Hertha BSC wollte raus aus dem landeseigenen Berliner Olympiastadion – doch der zwischenzeitlich diskutierte Umbau zur Fußballarena scheiterte, das Projekt eines eigenen Stadions auf dem Olympiapark-Gelände  hingegen lebt weiter.

Zwischen 2000 und 2004 wurde das Olympiastadion denkmalgerecht umgebaut und modernisiert. Später stand kurzzeitig die Transformation in ein reines Fußballstadion im Raum, wurde dann aber nicht umgesetzt. / © Foto: IMAGO

© Visualisierung Titelbild: DER PANENKA, 3D Agentur Berlin

 

Als Hertha BSC 2017 seine Pläne öffentlich machte, auf dem Gelände des Olympiaparks ein neues, reines Fußballstadion errichten zu wollen, schlug das Vorhaben hohe Wellen in der Berliner Bezirks- und Landespolitik. Der damalige Erstligist preschte mit der Idee eines eigenen Stadions („Laut! Steil! Nah!“) vor, offensichtlich ohne vorherige Abstimmung mit dem Berliner Senat.

Der Senat und die landeseigene Olympiastadion GmbH liefen also Gefahr, den Ankermieter für das Olympiastadion zu verlieren, sollte Hertha BSC seine Pläne realisieren können. Entsprechend zurückhaltend waren die Reaktionen auf die Pläne von Hertha BSC, die nach damaligen Plänen bis 2025 im neuen, eigenen Stadion spielen wollten.

2017: Hertha BSC machte Stadionpläne erstmals öffentlich

Dass dieses Vorhaben bislang nicht umgesetzt wurde, hat unterschiedliche Gründe. Mittlerweile jedoch – auch vor dem Hintergrund einer möglichen Berliner Olympia-Bewerbung – hat das Unterfangen mit Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger eine wichtige Unterstützerin in Senatskreisen, die dem Projekt wohlwollend gegenübersteht.

Kurz nach Bekanntwerden der Planungen von Hertha BSC geisterte noch ein anderer Vorschlag durch die Berliner Medienlandschaft, der bis dato nahezu undenkbar schien: Ein Umbau des Berliner Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena. Vorbilder dafür gab es schon damals, so war im Vorfeld der Fußball-WM 2018 in Russland das Moskauer Luschniki-Stadion von einer Leichtathletik-Arena in ein reines Fußballstadion transformiert worden.

Die Möglichkeit eines Olympiastadion-Umbaus wurde in den Berliner Medien diskutiert

Im Fußball-Magazin DER PANENKA erschien eine Visualisierung, die einen solchen Umbau anschaulich machte – später übernahmen BILD und B.Z. die Visualisierung und heizten die Debatte damit weiter an. Zwischen Hertha BSC und dem Berliner Senat, der einen Auszug des Bundesligisten aus dem Olympiastadion mit allen Mitteln verhindern wollte, soll der Vorschlag ernsthaft diskutiert worden sein.

Klaus Teichert, damals Geschäftsführer für die neu gegründete Hertha BSC Stadion GmbH, gab der B.Z. im August 2018 ein Interview und äußerte sich zu diesem Szenario wie folgt: „Im Vorjahr gab es 1,2 Millionen Besucher im Olympiastadion. Davon entfallen 850- oder 890.000 auf Hertha, der größte Teil kommt von uns. Ich gratuliere den Istaf-Organisatoren zu 42.000 Besuchern, eine tolle Resonanz – gleichzeitig muss man die Relation sehen. Sollte das Olympiastadion zu einem Fußballstadion umgebaut werden, könnten dort z.B. trotzdem Konzerte stattfinden.“

Letztlich entschieden sich Berliner Senat und Hertha BSC gegen einen Olympiastadion-Umbau

Eine Überbauung der Laufbahn und ein Umbau des Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena stellte damals also durchaus eine denkbare Alternative dar. Letztlich sollen sich Berliner Senat und Hertha BSC beiderseits gegen diese Option entschieden haben. Auf Senatsseite überwogen die Bedenken des Landesdenkmalamtes, Hertha BSC wollte lieber sein eigenes Stadion errichten und nicht mehr Dauermieter im Olympiastadion sein.

Die endgültige Bestätigung erfolgte im September 2018. So berichtete das Magazin STADIONWELT damals, dass aus Sicht des Senats ein Umbau des Olympiastadions zu einem reinen Fußballstadion nicht in Frage käme. Das Statement erfolgte als Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Frank Scheermesser (AfD).

Olympiapark: Kommt ein neues, reines Fußballstadion für Hertha BSC?

Der Berliner Senat begründete damals seine Entscheidung mit einer im Mai 2018 durchgeführten Machbarkeitsstudie: „Das Olympiastadion ist […] nach dem Denkmalschutzgesetz ein Baudenkmal von herausragender Bedeutung, das wegen seiner geschichtlichen, künstlerischen und landschaftlichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt wurde, dessen Erhaltung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“

Mittlerweile wird der Bau eines neuen Stadions auf dem Olympiapark-Gelände im Berliner Westend sowohl von Hertha BSC und vom Berliner Senat vorangetrieben, dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf – einst ein strikter Gegner einer solchen Lösung – wurde vom Berliner Senat die Zuständigkeit über das denkmalgeschützte Areal entzogen. Das Olympiastadion wird also in seiner derzeitigen Form – als Leichtathletik-Arena – erhalten bleiben. Ob mit oder ohne neues Stadion für Hertha BSC werden wohl die kommenden Jahren zeigen.

 

Nicht realisierte Vision: Umbau des Olympiastadions in ein reines Fußballstadion. / © Visualisierung: DER PANENKA, 3D Agentur Berlin

Quellen: 3D Agentur Berlin, DER PANENKA, Stadionwelt, B.Z.

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