Die steigenden Bau- und Finanzierungskosten erschweren die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, doch genossenschaftliche Modelle, wie das Projekt “Neue Holländergärten” in Berlin-Reinickendorf, zeigen, wie gemeinschaftsorientiertes Bauen Lösungen bieten kann. Hier entstehen 256 Wohnungen durch die Zusammenarbeit von drei Partnern, die auf Inklusion, Nachhaltigkeit und Generationenvielfalt setzen.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Beängstigend gestiegene Boden-, Bau – und Finanzierungskosten haben die Aussicht auf finanzierbare neue Wohnungen vielerorts in weite Ferne rücken lassen. Der Bedarf jedoch an neuem Wohnraum ist enorm und somit rückt das Interesse an gemeinwohlorientiertem Bauen sowie der Bedarf an Wohnen in Gemeinschaften in den Mittelpunkt der Diskussionen von Stadtplanern.
Die Berliner Genossenschaftskultur mit ihren Prinzipien der Selbstverwaltung und Selbstverantwortung könnte ein nicht unwesentlicher Schlüssel bei der Herangehensweise zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums sein. In Berlin gibt es heute insgesamt 80 Wohnungsbaugenossenschaften mit einem Bestand von rund 200.000 Wohnungen.
Reinickendorf: Wohnungsbauprojekt “Neue Holländergärten” entsteht
Solche genossenschaftlichen Bauprojekte entstehen in Berlin an ganz unterschiedlichen Stellen, etwa in Treptow, Buckow oder Spandau. Auch im Norder der Hauptstadt, in Berlin-Reinickendorf, entsteht derzeit ein solches Bauvorhaben, bei dem insgesamt 256 Wohnungen realisiert werden. Große Teile des Projekts sind mittlerweile fertiggestellt.
Das Wohnungsbauprojekt “Neue Holländergärten” wurde neben und teilweise auf entwidmeten Flächen des Friedhofs Golgatha-Gnaden an der Holländerstraße umgesetzt. Drei Partner arbeiten an der Realisierung des Bauvorhabens: Das Unternehmen, Kompass-Wohnen, die Stadtbürgergenossenschaft und die Hanseatische Immobilien Treuhand.
Drei Projektpartner haben das Projekt gemeinsam auf den Weg gebracht
Jeder der drei Projektpartner hat dabei eigene Schwerpunkte eingebracht. Im südlichen Bauabschnitt entstand das Kompass-Quartier Holländerstraße. Von den 103 Wohneinheiten werden 48 zu Mietpreisen angeboten, die gebunden sind. Die Kompass-Wohnen als Bauherrin hat hier ein inklusives Mehrgenerationenquartier umgesetzt, das sich besonders an Familien, Menschen mit Behinderungen sowie junge Menschen und Studierende richtet.
Die Stadtbürgergenossenschaft hat das ebenfalls bereits fertiggestellte Generationenhaus Holländergarten errichtet. Hier sollen junge Familien, Alleinlebende, Paare und die Generation 50+ ein Zuhause finden. Gebaut wurden 43 Wohneinheiten, von denen bis auf eine Wohnung mittlerweile alle vermietet wurden.
Reinickendorf: Die Stadtbürgergenossenschaft hat ein Generationenhaus errichtet
Das Teilprojekt umfasst zwei Gebäude – das Zeilenhaus (Haus 3) und das Solitärhaus (Haus 4), die gemeinsam einen geschützten Innenhof schaffen, der sowohl vom Friedhof als auch vom öffentlichen Straßenraum abgeschirmt ist. Dieser Hof, gestaltet mit einer großzügigen Rasenfläche und bestehenden Bäumen, dient als „grüner Salon“ für gemeinschaftliche Aktivitäten und Erholung. Zwischen den beiden Häusern liegt ein kleiner Platz, an den ein Gemeinschaftsraum und die Abstellplätze für Fahrräder angrenzen.
Der dritte Partner im Projekt “Neue Holländergärten” ist die Hanseatische Immobilien Treuhand. Auf ihrem Baufeld entstehen vier Gebäude mit insgesamt 110 energieeffizienten Eigentumswohnungen. Dieser Bereich des Projekts ist in Teilen noch im Bau, auch die Außenflächen werden derzeit noch hergerichtet. Bis Ende 2024 soll das Projekt abgeschlossen werden, der Entwurf dafür stammt von Büro13 Architekten.
“Neue Holländergärten”: Rund 68 Millionen Euro Baukosten
Das gesamte Projekt umfasst acht Gebäude, 95 PKW-Stellplätze und wird insgesamt rund 68 Millionen Euro kosten. Dazu gehören auch ökologische Ausgleichsmaßnahmen, wie 100 Ersatznistplätze für Vögel und Fledermäuse, die mit mehr als einer Million Euro veranschlagt sind.
Die Bauherren legten zudem Wert auf umfassende Dachbegrünungen. Ein Dachgarten wurde zwar nicht geplant, jedoch wird es eine naturnahe Begrünung mit geringer Flächenlast und minimalem Pflegeaufwand geben. Zudem ist das Wohnquartier von hohen Bäumen umsäumt, in der Nähe findet sich ein kleiner Grünzug, der entlang des Schwarzen Grabens und des Septimerbeckens führt.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: AIV, Berliner Morgenpost, Kompass-Wohnen, Stadtbürgergenossenschaft, Hanseatische Immobilien Treuhand, Büro13 Architekten
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12. Oktober 2024