© Titelbild: Festival of Lights
Eines der spannendsten Überbleibsel der historischen, Berliner Industriearchitektur befindet sich direkt an der Schnellerstraße im Köpenicker Ortsteil Niederschöneweide. Das Areal der einstigen Bärenquell Brauerei ist in den vergangenen Jahren neu belebt worden und soll zukünftig umfangreich saniert und ausgebaut werden.
Berlin ist berühmt für seine historischen Industriedenkmäler, die auf das gesamte Stadtgebiet verteilt sind und heute wieder intensiv genutzt oder für eine neue Nutzung aufbereitet werden. Einige der prominentesten Beispiele sind wohl die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg, die ehemalige Patzenhofer Brauerei in Friedrichshain oder die Gebauer Höfe in Charlottenburg.
Auch die einstmals größte Privatbrauerei der Stadt, die Bötzow Brauerei an der Prenzlauer Allee, wird derzeit für eine völlig neue Nutzung als Medizin- und Gewerbestandort umgerüstet. Ein weiteres Kleinod befindet sich im Südosten der Stadt, wo es eine große Konzentration von Baudenkmälern historischer Industriearchitektur gibt.
Industriedenkmal in Niederschöneweide: Die ehemalige Bärenquell Brauerei
Eines davon ist die ehemalige Bärenquell Brauerei, die sich direkt an der vielbefahrenen Schnellerstraße im Ortsteil Niederschöneweide im Bezirk Treptow-Köpenick befindet. Der Komplex entstand als “Brauerei Borussia”, die von Max Meinert und dem Braumeister Alex Kampshenkel 1882 gegründet worden war.
Im Gegensatz zu vielen anderen, historischen Berliner Brauereien wurde auf dem Gelände auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch bis Mitte der 1990er Jahre Bier gebraut, bis der Betrieb letztlich eingestellt wurde. Längst stand das Areal schon unter Denkmalschutz, lag in der Folge jedoch jahrzehntelang brach.
Das gesamte Areal lag rund 25 Jahre brach
Bis 2013 fand ein Bebauungsplanverfahren für die Errichtung eines Baumarktes auf dem Gelände der Brauerei statt. Dabei sollten mehrere Gebäude, auch einige an der Straßenfront zur Schnellerstraße stehenden Häuser aus den Jahren 1882 bis 1902, aus dem Denkmalschutz entlassen und zugunsten eines Neubaus abgerissen werden.
Glücklicherweise wurden diese Pläne nicht verwirklicht. Nach einem erneuten Eigentümerwechsel waren die Planungen hinfällig. Seit 2020 finden auf dem Gelände unterschiedliche Veranstaltungen und Flohmärkte statt, auch ein Biergarten und ein Techno-Club befinden sich mittlerweile auf dem rege genutzten Gelände.
Der historische Komplex soll restauriert und neu entwickelt werden
Die historischen Gebäude sollen in den kommenden Jahren saniert und baulich ergänzt werden. In den Backsteinhäusern sollen Büroflächen und größere Gastronomiebetriebe eingerichtet werden. Mit der Entwicklung ist die Berliner Firma HCM Home Center Management betraut worden.
Damit knüpfen die Bauherren zumindest teilweise an die Tradition der Brauerei an, denn hier wurde nicht nur Bier produziert, sondern auch viel Bier getrunken, in einem großen Biergarten an der Spree. An der östlichen Umfassungsmauer sind noch Teile einer Felsen- und Grottenarchitektur erhalten sowie Überreste eines Aussichtsturms mit Gastwirtschaft. Die Gasträume sollten damals offenbar an eine romantische Bergwelt erinnern.
Das Gelände soll zukünftig dauerhaft offen zugänglich sein
Auch Einzelhandeslflächen soll es auf dem Gelände zukünftig wieder geben. Dem Bezirk Treptow-Köpenick ist dabei wichtig, dass die Sanierung und Erweiterung in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt erfolgt, was die Investoren zugesichert haben. Das architektonische Konzept zur Modernisierung des Areals kommt vom Berliner Architekturbüro Jo Klein Architekten.
Das zukünftige Gelände, welches unter dem Projektnamen “The Brew” entwickelt wird, soll zukünftig vor allem eines sein: für jedermann offen. Die Zeiten, in denen das Areal hermetisch abgeriegelt war und dem Verfall überlassen wurde, sollen definitiv vorbei sein. Für die umliegenden Quartiere kann dies nur positiv bewertet werden. Wir werden die Entwicklung des Areals aufmerksam weiterverfolgen.
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Industriedenkmal: Die ehemalige Bärenquell Brauerei befindet sich direkt an der Schnellerstraße in Niederschöneweide / © Jo Klein Architekten
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