Verzögerungen, Zuständigkeitsstreit und eine verwahrloste Wiese: Am Platz der Republik in Berlin-Mitte stockt der Bau des neuen Besucherzentrums für den Bundestag. Auch der geplante Sicherheitsgraben lässt auf sich warten, obwohl erste Maßnahmen längst angekündigt wurden.

Seit der Fußball-EM 2024 ist vom einstigen Grün kaum noch etwas zu sehen. Der Platz wurde durch die Fanzone stark beansprucht. Hunderttausende Besucher trampelten über den Rasen, der seither weitgehend zerstört ist und auch immer wieder durch andere Veranstaltungen abgenutzt wird. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Die Reichstagswiese an der Westfassade des Bundestagsgebäudes wirkt derzeit wenig repräsentativ. Unkraut, vertrockneter Rasen und Bauzäune prägen das Bild, trotz der prominenten Lage im Herzen Berlins. Viele Besucherinnen und Besucher fragen sich, warum hier seit Jahren nichts vorangeht.
Dabei sind die Gründe vielfältig: Der Bezirk Mitte ist für die Pflege der Grünfläche zuständig, doch auch der Senat und die Bundestagsverwaltung sind involviert, so der Tagesspiegel. Zusätzlich erschweren Großveranstaltungen, Kunstaktionen und der durch Demonstrationen stark beanspruchte Rasen die dauerhafte Pflege.
Besucherzentrum und Sicherheitsgraben: Große Baupläne vor dem Reichstag warten auf Umsetzung
Schon 2014 wurde das Besucher- und Informationszentrum (BIZ) angekündigt. Es soll die provisorische Einlasssituation mit Containern ersetzen und künftig jährlich 2,5 Millionen Gäste empfangen. Besucherinnen und Besucher sollen das Reichstagsgebäude künftig über einen Tunnel vom neuen Zentrum aus betreten. Es ersetzt die derzeitige Containerlösung durch ein dauerhaftes, städtebaulich und funktional überzeugendes Bauwerk.
Ziel ist es, den Besuch des Bundestags architektonisch aufzuwerten und organisatorisch effizienter zu gestalten. Die Gesamtkosten belaufen sich aktuell auf rund 193 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist bis 2030 vorgesehen, Verzögerungen durch den schwierigen Baugrund und parallele Infrastrukturprojekte wie die S-Bahnlinie S21 sind jedoch nicht auszuschließen.
Geplante Sicherheitsarchitektur: „Aha“-Graben soll Gitter vor dem Reichstag ersetzen
Flankierend zum Besucherzentrum ist ein sogenannter „Aha“-Graben geplant. Der Sicherheitsgraben vor dem Westportal des Reichstags soll die heutigen Gitterabsperrungen ersetzen und dabei das historische Erscheinungsbild des Platzes wahren. Der Graben wird von der Gebäudeseite aus zunächst nicht sichtbar sein und ist als Teil einer gestalterisch unauffälligen Sicherheitsarchitektur konzipiert.
Obwohl der Baustart offiziell für 2025 angekündigt wurde, ist auch dieses Projekt bisher nicht angelaufen. Damit reiht sich der „Aha“-Graben in die Liste der Vorhaben ein, bei denen zwischen Planung und Umsetzung Jahre vergehen.
Wer pflegt die Reichstagswiese? Bezirksamt und Bundestag ringen um Verantwortung und Ressourcen
Auch die Grünpflege bleibt ein Streitpunkt. Bereits 2014 hatte der damalige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) eine Neuordnung der Zuständigkeiten gefordert. Sein Nachfolger Christopher Schriner (Grüne) lehnt eine Übergabe an die landeseigene Grün Berlin GmbH jedoch ab. Dies würde bestehende Probleme nicht lösen, sondern neue Personalengpässe erzeugen.
Laut Schriner beteiligt sich der Bundestag jährlich mit bis zu 25.000 Euro an der Pflege. Verständnis für den Zustand der Wiese sei vorhanden, trotzdem besteht sie derzeit mehr aus Wildkraut als aus Rasen.
Zwischen Infrastrukturarbeiten und politischen Zielen: Der Reichstagsvorplatz bleibt Problemzone
Ein wesentlicher Grund für den ausbleibenden Baubeginn liegt auch in laufenden Tiefbauarbeiten. Die Berliner Wasserbetriebe nutzen die Fläche vor dem Reichstag noch bis mindestens 2026 als Baustelleneinrichtungsfläche. Damit kollidieren ihre Maßnahmen zeitlich mit den ursprünglich ab 2025 geplanten Arbeiten am Besucherzentrum und dem Sicherheitsgraben.
So bleibt der Platz der Republik ein ungelöstes Problemfeld zwischen Stadtentwicklung, Sicherheitsanforderungen und politischer Zuständigkeit. Ob der Bundestag seine Visitenkarte im Zentrum Berlins wie vorgesehen modernisieren kann, ist derzeit ungewiss.

