Training in der prallen Sonne, Wettkampf auf überhitztem Boden: Der Klimawandel stellt Sportplätze vor eine neue Realität. Doch statt Innovation dominiert bundesweit der Stillstand. Dabei liegen innovative Lösungen längst auf der Hand, die Technologie ist seit Jahrzehnten vorhanden. Es herrscht akuter Handlungsbedarf.

KI-Vision oder reine Utopie? Deutschlands Sportstätten brauchen vor allem in den Sommermonaten mehr Schatten – zukunftsorientierte Konzepte dafür fehlen bislang. / © Foto: Wikimedia Commons, ENTWICKLUNGSSTADT / Collage mit KI erstellt
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Die Sommer in Deutschland verändern sich dramatisch. Hitzewellen nehmen zu, Dürreperioden werden länger, und die Tageshöchsttemperaturen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Während Städte an Hitzeschutzplänen arbeiten und Grünflächen neu bewerten, bleiben viele deutsche Sportstätten auf einem längst überholten Stand.
Insbesondere im Bereich des Breitensports wird die Realität auf unseren Sportplätzen immer problematischer: Kunstrasenflächen heizen sich auf über 60 Grad Celsius auf, weitgehend ungeschützte Freiflächen bieten keinen Schatten, Kinder und Jugendliche trainieren und bestreiten Wettkämpfe in praller Sonne. Die Folgen sind Kreislaufkollaps, Überhitzung – und ein wachsendes Gesundheitsrisiko für die Jüngsten.
Am allen Sommerwochenende finden zahlreiche Sportturniere und Wettkämpfe im gesamten Land statt – am vergangenen Wochenende auch in Berlin, bei enorm hohen Temperaturen und wolkenfreiem Himmel. Eltern und Trainer behelfen sich mit Regenschirmen, Kopfbedeckungen, Wasserkübeln. Doch was eigentlich optimiert werden muss, sind die Sportstätten. Am Mittwoch werden in Berlin 37 Grad Celsius erwartet – im Schatten.
Kaum Schutz, kaum Innovation: Die Trägheit deutscher Sportinfrastruktur
Seit Jahrzehnten präsentieren sich Sportplätze in Deutschland nach dem immer gleichen Muster: offene Flächen, kaum bauliche Elemente, Fokus auf Funktionalität statt Aufenthaltsqualität. Dabei ist längst klar, dass diese Konzepte angesichts der klimatischen Veränderungen nicht mehr zukunftsfähig sind.
In kaum einem anderen Bereich ist der Innovationsstau so greifbar wie im Außenbereich des Sports. Während Schulen, Kitas und öffentliche Räume zunehmend auf Klimaanpassung reagieren, fehlt auf vielen Sportanlagen jeglicher Sonnenschutz. Das ist nicht nur fahrlässig, sondern schlicht und ergreifend nicht mehr zeitgemäß.
Sonnensegel und Solarpanele: Doppelte Wirkung für Schatten und Energie?
Die technischen Lösungen liegen längst auf dem Tisch. Großflächige, hochinstallierte Sonnensegel können gezielt über oder am Rand von Spielfeldern platziert werden, um Trainings- und Wettkampfbetrieb auch an heißen Tagen möglich zu machen.
Noch effektiver wäre wohl der Einsatz von hoch aufgeständerten Solarpanelen, die nicht nur Schatten spenden, sondern zugleich Strom für die Anlage selbst oder das umgebende Quartier erzeugen können – ein doppelter Gewinn für Sport und Nachhaltigkeit. So könnte das Flutlicht kostenneutral betrieben werden, oder die Kosten könnten deutlich reduziert werden. Erste Pilotprojekte zeigen, wie solche Systeme in bestehende Sportanlagen integriert werden können, ohne Spielflächen zu beeinträchtigen.
Vorreiter in Berlin: Sonnensegel im Jahnsportpark als Beispiel
