Das ehemalige Kinderkrankenhaus Weißensee steht seit über 25 Jahren leer und verfällt zusehends. Ursprünglich als Vorzeigeprojekt der Kindermedizin gegründet, ist das denkmalgeschützte Areal inzwischen ein Symbol für den Stillstand in der Berliner Stadtentwicklung. Neue Nutzungsideen sind in Diskussion, doch die Zukunft des Geländes bleibt ungewiss.

Die Ruine des Kinderkrankenhauses bleibt auch ohne Sanierungspläne teuer. Jährlich verursacht der Leerstand Kosten von rund 1,1 Millionen Euro. Diese Kosten entstehen durch Bewachung und Instandhaltung der Notdächer, die das Gebäude vor weiterem Verfall schützen sollen. / © Foto: IMAGO / Thomas Lebie
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Tobias Balzer, CC BY-SA 3.0
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Die Klinik an der Hansastraße wurde 1911 als erstes kommunal geführtes Säuglings- und Kinderkrankenhaus Preußens eröffnet. Entworfen vom Gemeindebaurat Carl James Bühring galt sie einst als Modellprojekt für moderne Kindermedizin. Nach jahrzehntelanger Nutzung schloss die Einrichtung 1997, seither verfällt das unter Denkmalschutz stehende Gelände.
Ein geplanter Umbau zu einem Krebsforschungszentrum in den 2000er Jahren scheiterte, ebenso wie der Versuch, die Klinik in eine Schulverwaltung umzuwandeln. Das Gelände wurde 2015 gerichtlich an das Land Berlin übertragen. Seitdem verursachen Bewachung und Notabdichtung jährlich Kosten in Millionenhöhe.
Schulcampus gescheitert: Bezirksamt Pankow gibt Pläne wegen hoher Kosten und Sparvorgaben auf
2019 gab es erneut Hoffnung: Das Bezirksamt Pankow plante einen Schulcampus mit bis zu 900 Plätzen und einer Sporthalle. Doch eine Machbarkeitsstudie zeigte hohe Risiken. Die Sanierung der alten Bausubstanz würde mindestens 20 Millionen Euro kosten, der Schulneubau weitere 70 Millionen. Das Projekt wurde 2024 aufgegeben.
Bildungsstadtrat Jörn Pasternack (CDU) erklärte gegenüber der Berliner Morgenpost, dass angesichts der Sparvorgaben kein Geld für Sonderlösungen wie Weißensee zur Verfügung stehe. Der Bezirk will Schulplätze nun an anderen Standorten schaffen.
Lost Place mit Risiken: Sicherheitsprobleme und jährliche Millionenkosten belasten den Bezirk
Die leerstehenden Gebäude sind von Vandalismus, Bränden und Graffiti gezeichnet. Das Betreten des Geländes ist verboten, dennoch zieht es immer wieder Neugierige an. Die Anlage gilt inzwischen als „Lost Place“ mit Sicherheitsrisiko.
Laut Bezirksamt belaufen sich die laufenden Kosten für Bewachung und Erhalt auf rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr. Trotz dieser Ausgaben ist keine kurzfristige Nutzung in Sicht.
Von der Schulidee zur Wohnoption: Neue Nutzungsszenarien für das Klinikgelände
Angesichts der unklaren Perspektive prüft das Bezirksamt Pankow nun neue Optionen. Auch Nutzungsformen, die früher ausgeschlossen wurden, rücken wieder in den Fokus. Darunter ist eine Mischnutzung aus Schulbau und Wohnnutzung.
Stadtrat Pasternack kündigte an, dass selbst ein Teilverkauf an private Investoren nicht ausgeschlossen sei, sofern das übergeordnete Ziel einer verantwortungsvollen Entwicklung gewährleistet bleibt. Denkbar sei ein Modell, bei dem Wohnbebauung die Sanierungskosten mitträgt, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Zwischen Finanzierungslücke und Verfall: Historisches Gebäude droht erneut zu scheitern
Die Idee einer privaten Beteiligung ruft jedoch auch Kritik hervor. Die SPD-Fraktion im Bezirk warnt, dass Investoren vor allem an Profit interessiert seien und der Denkmalschutz unter Druck geraten könnte.
Bereits das Scheitern des Krebszentrums Anfang der 2000er Jahre sei auf mangelhafte Investorenauswahl zurückführbar gewesen. Ob sich die Geschichte wiederholt, hängt nun von der politischen Entscheidungslage und den Rahmenbedingungen einer möglichen Vergabe ab. Die aktuellen Haushaltsprioritäten des Berliner Senats erschweren die Finanzierung aufwendiger Sanierungsprojekte. Investitionen in Infrastruktur und Stadtentwicklung werden dadurch zurückgestellt – mit der Folge, dass historisch bedeutende Gebäude zunehmend dem Verfall ausgesetzt sind.
Quellen: Berliner Morgenpost, Newsletter Hohenschänhausen CDU, Amt für Weiterbildung und Kultur – Museum Pankow, Bezirksamt Pankow, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin, MWZ Bio Resonanz GmbH