Im Märkischen Viertel rückt eine Ausstellung vergessener Kunstwerke wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Unter dem Titel „Kunst am Bau“ werden Skulpturen, Brunnen und Fassadengestaltungen aus der Entstehungszeit des Quartiers dokumentiert, diskutiert und erstmals auch digital erlebbar gemacht.

Der Fontanebogen von Emanuel Scharfenberg steht seit 1992 vor dem Fontanehaus im Märkischen Viertel – ein vier Meter hoher Bronze-Bogen, aus dem ein breiter Wasserfall über dunkle Natursteinplatten fließt. In der Ausstellung „Kunst am Bau“ in der VIERTEL BOX am Wilhelmsruher Damm ist das Werk nicht nur physisch, sondern auch digital erlebbar: Per QR-Code kann es als dreidimensionales Modell aus allen Perspektiven betrachtet werden. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett, CC BY-SA 4.0

© Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett, CC BY-SA 4.0
© Foto Titelbild: GESOBAU AG, Christian Kruppa

 

Viele der künstlerischen Gestaltungen im Märkischen Viertel sind heute weitgehend unbekannt. Die Ausstellung „Kunst am Bau – zwischen Beton, Vision und Alltag“ möchte das ändern. Seit dem 6. Mai 2025 ist sie in der VIERTEL BOX am Wilhelmsruher Damm geöffnet. Veranstalterin ist die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU, die mit dem Projekt ein neues Bewusstsein für den Wert von Kunst im öffentlichen Raum schaffen möchte.

Die Ausstellung zeigt Skulpturen und Brunnen, die seit Jahrzehnten das Viertel prägen. Viele von ihnen sind inzwischen verwittert, überwachsen oder kaum noch als Kunst zu erkennen. Zugleich wird die Bedeutung dieser Arbeiten als Ausdruck städtebaulicher Identität und gesellschaftlicher Visionen sichtbar gemacht.

Digitale Brücken zur Vergangenheit: 3D-Modelle und Diskussion zur Zukunft der Kunst in Reinickendorf

Besonders ist die Verbindung von analoger und digitaler Vermittlung. Alle ausgestellten Werke sind auch als 3D-Modelle erlebbar. Besucherinnen und Besucher können per QR-Code direkt zu virtuellen Darstellungen der Kunstobjekte navigieren. Diese digitale Erweiterung entstand im Rahmen eines Kulturprojekts der Viertelreporter.

Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von einer Lesung des Architekten Martin Maleschka. Er führte mit historischen Aufnahmen durch die Ästhetik und Symbolik ostdeutscher Kunst am Bau. Die anschließende Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern von GESOBAU, dem Bezirksamt Reinickendorf und dem Projektteam thematisierte die Zukunft solcher Werke.

Vom Brunnen zur Skulptur: Kunstwerke im Wandel im Märkischen Viertel

Gezeigt werden unter anderem der „Fontanebogen“ von Emanuel Scharfenberg, die „Wassersäule“ von Vagelis Tsakiridis oder die Stele von Max Rose. Viele der Arbeiten stammen aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Sie spiegeln eine Zeit, in der Kunst integraler Bestandteil städtischer Planung war.

Neben der Betrachtung stehen auch Fragen des Erhalts im Fokus. Einige Werke sind heute nicht mehr in Betrieb oder nur fragmentarisch erhalten. Die Ausstellung versteht sich daher auch als Beitrag zur Dokumentation und Diskussion über die Pflege von Kunst im Stadtraum.

Kulturort VIERTEL BOX: Ein neues Kapitel zur Darstellung von Kunst — dienstags und freitags

Die VIERTEL BOX dient nach mehrjähriger Zwischennutzung nun wieder als Kultur- und Veranstaltungsort im Märkischen Viertel. Bereits im Herbst 2024 hatte die GESOBAU mit Themenwochen zu gesellschaftlichen Fragen die Wiedereröffnung begleitet. Die aktuelle Ausstellung zur Kunst am Bau markiert einen weiteren Schritt in der kulturellen Belebung des Quartiers.

Die Ausstellung „Kunst am Bau“ ist bis zum 6. Juni 2025 jeweils dienstags und freitags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Quellen: Gesobau, Märkisches Viertel