In Berlin-Mitte wird derzeit das in den 1930er Jahren errichtete Gebäudeensemble “Haus Friedrichstadt” saniert und umgebaut, unter Berücksichtigung der Denkmalschutzauflagen. Dabei entstehen 7.000 Quadratmeter Büroflächen. Im heutigen Ensemble lässt sich noch viel von der ursprünglichen Architektur entdecken – und dies soll auch so bleiben.

Historisches Büroensemble aus den 1930er Jahren: Das “Haus Friedrichstadt” in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Das Gebäude wird derzeit umfassend saniert. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Im Zentrum Berlins, an der Straßenkreuzung Friedrichstraße / Leipziger Straße, wird derzeit ein historisches Gebäudeensemble saniert und umgebaut. Die Rede ist vom “Haus Friedrichstadt”, welches sich in der Friedrichstraße 194–199 im Bezirk Mitte befindet.

Der Bau des Gebäudes erfolgte von 1934 bis 1935 nach den Plänen des Architekten Jürgen Bachmann. Dabei orientierte er sich weniger am damals zeitgenössischen nationalsozialistischen Baustil, sondern eher an der funktionalistischen und spätexpressionistischen Architektur der 1920er Jahre.

Friedrichstraße: Sanierung und Umbau des “Haus Friedrichstadt”

Das Gebäude erstreckt sich über die gesamte westliche Blockfront der Friedrichstraße zwischen der Leipziger und der Krausenstraße. Ältere Geschäftshäuser wurden seinerzeit für den Bau abgerissen, die alternativen Pläne eines Neubaus des Kaufhauses Adam wurden wegen der Weltwirtschaftskrise aber aufgegeben.

Stattdessen errichtete die Haus Friedrichstadt GmbH innerhalb von knapp zwei Jahren das Gebäude nach Entwürfen von Bachmann. Mit einer Baufläche von 1.225 Quadratmetern und einer Frontlänge von 78 Metern an der Friedrichstraße ist das Gebäude 20 Meter hoch und besteht aus einer Geschäftsetage, vier Obergeschossen und einem Attikageschoss.

Das historische Gebäude entstand in Stahlskelettbauweise

Das Stahlskelett entwarf der Ingenieur Gerhard Mensch, der auch das Dach verstärkte und den Keller als Luftschutzbunker ausbaute. Die für die damalige Zeit bemerkenswerte Fassade zeigt ein symmetrisches Design mit horizontalen Fensterreihen, ein vierachsiger Mitteltrakt betont die Mitte des Gebäudes.

Das Walmdach bleibt von den umliegenden Straßen aus weitgehend unsichtbar. Im Inneren sind Eingangshalle und Treppenhäuser mit rotem Marmor verkleidet und im Art-déco-Stil gestaltet. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude um 1950 wiederhergestellt und in den 1990er Jahren umfassend renoviert.

Das Büro Bräunlin Kolb Architekten verantwortet den Umbau des Ensembles

Während der DDR-Zeit endete hier die Bebauung der Friedrichstraße nahe dem Checkpoint Charlie. Seit 2009 waren die Räume im “Haus Friedrichstadt” vor allem an Banken und Immobiliengesellschaften vermietet.

Nun wird das Gebäude abermals umfassend saniert und umgebaut, nach Plänen des Büros Bräunlin Kolb Architekten. Der Umbau liegt derzeit in den letzten Zügen, noch ist der Straßenraum rund um das Gebäude abgesperrt, Bodenplatten und Leitungen werden verlegt.

Moderne Isolierverglasung für historische Fassade des “Haus Friedrichstadt”

Im Zuge des Umbaus hat die historische Fassade unter anderem eine moderne Isolierverglasung erhalten. Im Innern entstehen rund 7.000 Quadratmeter moderne Büroflächen, auch eine Tiefgarage mit Pkw- und Fahrradstellplätzen gehört zum Projekt.

Das Gebäude beeindruckte die Architekten und Bauherren nicht nur durch sein außergewöhnlich modernes Erscheinungsbild, sondern auch durch seine Konstruktion als einer der ersten Stahlskelettbauten Deutschlands. Diese Bauweise ermöglicht heute flexible Grundrisse nach modernen Standards, wie die Projektverantwortlichen mitteilen.

Massive Bauweise mit Eisenbetondecken und verstärktem Dach

Die äußerst massive Bauweise mit Eisenbetondecken und verstärktem Dach erwies sich daher als Glücksfall, denn dadurch blieb das Gebäude vor größeren Kriegsschäden verschont und überstand die folgenden Jahrzehnte weitgehend unbeschadet.

Im heutigen Ensemble lässt sich also noch vieles von der ursprünglichen Gestaltung und  Architektur entdecken. Im zentralen Eingangsfoyer und Haupttreppenhaus sind sowohl die bauzeitlichen Marmorbekleidungen als auch die Decken im Jugendstil und einige bauzeitliche Messingbauteile im Original erhalten.

2024 soll der Umbau des Gebäudes vollständig abgeschlossen werden

Die Mietflächen wurden und werden allerdings komplett erneuert. Neben der Neustrukturierung der Zugangssituation, der Sanitärkerne, der brand- und der schallschutztechnischen Maßnahmen stand beim Umbau besonders die Modernisierung der haustechnischen Ausstattung im Fokus.

Der Grundriss der Obergeschosse erlaubt – je nach Bedarf – konventionelle Raumaufteilungen mit einem Mittelflur bis hin zu großzügigen “Open Space-Lösungen”. Im Dachgeschoss sollen große Panorama-Schiebefenster künftig für “Atelieratmosphäre” sorgen.

Durch die moderne technische Ausstattung wird die Nachhaltigkeitszertifizierung gemäß LEED-Gold-Standard angestrebt. Der Umbau des “Haus Friedrichstadt” soll nach aktuellem Stand in diesem Jahr vollständig abgeschlossen werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Horst F. G. Angermann GmbH, Bräunlin Kolb Architekten GmbH, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin, Haus Friedrichstadt GmbH