Das Projekt „Das Tempel-Hof“ in der Manteuffelstraße 8 in Berlin-Tempelhof wurde einst mit hochwertiger Ausstattung und grüner Architektur beworben. Geplant waren 30 Eigentumswohnungen in zentraler Lage. Doch bis heute ist auf der Baustelle kein Fortschritt erkennbar. Die Kritik am Projektentwickler Hedera Bauwert wächst.

Auf dem Grundstück in der Manteuffelstraße 8, wo das Wohnprojekt „Das Tempel-Hof“ entstehen sollte, sind bislang weder vorbereitende Arbeiten noch Baufortschritte erkennbar. Die Fläche wirkt ungenutzt – von Bautätigkeit derzeit keine Spur. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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In der Manteuffelstraße 8, unweit des Tempelhofer Feldes, sollte mit dem Neubauprojekt „Das Tempel-Hof“ ein modernes Wohnensemble entstehen. Vorgesehen waren zwei Gebäude mit insgesamt 30 Eigentumswohnungen, barrierefreien Zugängen, begrüntem Innenhof, Tiefgarage und hochwertigen Materialien. Doch trotz fertiger Planung und intensiver Vermarktung steht das Projekt seit geraumer Zeit augenscheinlich still.

Der zuständige Projektentwickler, die Hedera Bauwert GmbH, hatte das Vorhaben als „echtes Berlin zwischen City und Grün“ beworben. Die 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen sollten zwischen 41 und 147 Quadratmeter groß sein, teilweise über Dachterrassen verfügen und mit Fußbodenheizung, Echtholzparkett sowie Design-Bädern ausgestattet werden. Auch die Energieversorgung war ambitioniert: Eine Geothermieanlage sollte 80 Prozent der Heizleistung übernehmen.

Baustillstand in der Manteuffelstraße: Keine Fortschritte und Informationen zum Ablauf

Schon ein kurzer Blick auf das Gelände zeigt: Von Bautätigkeit ist derzeit keine Spur. Auch auf der Website des Projekts finden sich derzeit keine aktuellen Informationen zum Baustatus. Eine konkrete Zeitschiene für den Baubeginn oder gar die Fertigstellung bleibt offen.

Bauwertige Details wie eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen samt Ladestationen, ein Spielplatz im Innenhof, Fahrradstellplätze und hochwertige Fassadenverkleidungen stehen damit bislang nur auf dem Papier. Das Wohnprojekt sollte Teil eines architektonischen Aufwertungsprozesses im Kiez sein, doch bislang ist es vor allem ein Symbol des Stillstands.

Kritik an Hedera Bauwert wächst: Keine Bautätigkeit und keine neuen Informationen

Das Beispiel reiht sich dabei in eine wachsende Liste von Projekten ein, bei denen Stillstand und mangelnde Transparenz zum wiederkehrenden Muster werden. Der Projektentwickler Hedera Bauwert GmbH gerät in dem Zusammenhang zunehmend in die öffentliche Kritik. Verschiedene Medien berichten von einer Vielzahl an Bauvorhaben in Berlin und Potsdam, die sich über Jahre verzögert haben oder oder gänzlich zum Erliegen kamen. Betroffen sind unter anderem Projekte am Hafenplatz in Kreuzberg, in der Havelberger Straße in Moabit sowie in Friedrichshagen.

Kritik kommt sowohl von Käuferinnen und Käufern als auch von Handwerksbetrieben und Projektpartnern. Sie bemängeln nicht eingehaltene Zahlungszusagen, mangelnde Kommunikation und schleppende Baustellenfortschritte. Auch das Oberlinhaus in Potsdam, das mit Hedera einen Gesundheitscampus realisieren wollte, zeigt sich laut Tagesspiegel enttäuscht über die fehlende Transparenz.

Über 130 Verfahren gegen Hedera: Senat verweist auf laufende Prüfung im Bezirk

Die Kritik an der Hedera-Gruppe hatte bereits im vergangenen September das Berliner Abgeordnetenhaus erreicht. In einer schriftlichen Anfrage warf der Abgeordnete Niklas Schenker (Die Linke) dem Unternehmen vor, durch gezielte Entmietung, nicht eingehaltene Bauverträge und unterlassene Fertigstellungen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursacht zu haben.

Nach Angaben des Senats waren zu dem Zeitpunkt über 130 Verfahren gegen Eigentümer Ioannis Moraitis anhängig, darunter Gerichtsverfahren sowie Prüfungen durch die Staatsanwaltschaft und die Bezirksämter.

Im Dezember 2024 wurde ein Insolvenzantrag für die Hedera Bauwert GmbH eingereicht

Für mögliche gewerberechtliche Konsequenzen ist das jeweils zuständige Bezirksamt verantwortlich. Eine Bauträgererlaubnis kann widerrufen werden, wenn Zweifel an der Zuverlässigkeit der Geschäftsführung bestehen. Im Fall von Hedera verwies der Senat auf ein laufendes Verfahren in Charlottenburg-Wilmersdorf. Details dazu wurden mit Verweis auf das noch nicht abgeschlossene Verfahren nicht genannt.

