Die Schneckenbrücke zwischen Tegel und Borsigwalde ist seit Jahren sanierungsbedürftig. Seit der ersten Ankündigung 2017 wurde der Baubeginn immer wieder verschoben. Auch 2025 bleibt der Zeitplan unklar – ein möglicher Neubau ist zwar angedacht, aber nicht terminiert.

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Die sogenannte Schneckenbrücke, offiziell als Ernststraßensteg bezeichnet, ist eine bedeutende Fuß- und Radwegverbindung im Berliner Bezirk Reinickendorf. Sie überspannt die Autobahn A111 sowie die Gleise der S-Bahnlinie S25 und verbindet die Ortsteile Tegel und Borsigwalde. Viele Anwohnende nutzen die Verbindung auf dem Weg zur U-Bahnstation Borsigwerke oder zum Einkaufszentrum Borsighallen.

Bereits im Jahr 2017 kündigte die damalige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz eine grundlegende Sanierung der Schneckenbrücke an. Geplant waren unter anderem Betoninstandsetzungsarbeiten in den Rampenbereichen, Korrosionsschutzmaßnahmen am Stahlüberbau sowie die Erneuerung des Dünnschichtbelags und der Beleuchtung. Die Maßnahme wurde jedoch mehrfach verschoben – zunächst auf 2019, dann auf 2021 und später auf 2022.

Schneckenbrücke in Reinickendorf: Zustand laut Senat „befriedigend“, aber mit langfristigen Risiken

Wie nun bekannt wurde, ist weiterhin keine Umsetzung der Sanierung der Schneckenbrücke in Sicht. Die Verkehrsverwaltung teilte mit, dass andere Projekte mit höherer Priorität derzeit Vorrang hätten und ein konkreter Zeitrahmen für die Instandsetzung nicht genannt werden könne, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Eine kürzlich durchgeführte Prüfung habe ergeben, dass der Ernststraßensteg in einem „befriedigenden“ Zustand sei, wie die Senatsverwaltung erklärte. Die Brücke könne uneingeschränkt genutzt werden, dennoch sei die Dauerhaftigkeit des Bauwerks langfristig gefährdet. Eine Sperrung sei aktuell nicht vorgesehen, weshalb andere Bauvorhaben vorrangig behandelt würden.

Die Kritik aus der Politik bleibt unterdessen bestehen. Der CDU-Abgeordnete Björn Wohlert, der das Thema im Abgeordnetenhaus mehrfach aufgriff, verweist auf Nutzungskonflikte zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden. Die Schneckenbrücke sei baulich nicht für den Radverkehr ausgelegt – dieser ist formal untersagt. Die Verkehrsverwaltung sieht jedoch von baulichen Maßnahmen zur Durchsetzung des Verbots ab, um die Barrierefreiheit nicht zu gefährden.

Neubau als mittelfristige Option – jedoch ohne konkrete Planung

Laut Verkehrsverwaltung sei bei einer künftigen Sanierung vorgesehen, den Dünnschichtbelag zu erneuern, die Beleuchtung zu modernisieren und die Stahlkonstruktion gegen Korrosion zu schützen. Auch die Brückenlager, also die tragenden Verbindungselemente zwischen Pfeilern und Fahrbahn, sollen ausgetauscht werden.

Mittelfristig ist sogar ein kompletter Abriss und Neubau der Brücke im Gespräch. Laut Senatsverwaltung gehört die Brücke zum Radvorrangnetz des Landes Berlin. Aufgrund ihrer derzeitigen Bauweise – insbesondere der engen Kurvenradien und der geringen Breite – sei eine regelwerkskonforme Nutzung durch Radfahrende jedoch nicht möglich. Ein Neubau wird daher als mittelfristig erforderlich angesehen. Konkrete Planungen, ein Zeitplan oder ein Beteiligungsverfahren liegen jedoch nicht vor. Auch ob das markante, schneckenförmige Design bei einer zukünftigen Neugestaltung berücksichtigt werden soll, ist bislang nicht beantwortet worden.

Eine Brücke als Symbol für infrastrukturelle Stagnation in Reinickendorf?

Für viele Reinickendorferinnen und Reinickendorfer ist die Schneckenbrücke längst ein Symbol für die Herausforderungen der Berliner Infrastrukturpolitik. Trotz offensichtlicher Mängel, mehrfacher Ankündigungen und bestätigtem Sanierungsbedarf sind bis heute keine Maßnahmen umgesetzt worden. Seit Jahren herrscht Stillstand – mit spürbaren Folgen für den Alltag der Anwohnenden.

Während andere Brücken im Stadtgebiet bereits saniert oder abgerissen wurden, bleibt die Schneckenbrücke unangetastet. Das Vertrauen in eine verlässliche Umsetzung städtischer Bauvorhaben leidet – auch weil der Senat erneut keine klare Aussage zur weiteren Planung treffen kann oder will.

Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Reinickendorf