Ab 2026 soll auf dem Gelände des ehemaligen SEZ in Berlin-Friedrichshain die geplante neue Schule entstehen, so wurde es im Rahmen der letzten BVV kommuniziert. Um den Abriss des markanten Gebäudes wird hingegen weiter diskutiert; ein aktuelles Gutachten, politische Zweifel und öffentlicher Protest werfen Fragen zur Zukunft des Standorts auf.

Das SEZ wurde 1981 als Freizeitzentrum der DDR eröffnet und war über Jahre hinweg ein wichtiger Anlaufpunkt für Sport und Erholung. Ob das Gebäude nun saniert oder vollständig abgerissen werden soll, sorgt in der Hauptstadt immer wieder für hitzige Debatten. / © Foto: Wikimedia Commons / Gerd Danigel
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Seit der offiziellen Schließung im Jahr 2002 ist das SEZ zunehmend verfallen. Laut einer aktuellen Recherche des Tagesspiegels sind große Teile des früheren Freizeitkomplexes heute verwüstet und vermüllt. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), der das Areal seit 2023 gehört, sieht laut eigener Aussage keine Alternative zum Abriss.
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft bezeichnet das Grundstück als „prominent“ und mit „enormem Entwicklungspotenzial“. Im Rahmen der letzten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg wurde nun offiziell bestätigt, dass mit dem Bau einer neuen Schule, die auf dem Areal neben den Wohnungen entstehen soll, schon im kommenden Jahr begonnen werden soll.
SEZ in Friedrichshain: Abriss geplant, neuer Schulbau soll ab 2026 beginnen
Dass der Bau der neuen Schule auf dem Gelände des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee beschlossene Sache ist, bestätigte Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD) am Mittwochabend auf Anfrage aus seiner eigenen Fraktion. Nach Angaben des Bezirksamts hat die Taskforce Schulbau Berlin inzwischen den „definitiven und offiziellen Startschuss“ für das Vorhaben gegeben.
Auch der Abriss des alten SEZ-Gebäudes wurde beschlossen, bleibt jedoch umstritten. Kritik kam zuletzt unter anderem vom SPD-Abgeordneten Mathias Schulz sowie von einer Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, Fragen des Denkmalschutzes sind bislang ungeklärt. Hehmke betonte allerdings, dies falle nicht in den Zuständigkeitsbereich seines Schulamts.
SEZ-Gelände: Neue Schule soll auf einer unbebauten Fläche am Volkspark Friedrichshain entstehen
Geplant ist, die neue Schule auf dem bislang unbebauten Teil des Areals in direkter Nähe zum Volkspark Friedrichshain zu errichten. Aufgrund der begrenzten Fläche soll die Sporthalle baulich in den Schulkomplex integriert werden. Auf welchem Teil des Grundstücks die geplanten Wohnungen errichtet werden soll, ist hingegen noch nicht klar.
Gegen die Abrisspläne formiert sich derweil zunehmend Widerstand. Wie der Berliner Kurier am 13. Mai berichtete, zweifeln auch mehrere Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses nach einer Vor-Ort-Begehung am tatsächlichen baulichen Zustand des SEZ.
Wie ist der bauliche Zustand des SEZ wirklich? Vor-Ort-Begehung durch mehrere Abgeordnete
Abgeordnete von Linken, Grünen und SPD sprachen sich in dem Zusammenhang für eine technische Prüfung des Erhalts aus. Laut Damiano Valgolio (Die Linke) sei das Gebäude keineswegs eine Ruine. Julian Schwarze (Grüne) forderte eine ernsthafte Prüfung möglicher Sanierungsoptionen.
Laut Mathias Schulz (SPD), sei zu prüfen, ob zumindest identitätsstiftende Elemente wie die Fassadenstruktur zur Landsberger Allee erhalten bleiben könnten. Schulz betonte gegenüber dem Tagesspiegel, dass eine Integration von Altbauteilen in eine Neubebauung denkbar sei, auch wenn der Wohnungsbau Vorrang habe.
Technisches Gutachten bringt neue Argumente: Neubau wäre viermal so teuer wie Sanierung
Ein vom Verein „Gemeingut in BürgerInnenhand“ in Auftrag gegebenes Gutachten stützt nun die Position der Abrissgegnerinnen und -gegner. So kommt der Bauingenieur Carl Waßmuth laut der B.Z. zu dem Ergebnis, dass das Tragwerk des SEZ Berlin vollständig intakt sei. Die geschätzten Kosten für eine Sanierung lägen demnach bei rund 50 Millionen Euro – ebenso viel wie für einen vollständigen Abriss veranschlagt werde.
Waßmuth betone, dass ein Neubau mit vergleichbarer Fläche heute mindestens viermal so teuer wäre. Der Abriss des SEZ würde somit eine wertvolle bauliche Ressource vernichten, die für die soziale Infrastruktur Berlins von Bedeutung sein könnte. Besonders angesichts des Mangels an Sport- und Freizeitflächen sei der vollständige Rückbau laut Waßmuth nicht nachvollziehbar. Ob die politische Debatte und das vorliegende Gutachten ausreichen werden, um eine neue Bewertung herbeizuführen, bleibt zunächst weiter offen.
Quellen: Tagesspiegel, Berliner Kurier, B.Z., BVV Friedrichshain-Kreuzberg, Gemeingut in BürgerInnenhand
Ist die Kostendebatte zugunsten eines Erhalts des SEZ richtig dargestellt. Vielleicht mag der Erhaltungsaufwand mit 50 Mio. richtig sein. Nur: Mit den Wohnungen wird, vielleicht dann mit höheren Kosten, aber auch mehr Baumasse geschaffen als dort bislang steht. Insofern halte ich es für denkabr, dass die erwähnten Abgeordneten Äpfel mit Birnen vergleichen. Das SEZ verfügt in energetischer Sicht wie auch in der Baukubatur nicht etwas, das auf der Höhe der Zeit war oder ist. Gerade die Energiekosten haben 2001 (?) dazu beigetragen, dass es diesen „Verkauf“ zu einem Euro gab. Ich bezweifele daher die Vollständigkeit des hier gemachten Sachvortags. Achja: Und keine 800 Meter weiter an der Landsberger steht mit den Olympiaplanbauten ein Sportzentrum, an dessen Qualität das SEZ nicht heranreichte und deswegen über eine begrenzte Rentabilität verfügen könnte. Wollen die Politkerinnen wie JulianSchulze ein dauerhaftes Zuschussgeschäft?