Anzeige

In Berlin-Hellersdorf steht ein neues Schulbauprojekt in der Kritik. Für den Bau einer Integrierten Sekundarschule sollen rund 60 Bäume eines gewachsenen Grünzugs weichen. Während der Bezirk auf den dringenden Schulplatzbedarf verweist, fordern Anwohnende mehr Transparenz, Beteiligung und den Erhalt eines Teils des Baumbestands.

Studenten, die gemeinsam um einen Tisch sitzen und lernen

Am Auerbacher Ring in Hellersdorf soll im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive eine moderne Holz-Compartmentschule entstehen, um dem steigenden Bedarf an Schulplätzen gerecht zu werden. Kritik gibt es jedoch, weil für den Neubau zahlreiche gesunde Bäume auf dem Gelände gefällt werden müssten. / © Foto: pixabay

© Foto: pixabay
© Foto Titelbild: pixabay / Carola68

 

In Hellersdorf regt sich Widerstand gegen eine geplante Rodung. Auf einer Grünfläche zwischen Auerbacher Ring und Maxie-Wander-Straße sollen rund 60 Bäume gefällt werden, um Platz für den Bau einer Integrierten Sekundarschule (ISS) zu schaffen. Das Projekt ist Teil der Berliner Schulbauoffensive und soll ab 2026 umgesetzt werden. Die Fläche gehört zum sogenannten „Grünen Band“ zwischen Schleipfuhl und Hellersdorfer Graben, einem wichtigen Naherholungsraum für das Quartier.

Vertreterinnen und Vertreter des Quartiersrats „Boulevard Kastanienallee“ kritisieren, dass die Anwohnerschaft bislang kaum in die Planung einbezogen wurde. Laut Sprecher Siegfried Nord befürworten viele den dringend benötigten Schulneubau, lehnen jedoch den Umfang der Rodung ab, wie der Tagesspiegel berichtet. Sie hätten bemängelt, dass es weder frühzeitige Information noch eine offizielle Bürgerbeteiligung gegeben habe. Besonders befremdlich sei, dass auf dem Schulgelände ein „Chill-Hain“ entstehen solle, während der bestehende Baumhain, der seit über dreißig Jahren an dieser Stelle wachse, entfernt werden müsse.

Bürgerprotest in Hellersdorf: Anwohnende fordern Erhalt von 28 Bäumen

Als Kompromiss schlägt die Initiative vor, rund 28 Bäume entlang der Maxie-Wander-Straße zu erhalten. Diese stünden dem Bauprojekt nicht im Weg und könnten als natürlicher Puffer zwischen Schulgebäude und Sportplatz dienen. Ob dieser Vorschlag in die laufende Planung aufgenommen wird, ist noch offen.

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf verweist auf die Zuständigkeit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Eine umfassende Bürgerbeteiligung sei im Rahmen des Typenschnellbauprogramms nicht vorgesehen. Die Anwohnenden sollen kurz vor Beginn der Bauarbeiten per Briefkasteneinwurf informiert werden. Zusätzlich sei eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant, um den Ablauf des Projekts vorzustellen.

Auerbacher Ring: Neubau der Holz-Compartmentschule soll 625 neue Schulplätze schaffen

Der Bezirk argumentiert, dass in Hellersdorf ein akuter Schulplatzmangel besteht. Der geplante Neubau am Auerbacher Ring sei daher dringend erforderlich, um die Versorgung im Bezirk zu sichern. Laut einer schriftlichen Anfrage der Linken im Abgeordnetenhaus soll die Schule als Holz-Compartmentschule errichtet werden. Sie bietet 625 Schulplätze, davon 400 für die Sekundarstufe I und 225 für die Sekundarstufe II. Der Baubeginn ist für Anfang 2026 vorgesehen, die Fertigstellung für das Schuljahr 2027/2028.

Auch die Kosten des Projekts stehen inzwischen fest: Für den Neubau werden rund 61 Millionen Euro veranschlagt. Das Vorhaben ist Teil der BSO-Tranche IV „Neue Holzmodulschulen“, die standardisierte, klimafreundliche Schulbauten in modularer Bauweise vorsieht. Nach Angaben des Bezirks soll der Bau dazu beitragen, langfristig die Bildungsinfrastruktur in Hellersdorf zu entlasten.

Konflikt zwischen Schulbau und Umweltschutz: Anwohnende zweifeln an Ausgleichsmaßnahmen

Das Bezirksamt betont, dass im Zuge der Planungen auch die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt eingebunden sei. Ziel sei es, natur- und artenschutzrechtliche Anforderungen frühzeitig zu berücksichtigen. Geplant sei, im Norden des Areals einen bis zu 16 Meter breiten Grünstreifen freizuhalten und zusätzlich einen etwa zehn Meter breiten gärtnerisch gestalteten Bereich anzulegen. Viele Anwohnende bezweifeln jedoch, dass diese Maßnahmen den Verlust des gewachsenen Baumbestands tatsächlich ausgleichen können.

Der Konflikt um das Bauprojekt zeigt exemplarisch, wie schwierig es in Berlin ist, den Ausbau sozialer Infrastruktur mit dem Schutz urbaner Grünflächen in Einklang zu bringen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Proteste den geplanten Eingriff noch beeinflussen können.

Quellen: Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, Die Linke, Der Tagesspiegel

Jetzt PLUS-Kunde werden

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein PLUS-Abonnement.

Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.