Soziale Wohnprojekte in Berlin setzen gesellschaftlich relevante Schwerpunkte: Von Angeboten für Jugendliche hin zu inklusiven Alterswohnsitzen zeigen öffentliche und private Initiativen, wie Integration und Vielfalt durch innovative Bauprojekte gefördert werden können.
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Text: Stephanie Engler
Berlin verändert sich und wächst stetig. Wohnungsmangel gehört in der Hauptstadt schon zum Alltag, weshalb besonders soziale Wohnprojekte eine zentrale Rolle spielen. Initiativen, die nicht nur bezahlbaren Wohnraum schaffen, sondern auch Integration, Vielfalt und soziale Stabilität fördern.
Mithilfe verschiedener Bauprojekte meistern öffentliche und private Institutionen den Spagat zwischen sozialem Engagement und modernem Städtebau. Von Wohnprojekten für Jugendliche über spezielle Angebote für queere Menschen hin zu barrierefreien Seniorenwohnungen – in Berlin werden ganz unterschiedliche Sozialprojekte umgesetzt, die auf Vielfalt und Inklusion setzen, um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Neukölln: „Tee- und Wärmestube Plus“ als Unterstützung für Wohnungslose
Im Neuköllner Schillerkiez entsteht die „Tee- und Wärmestube Plus“, ein Projekt, das wohnungslosen Menschen nicht nur Wärme und Verpflegung, sondern auch vorübergehenden Wohnraum bietet. Geplant sind hier 16 Wohnungen, die individuell ausgestattet werden, um den Bewohnerinnen und Bewohnern ein selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen.
Mit doppelter Fläche im Vergleich zum bisherigen Standort reagiert die Einrichtung auf steigende Nachfrage. Die Besonderheit: Zwei Stockwerke sind ausschließlich Frauen vorbehalten, um ihnen einen sicheren Rückzugsort zu bieten. Das Pilotprojekt, das von der Evangelischen Kirche unterstützt wird, soll ab 2025 ein Vorbild für ähnliche Einrichtungen in Deutschland sein.
Projekt „Butze“ in Lichtenberg: Wohnraum und Perspektive für Straßenkinder
Das Projekt „Butze“ in Lichtenberg richtet sich speziell an obdachlose Kinder und Jugendliche. Auf sieben Etagen entstehen unweit vom Bahnhof Lichtenberg nicht nur Notschlafstellen und Wohnungen, sondern auch eine soziale Infrastruktur wie Schulungsräume, eine Großküche und Beratungsstellen. Der Verein Straßenkinder e. V. setzt sich hier für die Wiedereingliederung junger Menschen ein.
Geplant ist zudem eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, darunter berufsvorbereitende Maßnahmen und eine Basisstation für Streetwork. Mit 3.400 Quadratmetern Nutzfläche will die „Butze“ neue Maßstäbe in der sozialen Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland setzen. Auf die tatsächliche Umsetzung darf man sehr gespannt sein.
Berlin-Mitte: Jugendwohnheim für Azubis und Studierende
In Berlin-Mitte entsteht ein neues Jugendwohnheim an der Heinrich-Heine-Straße, das jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren eine Unterkunft bieten soll. Das Projekt des Kolpingwerks Deutschland soll moderne, barrierefreie Zimmer und Gemeinschaftsflächen umfassen, die ein selbst bestimmtes Leben der Jugendlichen fördern sollen.
Besonders bemerkenswert ist der nachhaltige Ansatz des Bauvorhabens: Eine Holzpelletheizung und eine Solaranlage sind nur einige der umweltfreundlichen Merkmale, die zum Einsatz kommen sollen. Nach der Fertigstellung wird das Wohnheim eines von drei Standorten des Kolpingwerks in Berlin sein.
Genossenschaftswohnungen inklusive: Soziales Zentrum entsteht in Mariendorf
Am Mariendorfer Damm entsteht ein innovatives soziales Zentrum, das Genossenschaftswohnungen, Gewerbeeinheiten und Arztpraxen kombiniert. Besonders ältere Menschen sollen von den betreuten Seniorenwohnungen profitieren, die durch barrierefreie Zugänge und zusätzliche Serviceangebote überzeugen wollen.
Der 110 Meter lange Neubau soll eine Tagespflege-Einrichtung enthalten und mit der durchdachten Bauweise auf die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung reagieren. Das Projekt ergänzt die bestehende Wohnbebauung der EVM Berlin eG.
Lebensort Vielfalt II: Barrierefreies Wohnen in Schöneberg
Unweit des Bahnhofs Südkreuz bietet der „Lebensort Vielfalt II“ ein einzigartiges Wohnkonzept für LSBTI-Menschen. Neben 70 barrierefreien Wohnungen gibt es eine Pflege-WG, Gemeinschaftsräume und quartiersoffene Angebote.
Das generationsübergreifende Projekt wurde kürzlich mit dem BDA-Publikumspreis ausgezeichnet, was die Bedeutung innovativer Nutzungskonzepte unterstreicht. Bereits der erste „Lebensort Vielfalt“ in Charlottenburg hat gezeigt, wie erfolgreich solche Projekte für die Gemeinschaft sein können.
WBM-Projekt für queere Frauen – einzigartig in Europa
In Berlin-Mitte entsteht ein generationenübergreifender Alterswohnsitz für lesbische Frauen, der zugleich Beratungsräume, eine Pflege-WG und ein Kulturzentrum beherbergt. Das von der WBM realisierte Bauvorhaben an der Karl-Marx-Allee soll 2026 fertiggestellt werden.
Das Projekt setzt ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion, während es gleichzeitig dringend benötigten Wohnraum schafft. Besonders bemerkenswert ist die enge Zusammenarbeit zwischen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und dem Verein „Rad und Tat“.
„Emmi Luebeskind“: Am Klosterviertel ist ein Jugendhilfe-Haus entstanden
In der Littenstraße in Berlin-Mitte ist am Rande des Klosterviertels der Neubau des „Emmi Luebeskind Hauses“ entstanden. Das privat finanzierte Stiftungsprojekt setzt an prominenter Stelle zwischen Klosterruine und Amtsgericht ein Jugendhilfe-Projekt um. Den Projektinitiatoren geht es um Kinder, die nicht in ihren Ursprungsfamilien, sondern in Pflegefamilien oder Wohngruppen aufgewachsen sind.
Mit Erreichen des 18. Geburtstages enden für diese jungen Menschen zahlreiche Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Dann müssen sie, häufig sehr kurzfristig, ihr bisheriges Lebensumfeld verlassen. Für eben diese Gruppe junger Menschen sollen im „Emmi Luebeskind Haus“ zusätzliche Angebote geschaffen werden. Ein wichtiges Bildungs- und Betreuungsangebot zur persönlichen und gesellschaftlichen Orientierung Jugendlicher und junger Erwachsener.
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Quellen: Evangelische Kirche, Stiftung Emmi Luebeskind, Straßenkinder e. V., Kolpingwerk Deutschland, EVM Berlin eG., WBM