In Berlin zeigt der Jahnsportpark in Prenzlauer Berg bereits, was möglich ist. Ein Basketballfeld mit großem, zentralem Sonnensegel bietet nicht nur Schutz vor Hitze, sondern schafft eine ganz neue Aufenthaltsqualität. Solche Maßnahmen müssten Standard werden – nicht die Ausnahme sein.
Gerade in einer Metropole, die sich klimatisch in den kommenden Jahrzehnten auf Bedingungen wie in Madrid einstellen muss (wie es mehrere wissenschaftliche Prognosen voraussagen), ist die Anpassung von Sport- und Freizeitflächen keine Option, sondern eine Notwendigkeit.
Neudenken und Nachrüsten von Sportanlagen: Verantwortung liegt bei Kommunen und Ländern
Für Städte, Bezirke und Landkreise bedeutet das eine klare Umkehr in der Planung: Neue Sportanlagen dürfen nicht mehr ohne Beschattung und Witterungsschutz konzipiert werden. Auch Regenschutz in Form leichter Überdachungen ist denkbar, um ganzjährige Nutzung zu ermöglichen.
Bestehende Sportstätten müssen sukzessive modernisiert werden – mit gezieltem Fokus auf Hitzeresilienz und Klimaorientierung. Förderprogramme und Investitionspläne müssen entsprechend angepasst werden, denn der Handlungsdruck wächst.
Kinder- und Jugendschutz als Maßstab: Der Sport darf nicht länger blind bleiben
Besonders alarmierend ist die Vernachlässigung des Gesundheitsschutzes junger Sportlerinnen und Sportler. Während in anderen Lebensbereichen längst Standards etabliert wurden, treiben Kinder auf glühendem Kunstrasen bei Temperaturen über 40 Grad (und mehr) Sport.
Das ist nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern widerspricht jeder Form verantwortungsvoller Jugendförderung. Kreislaufzusammenbrüche und Überhitzungen sind keine Einzelfälle mehr – es braucht dringend präventive Maßnahmen und eine neue Haltung zur Verantwortung im organisierten Sport.
Die Sportstätte der Zukunft ist grün, intelligent und schützend
Die Sportplätze von morgen müssen mehr können als lediglich den Spielbetrieb ermöglichen. Sie müssen Schutz bieten, Energie erzeugen, Aufenthaltsqualität schaffen – und dabei flexibel und nachhaltig geplant sein.
Die technischen und gestalterischen Lösungen sind bereits seit Jahrzehnten vorhanden. Was fehlt, ist ganz offensichlicht noch der Mut zur Umsetzung, oder die Erkenntnis, dass der Bedarf vorhanden ist. Es ist Zeit, die sportliche Infrastruktur den Realitäten des 21. Jahrhunderts anzupassen – nicht nur in Berlin, sondern bundesweit.

Kann der großflächige Einsatz von Solarmodulen Schatten spenden und notwendige Energie generieren? Eine Visualisierung zeigt, wie so etwas aussehen könnte – mit Schatten für Zuschauer und Sporttreibende. / © Foto: IMAGO, ENTWICKLUNGSSTADT / Collage mit KI erstellt

Gewohntes Bild auf vielen deutschen Sportplätzen: Während der Nachwuchs in der Hitze im Wettstreit antritt, sind Eltern und Freunde oft der prallen Sonne ausgesetzt. / © Foto: IMAGO, ENTWICKLUNGSSTADT / Collage mit KI erstellt

Können Sonnensegel helfen? Zumindest Teile des Spielfeldes können, bei optimaler Platzierung des Segels – mit Schatten ausgestattet werden. Denkbar ist auch eine Kombination mehrerer Sonnensegel, die entlang der Sportplätze platziert werden können. / Visualisierung: ENTWICKLUNGSSTADT / Collage mit KI erstellt
Quellen: ALBA Berlin, TSV Zehlendorf von 1888, Wikipedia, Wirtschaft im Südwesten, berlin.de, Bezirksamt Pankow, IMAGO, Wikimedia Commons