In Berlin-Lankwitz entsteht bis 2026 ein neuer REWE-Markt mit einer Verkaufsfläche im Erdgeschoss und einem Dachgewächshaus. Der Markt wird in Holzbauweise errichtet und setzt auf Hydroponik-Anbau sowie erneuerbare Energien, um eine ressourcenschonende Produktion und kurze Lieferwege zu ermöglichen.

In Wiesbaden betreibt REWE bereits eine Dachfarm auf einem Supermarkt – ein ähnliches Konzept ist nun auch in Berlin geplant. Dort sollen künftig Kräuter wie Basilikum auf dem Dach wachsen und bis zu 700 Filialen in der Region beliefern. / © Foto: REWE, Jürgen Arlt
© Fotos: REWE, Jürgen Arlt
In Berlin-Lankwitz entsteht bis 2026 ein REWE-Markt, der mit einem besonderen Konzept Einkauf und Anbau vereinen will: Während im Erdgeschoss eine Verkaufsfläche aus Holz und Glas realisiert wird, soll auf dem Dach ein großflächiges Gewächshaus entstehen. Auf 2.760 Quadratmetern sollen dort künftig Salate und Kräuter wachsen, in unmittelbarer Nähe zum Verkauf stehen.
Der neue Markt an der Malteserstraße 128 ersetzt einen Altbau, der bereits abgerissen wurde. REWE verfolgt damit das Konzept „Green Farming“ und will damit regionale Produktion, kurze Transportwege und nachhaltiges Bauen miteinander verbinden.
Hydroponik auf dem Supermarktdach: Ressourcenschonender Anbau mitten in der Stadt
Das Dachgewächshaus wird von der Berliner Firma ECF Farmsystems betrieben. Dort wachsen die Pflanzen nicht in Erde, sondern in einer Nährlösung – ein sogenanntes hydroponisches System. Das spart Wasser, Fläche und Energie. Die Ernte erfolgt ganzjährig und vollautomatisiert.
Laut ECF-Geschäftsführer Nicolas Leschke könne das Konzept nicht nur CO₂-Emissionen durch kurze Wege reduzieren, sondern auch Ressourcen wie Sonnenlicht, Regenwasser und Abwärme effizient nutzen. Bereits heute beliefert das Unternehmen Berliner Märkte mit „Hauptstadtbasilikum“, wie rnd berichtet.
Supermarkt in Lankwitz: Baukonstruktion aus Holz und technische Infrastruktur zur Energieeinsparung
Das Gebäude entsteht in modularer Holzbauweise. Die tragende Konstruktion besteht aus 42 Stützen aus gestapeltem Nadelholz. Diese speichert laut REWE über 700 Tonnen CO₂. In 30 Jahren sei das Holz nachgewachsen, der Markt könne dann rückgebaut und Bauteile wiederverwendet werden.
Neben dem Gewächshaus werden rund 200 Photovoltaikmodule auf dem Dach installiert. Das gesammelte Regenwasser wird zur Bewässerung genutzt, während die Abwärme der Kühlanlagen das Gebäude mit Wärme versorgen soll. Beim Strom setzte der Supermarkt vollständig auf Ökostrom.
Begrünte Stellplätze und Mobilitätsangebote ergänzen das Gebäudekonzept
Der Neubau berücksichtigt auch im Außenbereich ökologische Aspekte. Geplant sind über 90 Stellplätze mit begrünter Oberfläche und versickerungsfähigem Pflaster. Zusätzlich sollen Ladesäulen für E-Autos sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Lastenräder entstehen, wie der Tagesspiegel berichtet.
Bereits 2021 eröffnete REWE in Wiesbaden den ersten „Green Farming-Markt“. Dort wurde ebenfalls mit Holz gebaut und auf dem Dach ein Gewächshaus betrieben. Der Standort dient als Pilotprojekt, aus dem das Unternehmen technische und betriebliche Erfahrungen für weitere Märkte ableitet. Diese Erkenntnisse flossen in die Planung des Berliner Standorts ein. Weitere Märkte nach dem gleichen Prinzip sind laut REWE in Vorbereitung.
Pilotprojekt in Wiesbaden: Basilikum und Fisch aus städtischer Kreislaufwirtschaft
Im „Green Farming-Markt“ kombiniert REWE den Anbau von Basilikum mit der Zucht von Fischen in einem geschlossenen Kreislaufsystem. Die sogenannte Aquaponik-Anlage wird von ECF Farmsystems betrieben. Die Pflanzen erhalten Nährstoffe über das Wasser, in dem die Fische gehalten werden. Dabei sollen keine Pestizide zum Einsatz kommen.
Die Steuerung von Licht, Temperatur und Bewässerung erfolgt automatisiert. Nach etwa 20 Tagen gelangen die Pflanzen aus dem Dachgewächshaus in den Verkaufsraum. Auf rund 230 Quadratmetern Fläche züchtet REWE zudem jährlich etwa 20.000 Fische, die vor Ort verarbeitet werden. Pro Monat entstehen so rund eine Tonne Fischfleisch.
Inwieweit auch das Projekt in Berlin-Lankwitz die angestrebten Nachhaltigkeitsziele erreicht und sich als Modell für weitere Standorte bewährt, bleibt abzuwarten.
Quellen: Tagesspiegel, rnd, REWE