bereits am 16. Mai besteht die Möglichkeit, erste Ideen im Dialog mit der Stadtverwaltung zu besprechen. Ab 15 Uhr lädt das Potsdam Lab in der Wissenschaftsetage des Bildungsforums zu einem offenen Kennenlernen und Austausch ein. Dort sollen erste Konzepte diskutiert und Mitmachformate konkretisiert werden.
Die Stadt betont, dass jeder Beitrag willkommen sei. Wer an dem Termin nicht teilnehmen kann, könne sich auch per E-Mail an das Organisationsteam wenden. Ziel sei es, ein breites Spektrum an Perspektiven und Bedürfnissen in das Experiment einzubeziehen.
„Innenstadt-Straßenräume neu denken“: So will Potsdam die Aufenthaltsqualität erhöhen
Das Realexperiment steht im Kontext des von der Stadtverordnetenversammlung im Mai 2023 verabschiedeten Konzepts „Innenstadt-Straßenräume neu denken“. Die Stadt will damit auf die strukturellen Veränderungen reagieren, denen viele europäische Innenstädte derzeit unterliegen – unter anderem durch sinkende Aufenthaltsqualität, zunehmenden Verkehr und verändertes Konsumverhalten.
Ein früherer Modellversuch in der Dortustraße diente bereits als Testlauf. Dort wurde der Straßenraum zugunsten von Grünflächen, Sitzgelegenheiten und Fußgängerfreundlichkeit umgestaltet. Die Erfahrungen aus diesem Versuch fließen aktuell in das sogenannte Straßenraumgestaltungskonzept ein, das sich seit Herbst 2024 in Erarbeitung befindet.
Stadt Potsdam möchte weitere Straßenabschnitte umwidmen: Nächste Beteiligungsphase im Sommer
Derzeit wertet die Stadt die zahlreichen Rückmeldungen aus der bisherigen Bürgerbeteiligung aus. Die daraus abgeleiteten Planungsentwürfe sollen im Sommer 2025 nochmals öffentlich präsentiert und kommentiert werden. Ziel ist es, künftig weitere Straßenabschnitte entsprechend umzuwidmen – im Einklang mit den Bedarfen der Stadtgesellschaft.
Das bevorstehende Experiment Anfang Juli soll dabei nicht nur Anregungen liefern, sondern auch zur Diskussion über die zukünftige Rolle von Straßen beitragen. Denn klar ist: Der öffentliche Raum ist begrenzt – und seine Nutzung eine Frage gesellschaftlicher Aushandlung.
Quelle: Landeshauptstadt Potsdam