Seit über 30 Jahren stehen drei Wohnhäuser in Berlin-Karlshorst leer – sie befinden sich im Eigentum der Russischen Föderation. Der Berliner Senat und der Bezirk Lichtenberg sehen sich außerstande, gegen den Leerstand der „Russenhäuser“ vorzugehen. Ein politischer Ausweg ist nicht in Sicht.
© Fotos: IMAGO / Jürgen Ritter
In unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Karlshorst stehen drei leer stehende Wohnhäuser, die unter dem Namen „Russenhäuser“ in Berlin bekannt sind. Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1994 wurden sie nicht mehr genutzt, obwohl die Wohnungsnot in der Hauptstadt stetig zunimmt. Die Eigentümerin ist laut Grundbuch die Russische Föderation, doch diese zeigt weder Verkaufsbereitschaft noch Interesse an einer Nutzung der Gebäude.
Die zuständigen Behörden stehen dem Verfall der Gebäude weitgehend machtlos gegenüber. Versuche, diplomatische oder rechtliche Wege zur Reaktivierung der Immobilien zu finden, verliefen bislang im Sande. Auch die Hoffnung auf eine Enteignung scheint aktuell kaum realistisch.
Andernacher Straße und Königswinterstraße: Sowjetisches Erbe in städtebaulicher Sackgasse
Die drei Gebäude befinden sich an der Andernacher Straße 5 und 5a sowie an der Königswinterstraße 24/24a im Bezirk Lichtenberg. Ursprünglich dienten sie der sowjetischen Militäradministration als Wohnraum. Während viele andere Immobilien nach 1994 in den Besitz der Bundesrepublik oder des Landes Berlin übergingen, blieben diese drei Häuser in russischem Eigentum.
Heute wirken sie wie Relikte vergangener Zeiten: Die Fassaden sind verwittert, Teile der Dächer eingestürzt. Im Inneren klaffen Löcher in den Böden, Spuren früherer Bewohnerinnen und Bewohner sind kaum noch vorhanden. Und dennoch werden Rasen gemäht und Mülltonnen geleert – ein minimaler Unterhalt, ohne erkennbare Nutzungsperspektive.
„Russenhäuser“ in Karlshorst: Diplomatische Immunität oder kommunale Fehleinschätzung?
Lange Zeit gingen die Berliner Behörden davon aus, dass es sich um diplomatisch geschützte Liegenschaften handelt, für die das Zweckentfremdungsverbot nicht gilt. Das Auswärtige Amt widersprach inzwischen dieser Auffassung. Demnach genießen die Gebäude keinen diplomatischen Sonderstatus – der Eigentümer sei rechtlich genauso zu behandeln wie jede andere Privatperson.
Trotz dieser Klarstellung zögern die zuständigen Stellen. Das Bezirksamt Lichtenberg verweist auf mangelnden Zugang zu den Objekten und beklagt die fehlende Kooperation der russischen Seite. Der Senat wiederum sieht keine rechtlichen Möglichkeiten, die Gebäude ohne Mitwirkung Russlands dem Wohnungsmarkt zuzuführen.
Rechtsgrundlagen bieten theoretische Hebel – aber niemand zieht sie
Das Denkmalrecht könnte ein möglicher Ansatzpunkt sein: Mindestens eines der Gebäude steht unter Denkmalschutz. Nach Paragraf 17 des Berliner Denkmalschutzgesetzes wäre unter bestimmten Bedingungen eine Enteignung denkbar – etwa zur Abwendung drohender Schäden, so Tagesspiegel. Allerdings fehlt es auch hier an praktischer Umsetzung: Eine Innenbesichtigung durch die zuständigen Behörden hat bislang nicht stattgefunden.
Gleichzeitig wird immer wieder die Idee diskutiert, die Immobilien im Rahmen von Sanktionen gegen Russland zu beschlagnahmen oder gar an die Ukraine zu übertragen. Die CDU-Abgeordnete Lilia Usik brachte diesen Vorschlag im vergangenen Jahr ins Gespräch. Ob ein solches Vorgehen rechtlich Bestand hätte, bleibt jedoch fraglich.
30 Jahre Leerstand: Zustand der Häuser verschlechtert sich, Hoffnung auf Lösung bleibt vage
Die „Russenhäuser“ sind längst zum Symbol eines ungelösten Konflikts zwischen kommunaler Zuständigkeit, internationalem Eigentumsrecht und geopolitischen Spannungen geworden. Das Künstlerkollektiv „alnobf“ versuchte im Sommer 2024, mit einem Pop-up-Kiosk vor Ort Aufmerksamkeit für die Thematik zu schaffen – doch auch diese Initiative blieb ohne konkrete Folgen.
Während der Zustand der Häuser sich weiter verschlechtert, bleibt die Hoffnung auf eine politische oder rechtliche Lösung vage. Der Verweis der Senatsverwaltung, dass „konkrete Pläne zur Nutzung der Häuser eine Rückübertragungsbereitschaft der Russischen Föderation voraussetzen“, steht sinnbildlich für die derzeitige Pattsituation.
Quellen: Der Tagesspiegel, rbb24, Deutsche Welle
so absurd, wenn die Häuser in Russland wären und Deutschland gehörten, dann hätte Putin die längst annektiert, umgebaut oder abgerissen. Deutschland macht sich lächerlich, einfach zweckentfremden oder abreissen. Gerade WEIL es Russland ist, muss man hier ganz respektlos handeln.
Wieso sind die überhaupt Russlands Eigentum? Die wurden nur seinerzeit konfisziert. Außerdem wurde alles nach derem Abzug im 2+4-Vertrag geregelt. Deutschland ist in diesem Rahmen für den Bau von 35.000 Wohnungen in Russland aufgekommen… In Brandenburg gibt es 100pro keine offene Liegenschaftsposse dieser Art mehr. Da wette ich drum…Aber ja man ist hier in Berlin da laufen die Uhren anders…..Außerdem verstehe ich dieses Schissertum gegenüber den Russen nicht. Enteignet den Quatsch! (wenn es überhaupt was zu enteignen gibt)….. Mein Gott, dieses Memmentum! Der Iwan lacht sich schief!