Brücken, Stadien, Verkehrsadern – Berlin reißt derzeit ab, was jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Anwohner kritisieren Informationsmangel, kurzfristige Umsetzung und fehlende Schutzmaßnahmen. Der Rückbau von Ringbahnbrücke, Cantianstadion und Wuhlheidebrücke zeigt die Versäumnisse der vergangenen Dekaden und mahnt eine vorausschauende Infrastrukturplanung an. Wir zeigen drei vergangene Bauwerke, die Platz für Neues machen sollen.

Das historische Cantianstadion verschwindet: In Prenzlauer Berg wird die in den 1950er Jahren errichtete Sportstätte abgerissen, um Platz für einen Neubau zu machen. / © Foto: IMAGO / Rolf Zöllner

© Foto Titelbild: IMAGO / Future Image

 

Gleich drei markante Abrissprojekte laufen derzeit parallel in Berlin: Die Ringbahnbrücke im Westend, die Brücke an der Wuhlheide und das traditionsreiche Cantianstadion in Pankow werden zurückgebaut. Alle drei Bauwerke stehen exemplarisch für eine Infrastruktur, die über Jahrzehnte in Betrieb war – und nun endgültig an ihr Ende gekommen ist.

Der Rückbau aller drei Bauwerke ist notwendig, denn viele dieser Strukturen sind nicht mehr verkehrssicher oder genügen den Anforderungen an eine moderne Sportanlage, wie es beim Cantianstadion in Prenzlauer Berg der Fall ist.

Drei große Abrissprojekte in Berlin: Fragwürdiger Umgang mit veralteter Infrastruktur

Doch die Art und Weise, wie der Abriss erfolgt – häufig kurzfristig, mit teils unzureichender Kommunikation und eilig eingerichteten Schutzmaßnahmen – sorgt bei Anwohnerinnen und Anwohnern für Ärger. Asbestfunde und ungeschützte Schuttberge im Jahnsportpark oder unangekündigte Straßensperrungen an der Brücke in Oberschöneweide werfen Fragen auf.

Es zeigt sich: Behörden agieren oft erst dann, wenn die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Die Stadt steckt im Spagat zwischen Investitionsstau und Zukunftsgestaltung – der aktuelle Rückbau ist Mahnmal und Aufbruch zugleich.

Was häufig fehlt, ist ein vorausschauendes Instandhaltungskonzept. Statt präventiver Sanierungen kommt es regelmäßig zu plötzlichen Sperrungen und Notmaßnahmen, die die Menschen im direkten Umfeld verunsichern. Beim Jahnsportpark etwa wurde erst nach dem Fund von Asbest umfassend reagiert, die Kommunikation seitens des Berliner Senats kam nur scheibchenweise.

Brücken-Neubau im Westend, Stadion-Projekt in Prenzlauer Berg, kein Ersatzbau an der Wuhlheide

Unsere Bilderstrecke zeigt drei Großprojekte, deren Abriss das Stadtbild in den betreffenden Quartieren völlig neu ordnen wird. Im Westend ist ein Ersatzbau geplant, der ähnliche Dimensionen wie die ursprüngliche Brücke aus den 1960er Jahren umfassen soll.

An der Wuhlheide hingegen wird es keinen neuen Brückenbau geben, das Bauwerk wird nicht ersetzt. Und im Jahnsportpark entsteht ein völlig neues Stadion mit einem ähnlichen Fassungsvermögen, aber neuer Architektur und anderen Nutzungskonzepten.

Im Video: Stadion-Abriss im Jahnsportpark aus der Luft gesehen

© Foto: IMAGO / Future Image

Schuttberge im Jahnsportpark: Anwohner sind besorgt aufgrund einer möglichen Asbest-Belastung des Bauschutts. / © Foto: IMAGO / Rolf Zöllner

Im Herbst 2025 sollen zwei der vier ikonischen Flutlichtmasten im Jahnsportpark gesprengt werden. / © Foto: IMAGO / Rolf Zöllner

Im Berliner Westend wurde die Ringbahnbrücke innerhalb weniger Tage vollständig abgerissen. / © Foto: IMAGO / Stefan Zeitz

Die Ringbahnbrücke am Autobahnkreuz Funkturm soll durch einen gleichwertigen Neubau ersetzt werden. / © Foto: IMAGO / Stefan Zeitz

Quellen: IMAGO, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Deutsches Architektur Forum, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia, Berliner Morgenpost, RBB, Der Tagesspiegel, Bauwelt

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One Comment

  1. Max 26. Mai 2025 at 20:01 - Reply

    Ob dass das Stadion gebaut wird steht in den Sternen, veranschlagt sind 96 Millionen, die Kosten schon auf bald 200 Mio. angestigen, in zwei Jahren nochmal mehr. Ein Szenario wie die Schwimmhalle in Pankow ist möglich.

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