Hinzu kommt, dass laut Medienberichten im Dezember 2024 ein Insolvenzantrag gegen die Hedera Bauwert GmbH sowie ihren Geschäftsführer Moraitis persönlich beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht wurde. Über diesen Antrag wurde bislang scheinbar noch nicht entschieden, sodass das Unternehmen formal nicht insolvent ist – die Unsicherheit über die wirtschaftliche Lage wirkt jedoch groß.

Zweckentfremdung, Leerstand und ausstehende Maßnahmen bei Hedera-Projekten

Auch im Bereich des Zweckentfremdungsrechts greifen die Bezirke vereinzelt durch. In mehreren Berliner Bezirken – darunter Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg – wurden Leerstände registriert, Zwangsgelder angedroht oder Verfahren wegen Zweckentfremdung eingeleitet. Gleichzeitig ist vielerorts unklar, wie hoch das Ausmaß an leerstehenden oder unvollständig genutzten Wohnungen tatsächlich ist, da entsprechende Auskünfte bislang lückenhaft bleiben.

Laut Senatsantwort gibt es derzeit keine übergreifende Koordinierung auf Landes- oder Bundesebene. Auch ein Austausch mit anderen betroffenen Kommunen wurde bisher nicht initiiert. Für das Wohnprojekt „Das Tempel-Hof“ in Berlin-Tempelhof bleibt die Zukunft damit ungewiss. Weder über den Fortgang der Bautätigkeit noch über eine mögliche Rückabwicklung der Kaufverträge ist öffentlich etwas bekannt.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Weitere Projektverläufe der Hedera bleiben ungewiss

Auf ihrer Website positioniert sich die Hedera Bauwert GmbH wie folgt:

„Neben der Herkunft hat auch jeder eine Vergangenheit. Auf manche Dinge schaut man mit Stolz zurück, auf andere mit einem Lächeln. Wieder andere stimmen nachdenklich. So geht es uns auch – denn die hedera bauwert ist aus der GEKKO hervorgegangen. Als GEKKO sind wir einige Dinge unbedacht angegangen und haben uns nicht nur Freunde gemacht. Das tut uns wirklich leid – und obwohl es Vergangenheit ist, wollen wir es nicht vergessen und kein Geheimnis daraus machen.“

Die Formulierung legt nahe, dass die Firmengruppe bereits unter dem früheren Namen GEKKO mit Kritik und Problemen zu kämpfen hatte. Der Übergang zur Marke Hedera Bauwert sollte offenbar einen Neuanfang markieren.

Doch die gegenwärtigen Entwicklungen (Verzögerungen, rechtliche Verfahren, finanzielle Schieflagen und ungewisse Projektverläufe) werfen die Frage auf, inwieweit dieser Neuanfang tatsächlich gelungen ist, oder ob die Projekte der Hedera Bauwert GmbH letztlich nur eine weitere Episode bleiben, auf die man – wie es das Unternehmen selbst formuliert – „nachdenklich“ zurückblicken wird.

Das leerstehende Gebäude auf dem Hedera-Grundstück wird seit längerem nicht genutzt und zeigt deutliche Spuren des Verfalls. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Quellen: Das Tempel-Hof, Hedera Bauwert, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Taz

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2 Kommentare

  1. Andak Of 20. Mai 2025 at 09:33 - Reply

    Regeln anpassen, um solche Spieler wieder schnell vom Feld nehmen zu können. Solche Nummern sollte sich keine Stadt leisten.

  2. Bortsel 29. Mai 2025 at 12:33 - Reply

    Am 30.Juni 2025 soll eine Wohnung aus einem Hedera-Projekt zwangsversteigert werden. Die BWB sind Betreiber des Verfahrens. Es geht für sie um 30 TEUR. Der Eigentümer , hb 2. Wohnimmobilien GmbH, hatte keine Interesse daran, dem gerichtlich bestellten Gutachter die Wohnung zu zeigen bzw. Zugang zu dem halbfertigen Haus zu gewähren. Der Gutachter hat deshalb auch nur eine Wert von unter 2.000 EUR/qm Wohnfläche festgestellt. Anderer Gläubiger (Baufirma) hat sich eine Sicherungshypothek eintragen lassen. Andere Gläubiger (ehem. Käufer?) haben ihre Forderung bei dem Gericht anmeldet, als die Zwangsversteigerung publik wurde.

    Wer das Objekt ersteigert, ist dann wohl der einzige Eigentümer, neben hb 2.
    28 andere Wohnungen haben keine anderen Eigentümer, weil das Objekt halb fertig ist und sie höchstens eine Auflassungsvormerkung haben, wenn sie den Kaufvertrag nicht rückabgewickelt haben.
    Man kann nicht einziehen, man kann das Gemeinschaftseigentum nicht fertig bauen. Keiner weiß, ob Aufzug und Heizung eingebaut sind oder Dach und Keller dicht sind. Es gibt keine WEG und damit auch keine Verwalter. Trotzdem fallen Kosten. Zumindest Straßenreinigungsgebühren; Niederschlagswasserentgelte. Es gibt keine Versicherung für das Haus.

    Trotzdem sollte man mal zu dem Versteigerungstermin gehen, nur um zu sehen, was passiert.

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