Für eine menschenfreundlichere Schloßstraße: Im Rahmen der Ausstellung „Immer modern! Berlin und seine Straßen“ präsentieren Bernd Albers Architekten und ENS Architekten gemeinsam mit der FH Potsdam drei Maßnahmen, wie die heute stark verkehrsdominierte Kreuzung zwischen Schloßstraße, Unter den Eichen und Wolfensteindamm als grüner Stadtplatz neue Lebensqualität nach Steglitz bringen könnte.
© Visualisierung Titelbild: Bernd Albers Gesellschaft von Architekten mbH, ENS Architekten
Text: Karin Schütte
Zu seinem 200-jährigen Jubiläum hat sich der AIV ein großes und über alle Maßen relevantes Thema ausgesucht, welches in Ausstellungen, Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen die Berliner Stadtgesellschaft bis Ende November begleiten und aktivieren soll. Berlins große Straßen sollen in den kommenden Monaten in den Fokus der Fachwelt sowie der Öffentlichkeit geraten.
Dafür haben zehn namhafte Büros Visionen für zehn Berliner Straßen entworfen, die aufzeigen, wie der Straßenraum von morgen aussehen könnte. Bewusst sind hierbei aber prominente Verkehrsachsen wie Kurfürstendamm, Friedrichstraße oder Unter den Linden außen vor gelassen worden.
In dieser Reihe haben wir bereits über die Umgestaltung der Mollstraße, das Hochhauskonzept für die Holzmarktstraße sowie die städtebauliche Entwicklung der Müggelheimer Straße in der Altstadt Köpenick berichtet. Doch auch die Baupolitik im West-Berlin der 1970er Jahre hinterließ städtische Räume, die heute wenig attraktiv und stark auf den Autoverkehr ausgerichtet sind.
Berlin-Steglitz: Einst Dorf, heute Verkehrsknotenpunkt
Besonders betroffen ist der südwestliche Bezirk Steglitz, dessen dörfliche Strukturen des historischen Ortskerns nahezu vollständig verdrängt wurden. Wo einst niedrige Gebäude enge Straßen säumten, dominieren heute Bauruinen und eine dichte Verkehrsführung, die vor allem den Bedürfnissen des motorisierten Verkehrs dient.
Obwohl die Schloßstraße weiterhin eine der bedeutendsten Einkaufsmeilen Berlins ist, sieht sie sich zunehmender Konkurrenz durch neue Einzelhandelsstandorte ausgesetzt. Der Bau der Stadtautobahn A103 und des Zubringers Wolfensteindamm hat zudem die ursprüngliche Struktur und Lebensqualität stark beeinträchtigt.
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf bemüht sich seit Langem um eine Neugestaltung des öffentlichen Raums. Projekte wie das Einkaufszentrum „Das Schloss“ sollten die Attraktivität der Schloßstraße steigern. Doch das komplexe Geflecht aus acht Straßen – darunter Wolfensteindamm, Unter den Eichen (B1) und A103 – prägt das Stadtbild weiterhin.
Drei Maßnahmen für Steglitz: Ein Großstadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität
Im Rahmen des Projekts „Vom Verkehrsknotenpunkt zum Stadtplatz“ präsentieren Bernd Albers Architekten und ENS Architekten visionäre Pläne zur Neugestaltung des Verkehrsgeflechts. An der Kreuzung von Schloßstraße, Unter den Eichen und Wolfensteindamm soll ein urbaner Platz entstehen, der den historischen Charakter des Bezirks wieder erlebbar macht. Ziel ist es, den autodominierten Raum in einen menschenfreundlichen Ort zu verwandeln.
Die Maßnahmen sehen vor, die Fahrbahnen der Schloßstraße zugunsten von Fußgängern und Radfahrern zu reduzieren, um das Boulevard-Flair zu stärken. Gleichzeitig soll die A103 auf vier Fahrspuren zurückgebaut und die gewonnenen Flächen in einen Parkway umgewandelt werden. Darüber hinaus ist geplant, den Wolfensteindamm in eine Quartiersstraße zu transformieren, um den lokalen Verkehr zu beruhigen.