So präsentierte sich der Platz der Republik im Jahr 2018: Der Rasen war dicht und grün, das Umfeld deutlich gepflegter als heute. Damals wirkte das Areal noch wie eine würdige Visitenkarte des Bundestags. / © Foto: Depositphotos

Der Platz der Republik wirkt aktuell karg und wenig einladend: Der Rasen ist großflächig vertrocknet, Bauzäune und Materialien prägen das Bild. Von einer grünen Repräsentationsfläche ist kaum noch etwas zu erkennen. /© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Tagesspiegel, Markus Schietsch Architekten GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, RBB, Bundestag
Die Räudigkeit des Platzes paßt zum Rest der völlig verwahrlosten und runtergekommenen Republik bzw. charakterisiert sie an geeigneter Stelle par excellence. Für einen, der sich das halbe Leben in Ost-und Südostasien aufgehalten hat und genau das Gegenteil dort erlebt, kann nur noch mit Verachtung auf alle hier schauen, die solche Zustände landesweit zu verantworten haben. Ekelhaft und widerwärtig. Es scheint alles derart in Apathie und in Selbstfleischbeschauung versunken zu sein, das sich nicht mal jemand dafür schämt…
Sie haben völlig recht. Und es ist ja nicht nur der Platz vor dem Reichstag. Die ganze Stadt vermittelt diesen schlunzigen Eindruck. Seit Jahren ist die U-Bahn 5 bereits in Betrieb. Bis heute sehen die Linden zum Weglaufen aus, Bäume stehen an den ehemaligen Baustellen immer noch keine. Dafür gibt es sicher ein paar Gründe, aber woanders geht es doch auch, ohne dass die Wiederherstellung einer Straße nebst gepflegter (!) Begrünung 10 Jahre dauern muß. Es ist ein Armutszeugnis für die Verwaltung dieser sog. Hauptstadt und für unsere Gesellschaft und ich schäme mich jedes Mal, wenn mir Leute hier (im Ausland) erwartungsfroh von einer bevorstehenden Berlin-Reise berichten. Ich rate stets ab, wenn es keine dienstlichen Gründe sind.
Man sollte auf diesen Standplatz Flüchtlingsheime aufstellen, da haben die Abgeordneten wenigstens den Bezug zur Wirklichkeit. Ansonsten stimme ich allen Bemerkungen zur Verwahrlosung in Berlin zu
Weil in diesem Hohen Haus 2/3 keine Ahnung haben.
Der Verwarlosung kann ich nur zustimmen,überall in den Wohngebieten wächst das Hafergras riesig hoch in den Baumscheiben und aus dem Kleinsteinpflaster am Straßenrand. Seit wenigstens 3Jahren ist das so zu beobachten. Die ausgesamten Ähren versauen somit alle Vorgärten mit dem Unkraut was nicht einmal den Insekten was bringt.Alles was gut aussieht an Baumscheiben wird von Anwohnern gepflegt. Für den miesen Zustand bezahlen alle Miete für eine gute Wohnlage. Aber auch die Hundebesitzer sind von den Grannen des Hafergras bestraft. Dafür das sie Hundesteuer bezahlen und die Hunde sich die Grannen eintreten oder sich im Fell verfangen und dann in den Körper des Tiers gelangen, haben sie hohe Tierarztkosten. Berlin kann nur neu bauen aber nichts pflegen. Die Mittel für die Unterhaltung der Anlagen geht in unnütze Poller um Anwohner die Steuern zahlen zu ärgern
Berlin ist längst ein Synonym für Unfähigkeit, Asozialität und Hässlichkeit geworden. Alles, was irgendwie bürgerlich sein könnte (Tradition, Schönheit, Ordnung), ist in Berlin nicht erwünscht- auch nicht im Stadtbild.
Berlin ist ein Drecksloch, und jeder, der es in seinem Leben nett und schön haben möchte, muss Berlin irgendwann hinter sich lassen.
Schade, denn das Potenzial dieser Stadt ist riesig. Berlin könnte ein interessanter und schöner Ort sein, aber seine Bewohner sind mehrheitlich antibürgerlich unterwegs … So ist Berlin nur eine Stadt voller Versprechen. Eine Stadt, die nichts davon halten und erfüllen kann. Seit Jahrzehnten schon.