Kaum ein Jahr nach der Fertigstellung zeigen sich deutliche Mängel am neuen Radstreifen auf der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Schutzborde lösen sich und der Bezirk Pankow sucht nach Lösungen. Eine Sanierung scheint unvermeidlich.

Die Betonelemente des neuen Radwegs auf der Schönhauser Allee lösen sich bereits nach einem Jahr. Der verwendete Kleber hält den Belastungen nicht stand, dabei kostete das Projekt rund 1,5 Millionen Euro. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Der Radweg auf der Schönhauser Allee, ein zentrales Verkehrsprojekt im Stadtteil Prenzlauer Berg, bereitet dem Bezirksamt Pankow Sorgen. Erst im vergangenen Jahr für über 1,5 Millionen Euro realisiert, zeigen sich nun erhebliche Mängel an der Infrastruktur. Wie auch der Tagesspiegel berichtet, lösen sich die Betonborde an mehreren Stellen. Sie waren ursprünglich installiert worden, um Radfahrende vor dem Autoverkehr zu schützen.

Das Bezirksamt bestätigt auf Nachfrage vom Tagesspiegel, dass es sich um ein grundlegendes Problem handelt. Betroffen sei der 720 Meter lange Abschnitt nördlich der Eberswalder Straße. Seit Bekanntwerden der Schäden arbeite man an einer verkehrssicheren und dauerhaften Lösung, so ein Sprecher der zuständigen Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU).

Eigenentwicklung des Bezirks: Verklebte Schutzborde halten Verkehrsbelastung nicht stand

Im Zentrum der technischen Überprüfung steht die Frage, wie die Betonelemente befestigt wurden. Dem Bezirksamt zufolge habe man die Borde mit Kleber aufgebracht. Dieser scheint jedoch den Belastungen durch den Lkw-Verkehr auf der stark befahrenen Bundesstraße nicht standzuhalten. Durch wiederholtes Überfahren würden sich die Elemente verschieben. Schäden an Protektionselementen seien grundsätzlich nie völlig auszuschließen, hieß es laut Tagesspiegel aus dem Amt.

Die Schutzborde sind eine Sonderanfertigung des Pankower Straßen- und Grünflächenamts. Sie wurden nicht von der landeseigenen InfraVelo GmbH gestellt, sondern vom Bezirk selbst entwickelt. Im April 2022 erklärte die Stadträtin, es handele sich um ein neuartiges Produkt, das in dieser Form noch nicht eingesetzt worden sei.

Nachrüstung statt Neubau: Bezirk und InfraVelo suchen technische Lösung

Angesichts der Schäden plant der Bezirk nun gemeinsam mit InfraVelo und der bauausführenden Firma eine genaue Analyse. Ziel ist es, herauszufinden, ob und wie die Elemente nachträglich stabilisiert werden können. Ein vollständiger Rückbau steht aktuell nicht zur Debatte. Die Beteiligten betonen, dass es zunächst um Nachbesserungen gehe.

Eine erneute Kostenexplosion schließt das Bezirksamt aus. Die Klebekomponente sei nicht der Hauptkostenfaktor gewesen. Nach Angaben eines Sprechers habe die Anbringung der Borde weniger als fünf Prozent der Gesamtkosten des Projekts ausgemacht. Dennoch dürfte die Nachbesserung weitere öffentliche Mittel binden.

Radweg bleibt Stückwerk: Weiterführung hängt an Großprojekt Ringbahnbrücke

Das aktuelle Projekt auf der Schönhauser Allee umfasst lediglich den Bereich zwischen Gleimstraße und Eberswalder Straße. Die geplante Weiterführung bis zur Wisbyer Straße ist an den Neubau der Ringbahnbrücke gekoppelt. Erst nach dessen Abschluss soll der Radweg vollständig ausgebaut werden – voraussichtlich nicht vor 2030.

Die Bauprobleme werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, sichere und beständige Radinfrastruktur in komplexen städtischen Lagen umzusetzen. Wie der Umgang mit den Mängeln verläuft, dürfte für zukünftige Projekte wegweisend sein.

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Quellen: Tagesspiegel, GB infraVelo GmbH, Berliner Woche, Bezirksamt Pankow, Architektur Urbanistik Berlin

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One Comment

  1. A.Tirpitz 24. Juni 2025 at 12:51 - Reply

    Wer glaubt denn an einem solchen Klebemärchen und schreibt das auch noch aus, wenn ich weiß, dass da dynamische Lasten von 40-Tonnern die guten Stücke küssen können?

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