Am Steglitzer Kreisel: Ein städtischer Platz mit Ruhezonen und Sitzgelegenheiten
Im Zentrum steht ein städtischer Platz, umgeben von Hecken, mit Ruhezonen, beschatteten Sitzgelegenheiten und einer neuen Landmarke. Der Platz soll angehoben werden, um ihn klar vom Straßenverkehr abzugrenzen. „Damit wird dieser Ort wieder seiner historischen Dimension gerecht. Fußgänger und Radfahrer werden das Stadtbild bestimmen, nicht die Autos,“ erklärt Silvia Malcovati, Architektin bei Bernd Albers Architekten.
Die Umsetzung dürfte angesichts der Finanzierbarkeit des Projekts und den politischen Vorbehalten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf auf Widerstand stoßen. Bereits der Umbau des Breitenbachplatzes zeigt die Herausforderungen solcher Projekte. Kleinere Vorhaben wie die Neugestaltung des Hermann-Ehlers-Platzes könnten hingegen leichter realisiert werden. Für den Platz am U-Bahnhof Rathaus Steglitz sind konkrete Planungen bereits für das kommende Jahr angesetzt – ein potenzieller erster Schritt zu einem attraktiveren Steglitz.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg, HILMER SATTLER ARCHITEKTEN, Ahlers Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH, TCHOBAN VOSS Architekten GmbH, ST raum a. GmbH, LANGHOF®, GRAFT, Jan Kleihues, Kleihues & Kleihues, Heike Hanada, hh_laboratory of art and architecture, gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Bernd Albers Architekten, ENS Architekten, Fachhochschule Potsdam, Patzschke Planungsgesellschaft mbH, Axthelm Rolvien Architekten, MÄCKLER ARCHITEKTEN, HKK Landschaftsarchitektur, ARGUS Stadt und Verkehr
Aus dem Beitrag entnehme ich keine Lösungen, sondern nur neue Probleme. Die konkreten Vorschläge wären interessant.
Wie mit dem aktuellen Verkehrsaufkommen umgegangen werden soll wird nämlich nicht deutlich.
Der Kreuzungsbereich hinter dem Kreisel am „Ende“ der Schloßstraße hat im Moment den Vorteil, dass Verkehr aus Richtung Zehlendorf, so wie Lichterfelde auf die A103 geleitet wird, bevor er sich durch die verkehrsberuhigte Schloßstraße und Albrechtstraße drängen würde. Gleichzeitig endet mit dieser Kreuzung die Einkaufsmeile und beginnt ein Wohngebiet.
Lediglich das Schlosspark-Theater ist an der Stelle ein bisschen traurig anzusehen.
Zudem gibt es in direkter umgebung der Carmerplatz und den Charkiw-Park wo man immer eine freie Bank findet. Dass hier dringend zusätzliche Freiräume für Passanten gebraucht werden halte ich für eine vorgeschobene Begründung.
Auch, wo die Fußgänger bitte hinlaufen sollen ist mir nicht klar. Wer hier vorbei kommt kann die Fußgänger und Radfahrer, die sich auf dem Weg zum Wolfensteindamm oder zur Birkbuschstraße befinden, an zwei Händen abzählen.
Die Realität sieht anders aus: die Behauptung Radfahrer und Fußgänger werden das Stadtbild bestimmen, steht im krassen Gegensatz zum Steglitzer Kreisel, der an fehlenden Parkplätzen für Anwohner scheitert.
Interessanter fände ich es, den auslandenden Platz der Kreuzung mit einem dreispurigen Kreisverkehr besser zu nutzen, eine der beiden Autobahnzufahrten zu entfernen und in diesem Zusammenhang eine Fußgängerunterführung einzurichten. Das wird dem Verkehr und den Anwohnern eher gerecht.