In Tempelhof-Schöneberg könnte ein neues Infrastrukturprojekt entstehen: Auf dem Baufeld 9 an der Ella-Barowsky-Straße wird der Ausbau des Bildungscampus Schöneberger Linse geplant. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, wie auf dem derzeit unbebauten Areal ein multifunktionaler Ort für Bildung, Sport und Kultur entstehen könnte.

Das Baufeld 9 liegt zwischen dem Sachsendamm und der Ella-Barowsky-Straße im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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© Visualisierungen & Titelbild: roedig.schop architekten
Auf dem Baufeld 9 der Schöneberger Linse plant der Bezirk Tempelhof-Schöneberg eine umfassende soziale Infrastruktur. Eine Machbarkeitsstudie prüfte die Umsetzbarkeit der Pläne und bestätigte das Potenzial der Fläche an der Ella-Barowsky-Straße.
Die bestehenden Spiel- und Sportflächen auf dem Areal sollen erhalten und behutsam in die künftige Bebauung eingebunden werden. Ziel ist es, hier ein lebendiges Zentrum für Bildung, Sport und Kultur zu schaffen.
U-förmiger Bau und öffentlicher Platz: So sieht die favorisierte Lösung „ELLA“ aus
In einem Gebäudekomplex sind multifunktionale Räume für Jugend-, Kultur- und Bildungsangebote sowie Ausstellungsflächen eingeplant, die den Campus zu einem lebendigen Ort für das gesamte Quartier machen sollen. Die Studie untersuchte hierfür mehrere Bebauungsszenarien. Die bevorzugte Variante „ELLA“ kombiniert Aspekte unterschiedlicher Konzepte.
Sie sieht einen U-förmigen Gebäudekomplex mit einem zentralen, öffentlichen Platz vor, der gegenüber dem Erweiterungsbau der Teske-Schule liegt. Diese Variante ermöglicht die Nutzung des Freiraums für Sport- und Spielangebote sowie Aufenthaltsqualität. In der Grafik sind als geplante Nutzungen unter anderem eine Volkshochschule, eine Stadtbibliothek und Ausstellungsflächen eingezeichnet.
Modellprojekt in Schöneberg: Geplante Inklusionssporthalle und multifunktionale Räume am Bildungscampus
Das zentrale Element der Planung bildet jedoch eine barrierefreie Inklusionssporthalle, die als erste ihrer Art in Berlin realisiert werden soll. Sie soll nicht nur neue Maßstäbe für inklusiven Sport setzen, sondern auch ein Zeichen für gleichberechtigte Teilhabe im öffentlichen Raum sein. Ergänzend dazu ist ein tiefer gelegter Bolzplatz vorgesehen, der gleichzeitig als Regenrückhaltefläche bei Starkregen dient und damit sowohl sportliche als auch klimatische Funktionen erfüllt.
Hierfür wurden verschiedene Standortoptionen diskutiert. Favorisiert wird eine Kombination aus Flächen auf Erdgeschossniveau und im Untergeschoss. Auf den Dächern des neuen Gebäudekomplexes sollen zusätzliche Spiel- und Sportbereiche entstehen.
Funktional und nachhaltig: So soll das Baufeld 9 der Schöneberger Linse gestaltet werden
Architektonisch will das Projekt einen zukunftsweisenden Ansatz verfolgen: Die geplante Bebauung soll nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig gestaltet werden. Neben dem Bolzplatz ist deshalb auch ein öffentlicher Lehrgarten vorgesehen. Die Dachflächen bieten zudem Potenzial für Photovoltaikanlagen und Urban Gardening.
Zudem werde die anspruchsvolle Topografie des Geländes bewusst einbezogen, um gestaffelte Ebenen mit vielfältigen Nutzungen zu ermöglichen. Die Planung verantwortet das Architekturbüro roedig.schop architekten.
Verkehrsberuhigung für die Ella-Barowsky-Straße: BVV lehnt Modalfilter und Straßensperren mehrheitlich ab
Um den Verkehr zu reduzieren und die Schulwegsicherheit zu erhöhen, empfiehlt die Machbarkeitsstudie eine Sackgassenlösung für die Ella-Barowsky-Straße. Zwischen den geplanten Wendehämmern könnten Spiel- und Fahrradstraßen entstehen. Gleichzeitig sollen bestehende Ideen für eine klimaresiliente Gestaltung des Straßenraums einfließen. Neue Aufenthaltsflächen sollen die Quartiersachse zwischen Südkreuz und Schöneberg aufwerten.
Obwohl die Ella-Barowsky-Straße bereits im vergangenen Jahr im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens als besonders vom Durchgangsverkehr belastet identifiziert wurde, hat die BVV kürzlich beschlossen, ein Verkehrskonzept mit Modalfiltern und Straßensperrungen nicht umzusetzen. Lediglich vor der Teske-Schule soll eine Durchfahrtbeschränkung bestehen bleiben. Die Initiative „Lebenswerte Linse“ kritisiert diese Entscheidung als Missachtung des Bürgerwillens und sammelt Unterschriften gegen die Überarbeitung.
Nächster Schritt: Bebauungsplanverfahren und Beteiligung der Öffentlichkeit
Aktuell bereitet der Bezirk das Bebauungsplanverfahren vor. Dabei sollen weitere Untersuchungen folgen und eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen. Ziel ist es, ein tragfähiges städtebauliches Konzept für das Baufeld 9 zu entwickeln.
Die Umsetzung hängt von Finanzierungsfragen und politischen Prioritäten ab. Dennoch zeigt die Studie: Der Bildungscampus Schöneberger Linse bietet die Chance, soziale Infrastruktur in zentraler Lage zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Nur wenige Meter entfernt, auf dem Grundstück der heutigen Shell-Tankstelle am Sachsendamm, laufen in dem Zusammenhang weitere Planungen für eine Nachverdichtung: Ein bis zu zehn Geschosse hohes Bürogebäude mit öffentlichen Nutzungen könnte entstehen.

So sieht die Vorzugsvariante „ELLA“ aus: Ein U-förmiger Baukörper fasst den zentralen Platz ein, der direkt gegenüber dem neuen Schulgebäude liegt. Die Architektur öffnet sich zum Hof und schafft lebendige Freiräume auf mehreren Ebenen. / © Grafik: roedig.schop architekten

Links: Blick vom Baufeld 9 zum Sachsendamm. Rechts: Blick vom Sachendamm Richtung S-Bahnhof Schöneberg. / © Grafik: roedig.schop architekten

Auf der Seite der Ella-Barowsky-Straße befinden sich Spiel- und Sportflächen. Diese sollen in die geplante Bebauung integriert werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Stadtentwicklungsamt Tempelhof-Schöneberg, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Machbarkeitsstudie zu neuem Infrastrukturstandort auf der Schöneberger Linse, STUDIO RW | Stadtplanung + Landschaftsarchitektur, Tagesspiegel