Die Schwimmhalle Zingster Straße in Berlin-Hohenschönhausen soll im Dezember 2025 wiedereröffnet werden, nach zweijähriger Teilsanierung. Doch nicht alle Bezirke haben Grund zur Freude: In vielen Teilen der Stadt bleiben Schwimmbäder geschlossen oder fehlen gänzlich. Ein Überblick über Projekte, Verzögerungen und Herausforderungen der Berliner Bäder-Infrastruktur.

In der Schwimmhalle Zingster Straße laufen die letzten Sanierungsarbeiten: Der Estrich ist in Arbeit, Fliesen werden verlegt. Auch eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie moderne Badewassertechnik gehören zur Ausstattung. Die Wiedereröffnung ist für Dezember 2025 geplant – allerdings ohne Sauna. / © Foto: Wikimedia Commons, Video2005, CC0
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Nach zwei Jahren Sanierungszeit soll die Schwimmhalle Zingster Straße Ende 2025 wieder ihren Betrieb aufnehmen. Das Hallenbad in Hohenschönhausen erhielt ein neues 25-Meter-Edelstahlbecken, moderne Umkleiden und Duschen sowie eine neue Badewassertechnik. Auch auf dem Dach gab es eine Neuerung: Dort wurde eine Photovoltaikanlage installiert.
Die Sauna hingegen wird nicht wiedereröffnet. Sie war nicht Teil der laufenden Bauarbeiten und soll künftig nicht mehr in Betrieb gehen. Aktuell werden Estrich gegossen und Fliesen verlegt. Im Anschluss folgen Einbauten wie Spinde, Sanitäranlagen und Trennwände, wie die Berliner Bäder-Betriebe mitteilen.
Berliner Schwimmbäder unter Druck: Warum so viele Anlagen geschlossen sind
Während die Arbeiten in Hohenschönhausen zügig voranschreiten, ist die Situation in vielen anderen Teilen der Stadt schwieriger. Von den 35 Hallenbädern der Berliner Bäder-Betriebe sind derzeit acht geschlossen, zum Teil bereits seit mehreren Jahren. Darunter befinden sich Bäder, die für den Schul- und Vereinssport dringend benötigt würden.
Die Gründe für die langwierigen Schließungen sind vielfältig. Neben baulichen Schäden machen gestiegene Baukosten, aufwendige Denkmalschutzauflagen und fehlende Planungskapazitäten den Bezirken zu schaffen. Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation zusätzlich: Bauvorhaben verzögerten sich, Materialkosten stiegen und Personal fehlte.
Paracelsus-Bad in Reinickendorf: Unerwartete Bauschäden und Denkmalschutz verzögern Sanierung
Ein besonders deutliches Beispiel ist das Paracelsus-Bad in Reinickendorf. Die 1960 eröffnete Anlage wurde bereits 2019 geschlossen, um sie umfassend zu sanieren. Geplant waren ursprünglich zwei Jahre Bauzeit und Kosten von acht Millionen Euro.
Inzwischen liegt der Zeitplan weit zurück: Die Fertigstellung wird frühestens 2027 erwartet, die Kosten haben sich auf 36 Millionen Euro vervielfacht. Bei den Arbeiten traten unerwartete Schäden an der Stahlkonstruktion auf, zudem mussten historische Fenster denkmalgerecht restauriert werden.
Kombibad in Marzahn-Hellersdorf: Bedarf trifft auf umstrittene Standortwahl
Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf wird seit Jahren über ein Kombibad mit Hallen- und Freibereich diskutiert. Als Standort gilt weiterhin der Jelena-Šantić-Friedenspark. Der liegt verkehrsgünstig, aber auch in einem ökologisch sensiblen Gebiet, das ursprünglich als Ausgleichsfläche für frühere Bauprojekte angelegt wurde.
Umweltverbände kritisieren daher die geplante Bebauung und fordern eine Alternativprüfung. Gleichzeitig betont der Bezirk den hohen Bedarf: Zwei Bäder sind außer Betrieb, der Schwimmunterricht leidet. Vorerst ist lediglich eine Typenschwimmhalle geplant, eine Lösung, die im Bezirk als unzureichend gilt.
Geplatzte Kombibad-Pläne in Pankow: Bezirk setzt auf gestufte Lösung
Auch in Pankow kam ein geplantes Kombibad nicht über die Planungsphase hinaus. Die schwarz-rote Landesregierung strich 2024 die Finanzierung für das Vorhaben mit Sauna, Wellenbecken und Erlebnisbereich. Die Kritik aus dem Bezirk war entsprechend deutlich.
Stattdessen wird nun über eine kleinere Lösung nachgedacht. Vorgeschlagen ist zunächst ein Freibad, das später um eine Schwimmhalle ergänzt werden könnte. Damit ließe sich kurzfristig Entlastung schaffen, vor allem für Schulen, die auf Schwimmflächen angewiesen sind.
Tiergarten und Hohenschönhausen machen Fortschritte, doch bleiben Ausnahmen
Neben der Schwimmhalle Zingster Straße gibt es auch im Stadtbad Tiergarten positive Entwicklungen. Hier entsteht derzeit ein zusätzliches Außenbecken mit Sonnenterrasse und Liegewiese. Die Arbeiten haben im Frühjahr 2025 begonnen, die Eröffnung ist für 2026 geplant.
Anders als in anderen Bezirken kommen diese Projekte vergleichsweise gut voran. Dennoch bleiben sie Ausnahmen in einem insgesamt angespannten Umfeld. In weiten Teilen der Stadt hinkt die Bädersanierung dem Bedarf hinterher. Der Zustand der Berliner Schwimmbäder verdeutlicht den erheblichen Sanierungsstau im öffentlichen Bereich. Veraltete Anlagen, lange Bauzeiten und gestiegene Kosten machen schnelle Fortschritte schwierig. Dabei sind Schwimmbäder nicht nur Freizeitorte, sondern auch unverzichtbar für Sport, Bildung und Gesundheit.

Viele Hallenbäder in Berlin sind seit Jahren geschlossen. Eine Studie der Difu zeigt: Ein Drittel der Kommunen musste Sportstätten wie Schwimmbäder wegen baulicher Mängel vorübergehend stilllegen, auch in der Hauptstadt ist der Sanierungsbedarf hoch. / © Foto: depositphotos.com
Quellen: Berliner-Bäder-Betriebe, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, Berlin.de, Freibad für Marzahn-Hellersdorf, Tagesspiegel, NABU, Bezirksamt Reinickendorf