In den vergangenen Monaten war es still geworden um das Thema Stadion-Neubau für Hertha BSC, denn sowohl der Verein als auch die zuständige Senatsverwaltung für Inneres und Sport hatten viele interne Probleme zu klären. Nun hat die Expertenkommission allerdings wieder ihre Arbeit aufgenommen und will noch im Januar erste Ergebnisse präsentieren.
© Visualisierungen (exemplarische Darstellung): Lindner Planungsbüro
Text: Björn Leffler
Rund um das Thema Stadion-Neubau für den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC hat man in den vergangenen Monaten nichts gehört, bis auf die Aussage des Vereins selbst, der im Rahmen einer Mitgliederversammlung bekräftigte, weiter am Projekt festzuhalten.
Präsident Kay Bernstein betonte im Oktober 2023, man warte jetzt die Machbarkeitsstudie der Expertenkommission ab, wann und wo im Olympiapark das Hertha-Stadion gebaut werden könne; die Unterstützung der Berliner Politik sei laut Bernstein weiterhin vorhanden, denn der Stadion-Neubau ist auch Bestandteil im Koalitionsvertrag des Berliner Senats.
Hertha-Stadion: Erste Ergebnisse sollte es ursprünglich im Mai 2023 geben
Ursprünglich war geplant, dass die Kommission bereits im Mai 2023 erste Ergebnisse ihrer Arbeit präsentiert, doch in der Zwischenzeit mussten erst einige politische Ereignisse durchgeführt und die Ergebnisse verwertet werden.
Schließlich gab es im Februar 2023 eine Wiederholungswahl, die die Zusammenstellung der Regierungskoalition völlig neu sortierte. Statt SPD, Grünen und Linken regiert nun ein Bündnis aus CDU und SPD die Hauptstadt. Sport- und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) war dabei die einzige Senatorin, die ihr Amt behalten durfte.
Iris Spranger blieb auf dem Posten der Berliner Innensenatorin
Für das Projekt Stadion-Neubau und Hertha BSC war das durchaus eine wichtige Nachricht, da Spranger als wichtige Fürsprecherin des Vorhabens gilt. Nachdem der Verein vor allem zu Beginn seiner Stadion-Kampagne bei der Berliner Politik abgeblitzt war, hatte er schließlich nach Jahren erfolgreicher Netzwerk-Arbeit der Initiative Blauweißes Stadion und auch aufgrund personeller Wechsel sowohl auf Seiten des Vereins sowie in der Berliner Landespolitik wichtige Befürworter auf seiner Seite.
Spranger hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, die Bedürfnisse des Vereins aus dem Berliner Westend ernst zu nehmen und hatte das auch offiziell kommuniziert: “Ich bin davon überzeugt, dass Hertha ein Fußballstadion bekommen sollte”.
Spranger hatte einen Standort am Rande des Maifelds ins Gespräch gebracht
Spranger hatte damals dem RBB noch weitere Details genannt: “Wir haben am Rande des Maifelds noch sehr viel Freifläche, wo man ein kleineres Stadion hinsetzen könnte”. Konkret meinte die SPD-Politikerin damit ein Areal an der Friedrich-Friesen-Allee, welches nördlich des Maifelds liegt. Das Gelände ist auch unter dem Namen “Lindeneck” bekannt.
Um die Machbarkeit des Stadion-Projekts von Hertha BSC zu untersuchen, hatte Spranger im Sommer angekündigt, ab Herbst 2022 mehrere Projektgruppen einzurichten, welche die Rahmenbedingungen des Vorhabens ausleuchten sollen. Ende 2022 haben diese Gruppe nach offiziellen Angaben ihre Arbeit aufgenommen.
Sowohl bei Hertha als auch beim Berliner Senat gab es interne Probleme
In der Zwischenzeit wurde das Projekt dann zwar in den Berliner Koalitionsvertrag aufgenommen, doch Hertha BSC hatte selbst mit sich und seiner finanziell problematischen Situation zu kämpfen, und musste zudem den Abstieg in die 2. Bundesliga verkraften. Die Folge war ein signifikanter Personalabbau auf vielen Ebenen. So trat auch beim Verein selbst das Thema Stadion-Neubau vorerst in den Hintergrund.
Auch in Sprangers Ressort gab es Unstimmigkeiten, die öffentlich Schlagzeilen machten. Denn die unerwartete Kostensteigerung für die Durchführung der Fußball-Europameisterschaft 2024 – unter anderem in Berlin – hat für große Verstimmung in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport geführt.
Spranger entließ Sportstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini
Einem Bericht des Tagesspiegel zufolge hatte Innensenatorin Spranger aufgrund der Kostenzunahme auf 80 Millionen Euro ihre Sportstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini (ebenfalls SPD) entlassen, was innerhalb der Partei erst einmal für große Verstimmung sorgte.
Nun scheint sich die Senatsinnenverwaltung allerdings neu sortiert zu haben, denn mittlerweile haben die Arbeitsgruppen wieder ihre Arbeit aufgenommen, wie unter anderem die Initiative Blauweißes Stadion bestätigt hat.
Im Januar soll es erste Ergebnisse der Expertenkommission geben
Demnach sollen erste Ergebnisse der bisherigen Analysen bereits im Januar veröffentlicht werden. Dann wissen Verein und Anhänger mehr darüber, ob das von Iris Spranger ins Spiel gebrachte Modell, eine Umsetzung des Projekts auf dem im Olympiapark gelegenen Grundstück mit dem Namen “Lindeneck”, tatsächlich Substanz hat.
Das Areal liegt nordwestlich der Waldbühne und nördlich des historischen Maifelds mit Glockenturm und Tribüneneinfassung. Nachdem der Vorschlag erstmals öffentlich bekannt wurde, betonte Spranger anschließend mehrfach, dass der Standort gesetzt sei und das Vorhaben ernsthaft weiterverfolgt werde.
Hertha braucht externen Partner zur Finanzierung des Projekts
Die in Berlin ansässige Lindner Planungsbüro GmbH hatte bereits im Juli 2022 proaktiv einen Entwurf über die mögliche Gestaltung des zukünftigen Areals veröffentlicht. In den kommenden Monaten wird sich womöglich zeigen, ob aus dieser Idee tatsächlich ein reales Projekt werden kann – und wie es finanziert werden soll.
Hertha BSC hatte stets betont, das Bauvorhaben ohne Zuschüsse der Berliner Landesregierung finanzieren zu wollen. Dafür würde der finanziell angeschlagene Verein auf einen externen Partner angewiesen sein, der das Projekt schultern kann. Hierfür war immer wieder auch der Investor 777 ins Gespräch gebracht worden, der Anteile an der Hertha BSC & Co KGaA hält.
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Quellen: Initiative Blauweißes Stadion, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Hertha BSC, RBB, Initiative Blauweißes Stadion, Der Tagesspiegel
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