An der Sellerstraße 17 im Berliner Ortsteil Wedding nähert sich ein neues Bürogebäude der Fertigstellung. Der Neubau liegt zwischen dem Erika-Heß-Eisstadion und dem denkmalgeschützten Abspannwerk Scharnhorst und soll demnächst in Betrieb genommen werden.

Das neue Bürogebäude an der Sellerstraße 17 in Berlin-Wedding präsentiert sich mit einer klar strukturierten, horizontal gegliederten Fassade. Die äußere Gestaltung wird geprägt durch regelmäßig angeordnete Fensterbänder, die von schmalen vertikalen Beton- oder Metalllamellen gerahmt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Am Erika-Heß-Eisstadion im Berliner Ortsteil Wedding nähert sich ein markanter Büroneubau seiner Fertigstellung. Der Bau an der Sellerstraße 17, der auf einem geschichtsträchtigen Grundstück zwischen dem denkmalgeschützten Abspannwerk Scharnhorst und der Europacity entsteht, ist nahezu abgeschlossen. Zwar ist das Gelände weiterhin eingezäunt, doch die Grünanlagen werden bereits gepflegt und gewässert.
Die Projektentwicklung übernahmen die Unternehmen PORR und UBM. Auf rund 32.370 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ist ein Ensemble aus einem viergeschossigen Sockel und zwei aufgesetzten Türmen entstanden. Aktuell scheint der Innenausbau nahezu abgeschlossen, sodass die Übergabe an künftige Mieter in Kürze erfolgen dürfte. Der Bau, der 2022 begonnen wurde, wird von der Sellerstr. 17 GmbH & Co. KG realisiert und soll planmäßig Anfang 2025 fertiggestellt werden.
Wedding: Arbeits- und Nutzungsbereiche auf mehreren Ebenen mit Tiefgarage, Gastronomie und Dachterrasse
In dem Gebäude „sellersiebzehn“ sind klassische Büroflächen vorgesehen. Zwischen dem ersten und dem elften Obergeschoss entstehen flexibel nutzbare Arbeitsbereiche. Im Erdgeschoss sind zwei Eingangslobbys, ein Konferenzbereich und ein Restaurant mit rund 590 Quadratmetern vorgesehen. Ergänzt wird das Angebot durch zwei Gewerbeeinheiten sowie eine Ausstellungsfläche.
Die Infrastruktur des Gebäudes wurde auf moderne Anforderungen ausgerichtet: 155 Tiefgaragenplätze, 250 Fahrradstellplätze, 36 Ladepunkte für E-Autos und neun Duschen für Radfahrende stehen zur Verfügung. Zudem sorgen zwei begrünte Lichthöfe für natürliche Belichtung, auf dem Dach befindet sich eine gemeinschaftlich nutzbare Terrasse mit Blickrichtung Regierungsviertel.
Architektonische Verbindung von Industriegeschichte und zeitgemäßer Nutzung am Standort Europacity
Entworfen wurde das Gebäude vom Berliner Architekturbüro Heide & von Beckerath. Die Architektursprache verbindet Elemente industrieller Bauweise mit zeitgemäßer Funktionalität. Durch die unmittelbare Nähe zum Abspannwerk Scharnhorst aus den 1920er Jahren entsteht ein Dialog zwischen denkmalgeschütztem Bestand und moderner Stadtentwicklung.
Der Standort an der Grenze zur Europacity wurde in den vergangenen Jahren stark transformiert. Demnach sollen Projekte wie die Sellerstraße 17 diesen Wandel fortschreiben, mit Fokus auf Gewerbenutzungen und infrastrukturelle Verdichtung im innerstädtischen Raum.
Zwischen Bedarf und Überangebot: Büroflächen in Berlin geraten zunehmend unter Druck
Dass in Berlin trotz wachsender Wohnungsnot weiterhin neue Bürogebäude entstehen, sorgt bei Teilen der Öffentlichkeit für Irritation. Befürworter verweisen auf die Bedeutung moderner Arbeitsflächen für die wirtschaftliche Entwicklung und Standortattraktivität der Stadt. Doch angesichts steigender Leerstände und rückläufiger Nachfrage durch Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle stellen sich zunehmend Fragen nach der Notwendigkeit zusätzlicher Büroflächen. Derzeit stehen rund 7,5 Prozent der Büroflächen leer, etwa 1,6 Millionen Quadratmeter, wie der Tagesspiegel berichtet.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Diskussion über die Umnutzung bestehender Bürogebäude an Bedeutung. Erste Konzepte, wie das „Commercial Living“ der GSG. zeigen Möglichkeiten auf, leerstehende Gewerbeflächen für temporäres Wohnen zu erschließen. Allerdings sind diese Angebote oft auf eine zahlungskräftige Zielgruppe zugeschnitten und bieten keine nachhaltige Entlastung des regulären Wohnungsmarkts.
Großes Potenzial, hohe Hürden: Warum die Umwandlung von Büros in Wohnungen nur langsam vorankommt
Theoretisch ließen sich laut Studien bis zu zwei Millionen Quadratmeter Berliner Bürofläche in Wohnungen umwandeln, rund 30.000 neue Einheiten. Doch in der Praxis ist die Umsetzung komplex: Baurechtliche Vorgaben, technische Anforderungen und wirtschaftliche Unsicherheiten bremsen die Entwicklung.
Häufig entsprechen ältere Bürogebäude nicht den heutigen energetischen oder brandschutztechnischen Standards, Grundrisse sind ungeeignet, und die Umrüstung erfordert erhebliche Investitionen. Zudem liegen die resultierenden Mietpreise oft bei über 20 Euro pro Quadratmeter und damit deutlich über dem dringend benötigten Segment für bezahlbaren Wohnraum.
Zunächst ist mit dem Projekt „sellersiebzehn“ ein neues Bürogebäude an einem gut angebundenen Standort unweit der Reinickendorfer Straße entstanden, das voraussichtlich bald in Betrieb genommen wird. Wie die Flächen konkret genutzt werden und wer künftig einzieht, bleibt vorerst abzuwarten.

Direkt neben dem Neubau befindet sich das Landesamt für Einwanderung (LEA) mit Sitz in der Sellerstraße 16 in Berlin-Wedding. Mit seiner markanten Backsteinarchitektur erinnert das direkt benachbarte Abspannwerk Scharnhorst an die frühen Jahre der Berliner Elektrizitätsversorgung und bildet einen Kontrast zum modernen Neubau. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: gfb alvarez & associates gmbh, PORR, sellersiebzehn, Heide & von Beckerath, Immobilien Aktuell