Die denkmalgeschützte Villa des Literaturhauses Berlin in der Fasanenstraße bleibt länger geschlossen als geplant. Verzögerungen bei der Baugenehmigung und zögerlicher Baustart sorgen für Kritik – nicht nur von Anwohnenden. Das kulturelle Herzstück in Charlottenburg wartet weiter auf seine Sanierung.

Die denkmalgeschützte Villa des Literaturhauses Berlin bleibt länger geschlossen als geplant. Nach verzögertem Baustart ruhen die Hoffnungen nun auf einer Fertigstellung bis 2026, während der historische Kulturort in Charlottenburg weiter auf seine Wiedereröffnung wartet. / © Foto: Wikimedia Commons, Li-Be Literaturhaus Berlin, CC BY-SA 4.0
© Fotos: Wikimedia Commons, Li-Be Literaturhaus Berlin, CC BY-SA 4.0
Die alte Villa des Literaturhauses Berlin in der Fasanenstraße 23 hätte längst zur Baustelle werden sollen. Bereits im Juni 2024 war das Haus für die geplante Sanierung geschlossen worden. Café, Buchhandlung und Veranstaltungsteam zogen aus. Ziel war es, die Villa denkmalgerecht zu modernisieren und barrierefrei zugänglich zu machen. Doch ein Jahr nach dem Auszug herrscht weitgehend Stillstand. Erst im Dezember 2024 erteilte das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf die nötige Baugenehmigung.
Erst danach konnte die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) die Ausschreibungen starten. Frühestens ab März 2025, so hieß es damals, könne mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden. Diese Verzögerung brachte das Literaturhaus-Team in Bedrängnis: Die Planungen mussten angepasst werden, die Tour durch verschiedene Berliner Stadtteile wurde verlängert und zusätzliche Mietkosten für das Ausweichquartier fielen an.
Literaturhaus in Charlottenburg: Sanierung startet schrittweise, Fertigstellung für 2026 angekündigt
Die Arbeiten begannen schließlich mit vorbereitenden Maßnahmen. Laut BIM wurden sensible Bauteile wie Stuck, Holzverkleidungen und ein Steinbrunnen vorsichtig demontiert und eingelagert. Auch Garten- und Landschaftsbauer nahmen erste Eingriffe vor, um den Außenbereich für die anstehende Sanierung vorzubereiten. Nun sollen die Bauarbeiten am Gebäude selbst anlaufen. Die Fertigstellung werde derzeit für Mai 2026 angestrebt.
Das Literaturhaus plant, zu diesem Zeitpunkt an den historischen Standort zurückzukehren – pünktlich zum 40. Jubiläum. Ob dieser Zeitplan realistisch ist, bleibt offen. Kritiker wie der Architekt Hans Kollhoff zweifeln, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Er bemängelte öffentlich, dass die Villa bereits geräumt wurde, obwohl die Baugenehmigung noch ausstand. Kollhoff sieht darin eine unnötige Stilllegung eines wichtigen Kulturortes. Kollhoff forderte laut Berliner Morgenpost, dass die Verantwortlichen alternative Lösungen prüfen, um das Literaturhaus und den Garten während der Bauphase zumindest teilweise weiter nutzbar zu machen.
Neuer Standort, neues Publikum: Veranstaltungen finden während der Sanierung andernorts statt
Während die Sanierung auf sich warten lässt, bleibt das Literaturhaus Berlin dennoch aktiv. Unter dem Motto „Li-Be für die Stadt“ veranstaltet das Team Lesungen und Diskussionen in verschiedenen Berliner Stadtteilen. Das Ausweich-Café fand einen neuen Standort im International Club Berlin in Westend. Die Buchhandlung ist weiterhin geschlossen.
Die Leiterinnen des Literaturhauses, Janika Gelinek und Sonja Longolius, zeigten sich trotz der schwierigen Situation optimistisch. Sie betonten, dass die Tour durch die Stadt auch neue Zielgruppen erreicht habe. Dennoch hoffen sie laut Berliner Morgenpost, bald wieder an den angestammten Ort zurückkehren zu können, um dort zum Jubiläum ein Zeichen für die Bedeutung des Hauses im Berliner Kulturleben zu setzen.
Kritik an Komplettschließung: Alternativen zur Bauzeitnutzung bleiben ungenutzt
Unabhängig vom Baufortschritt hält die Diskussion um die generelle Schließung der Villa während der Bauzeit an. Kritiker wie Kollhoff werfen der Verwaltung vor, den Ort unnötig lange vom öffentlichen Leben ausgeschlossen zu haben. Seiner Ansicht nach wären alternative Nutzungen möglich gewesen, etwa durch getrennte Wege für Baustellen- und Besucherverkehr. Bisher blieb die Verwaltung jedoch bei ihrem Kurs.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Bauarbeiten nun wie angekündigt voranschreiten. Für das Team des Literaturhauses und seine Besucherinnen und Besucher bleibt die Hoffnung, dass die Rückkehr im Mai 2026 gelingt – und der kulturelle Treffpunkt im Herzen Charlottenburgs wiederbelebt wird.
Quellen: Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung