Nach 16 Jahren Planung sollte das ehemalige Krankenhausareal in Moabit zu einem klimaresilienten und CO₂-neutralen Quartier werden. Doch das ambitionierte Vorhaben stockt. Finanzierungsprobleme und vergaberechtliche Fehler verzögern die Umsetzung.

Die BVV beschloss 2020, das ehemalige Krankenhaus Moabit zu einem klimaresilienten und CO₂-neutralen Quartier für soziale und gesundheitliche Dienstleistungen weiterzuentwickeln. Der Campuscharakter und der wertvolle Baumbestand sollten erhalten, das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) gesichert und Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen werden. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0
© Fotos: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0
Seit Jahren gibt es Pläne, das ehemalige Krankenhausareal in der Turmstraße zu einem klimaresilienten und CO₂-neutralen Quartier zu entwickeln. Das Gesundheits- und Sozialzentrum Moabit (GSZM) bietet mit seinen historischen Klinkerbauten und großflächigen Freiräumen Potenzial für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Auf dem Areal befinden sich soziale und gesundheitliche Einrichtungen sowie landeseigene Mieter wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso).
Im Zuge der Planung wurde auch die Gestaltung der Freiflächen diskutiert. Ein Leitbildworkshop im Jahr 2023 erarbeitete Vorschläge zur klimaresilienten und barrierefreien Umgestaltung, ohne den grünen Campuscharakter zu beeinträchtigen. Mitwirkende regten Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, zur Förderung der Artenvielfalt und zum Schutz von Stadttieren an.
Stockender Planungsprozess: Nach einem offenen Austausch kam das Projekt bereits 2023 zum Stillstand
Im Jahr 2020 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), das Quartier an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Bestehende Strukturen sollten energetisch modernisiert und Neubauten nachhaltig integriert werden. Die Finanzierung des Projekts war durch das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren und Quartiere“, das Bezirksamt Mitte sowie die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) vorgesehen, mit Gesamtkosten von etwa 600.000 Euro.
Um diesen Prozess zu steuern, wurde 2022 ein Masterplanverfahren eingeleitet. In einer ersten Phase entstanden Leitlinien für die Entwicklung. Die BIM übernahm die Eigentümervertretung, während die Einrichtungen auf dem Gelände in den Planungsprozess eingebunden wurden. Nach der ersten Dialogphase mit Nutzern und Anwohnern sollte ein wettbewerblicher Dialog folgen, um in offenem Austausch nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Aufgrund eines Vergabefehlers konnte dieser Schritt jedoch nicht wie geplant im Herbst 2023 beginnen.
Moabit: Finanzierungsprobleme und Vergabefehler bremsen das Projekt in der Turmstraße
Trotz des ehrgeizigen Ziels ist das Vorhaben ins Stocken geraten. Der Tagesspiegel berichtet über die Antwort der Senatsverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Taylan Kurt (Bündnis 90/ Die Grünen). Die Antwort zeigt auf, die geplanten Mittel reichen nicht aus, um das Projekt umzusetzen.
Darüber hinaus kam es zu einem Fehler bei der Vergabe des Planungsverfahrens. Das Bezirksamt Mitte hätte die Steuerung des wettbewerblichen Dialogverfahrens an einen externen Dienstleister vergeben müssen. Eine weitere Bearbeitung ist nun nicht möglich.
Der Abgeordnete Kurt äußerte gegenüber dem Tagesspiegel deutliche Kritik am Bezirksamt und verwies darauf, dass das Masterplanverfahren seit der Einrichtung des Sanierungsgebiets Turmstraße im Jahr 2008 hätte beauftragt werden müssen. Der Bezirk habe wertvolle Zeit verloren. Dabei biete das landeseigene Areal die Chance, dringend benötigte soziale Infrastruktur und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Soziale und medizinische Versorgung: Die Einrichtungen im GZSM
Das GSZM befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Moabit. Heute nutzen verschiedene soziale und gesundheitliche Einrichtungen die historischen Klinkerbauten. Dazu gehören das Zentrum ÜBERLEBEN mit einem Behandlungszentrum für Folteropfer und einem Therapie- und Heilgarten, das Landesinstitut für Gerichtliche und Soziale Medizin, die Rechtsmedizin der Charité sowie ein Alten- und Rehabilitationszentrum.
Hohe Bäume und begrünte Freiflächen prägen das Areal und schaffen eine ruhige Umgebung abseits der belebten Turmstraße. Der Projektverlauf bleibt damit ein unrühmliches Beispiel für die mitunter komplexen Herausforderungen in der Berliner Stadtentwicklung: Eine ambitionierte Vision trifft auf finanzielle und verwaltungstechnische Hürden. Ob und wann das Moabiter Quartier klimaneutral wird, bleibt offen.
Quellen: Stadtteilzeitung ecke, BVV Beschluss Bezirk Mitte, Tagesspiegel, Turmstrasse