Zahlreiche Bauprojekte in Berlin, einst als Hoffnungsträger städtebaulicher Erneuerung gestartet, verharren derzeit in der Sackgasse. Finanzielle Engpässe, politische Blockaden und bürokratische Hürden sorgen für einen Stillstand mit ungewissem Ausgang. Wir geben einen Überblick über zehn ausgewählte Stillstand-Projekte.

Schöne Vision, doch wann beginnt bei der geplanten Urban Tech Republic endlich der großflächige Ausbau neuer Nutzflächen? Bislang ist vom Projekt auf dem einstigen Flughafengelände in Tegel nur wenig zu sehen. / © Visualisierung: GMP Architekten, Tegel Projekt GmbH

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT

 

Mehrere ambitionierte Bauprojekte in Berlin, die einst als Impulsgeber für städtebauliche Entwicklung und wirtschaftlichen Aufbruch galten, verharren derzeit im Stillstand. Was ursprünglich mit hohen Erwartungen und vielversprechenden Entwürfen begann, ist in vielen Fällen von Unsicherheit und Verzögerung geprägt – sei es aufgrund insolventer Projektträger, ausbleibender Anschlussfinanzierungen oder der Absage strategischer Investoren.

Doch nicht allein finanzielle Engpässe sind ursächlich für die Stagnation zahlreicher Vorhaben. Vielmehr zeigt sich häufig ein komplexes Zusammenspiel aus strukturellen, politischen und administrativen Faktoren, das den Fortschritt hemmt.

Zähe Bauprojekte in Berlin: Langwierige Genehmigungen, insolvente Bauherren, unterschiedliche Interessen

Langwierige Genehmigungsverfahren, unklare Zuständigkeiten, divergierende Interessen zwischen Senat, Bezirken und Investoren sowie gesellschaftlicher Protest erschweren vielerorts die städtebauliche oder infrastrukturelle Weiterentwicklung der Hauptstadt.

Hinzu kommt: In nicht wenigen Fällen herrscht seit Monaten Funkstille – weder werden aktualisierte Zeitpläne kommuniziert noch sind neue Bauaktivitäten zu erkennen. Diese Intransparenz führt dazu, dass Anwohnende, Fachöffentlichkeit und potenzielle Partner im Unklaren über den weiteren Projektverlauf bleiben.

Zehn Berliner Bauprojekte, bei denen derzeit Stillstand herrscht

In diesem Artikel widmen wir uns exemplarisch zehn Berliner Bauvorhaben, deren Umsetzung gegenwärtig ins Stocken geraten ist – und beleuchten die jeweiligen Hintergründe für den Stillstand. Dabei wird deutlich: Stillstand im Bau ist nicht immer nur Ausdruck tieferliegender struktureller Herausforderungen im Berliner Planungssystem, sondern oft schlichtweg eine Frage des (fehlenden) Geldes.

Anm. d. Red.: Die hedera bauwert GmbH ist nicht gleichzusetzen mit der Bauwert AG

„Das Cranach“ und „Das Tempelhof“ der Hedera-Bauwert Gruppe

Auf dem Grundstück in der Manteuffelstraße 8, wo das Wohnprojekt „Das Tempelhof“ entstehen sollte, sind bislang weder vorbereitende Arbeiten noch Baufortschritte erkennbar. Die Fläche wirkt ungenutzt – von Bautätigkeit derzeit keine Spur. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

In Schöneberg war „Das Cranach“ mit 12 modernen Eigentumswohnungen geplant, um ein attraktives Wohnangebot im Malerkiez zu schaffen. Geplant waren 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen mit Balkonen oder Terrassen, die den Bewohnern eine perfekte Mischung aus städtischem Leben und grünen Rückzugsorten bieten sollten. Doch trotz vielversprechender Pläne und einer laut Projektentwicklern Hedera-Bauwert Gruppe bereits zu 60% verkauften Wohnfläche haben die Bauarbeiten noch nicht begonnen und die Baustelle bleibt unangetastet.

In der Manteuffelstraße 8, unweit des Tempelhofer Feldes, sollte mit dem Neubauprojekt „Das Tempelhof“ ein modernes Wohnensemble entstehen. Vorgesehen waren zwei Gebäude mit insgesamt 30 Eigentumswohnungen, barrierefreien Zugängen, begrüntem Innenhof, Tiefgarage und hochwertigen Materialien. Doch trotz fertiger Planung und intensiver Vermarktung steht das Projekt seit geraumer Zeit augenscheinlich still.

„Lynar 2025“ der Hedera-Bauwert Gruppe im Stillstand

Auf dem 2.887 Quadratmeter großen Grundstück in der Lynarstraße ist der Bau eines CO²-neutralen Wohnhauses geplant. Es soll rund 9.000 Quadratmeter Wohnfläche auf sieben Etagen bieten. Das Gebäude soll großzügige, individuell geschnittene Wohnungen mit Blick auf den Sparrplatz und einen ruhigen Innenhof umfassen. Derzeit ist auf dem Grundstück ein Autohändler in Betrieb. /  © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Das Projekt „Lynar 2025“ in Berlin-Wedding sollte ein klimafreundliches und CO²-neutrales Wohnhaus mit rund 9.000 Quadratmeter Wohnfläche bieten. Sieben Etagen mit großzügigen, individuell geschnittenen Wohnungen waren geplant, um ein modernes, grünes Wohnumfeld zu schaffen. Der grüne Innenhof, als „grüne Lunge“, sollte zur Kühlung an heißen Tagen beitragen und ein nachhaltiges Wohnklima bieten. Doch auch dieses Projekt liegt brach. Statt Bauarbeiten findet sich auf dem Grundstück derzeit ein Autohändler und es sind weder Baustellenschilder noch vorbereitende Maßnahmen erkennbar.

Bauprojekt „JAHO“ an der Jannowitzbrücke

Der Tiefbau am S-Bahnhof Jannowitzbrücke wurde 2023 abgeschlossen. Seitdem steht die Baustelle still. Baufahrzeuge und Arbeiter fehlen, und die Baugrube hat sich mit Regenwasser gefüllt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

An der Kreuzung Holzmarktstraße/Jannowitzbrücke war das „JAHO“-Projekt geplant, bestehend aus einem 70 Meter hohen Büroturm, modernen Büroräumen und öffentlichen Freiflächen. Das Projekt sollte den Bereich rund um den S-Bahnhof Jannowitzbrücke aufwerten und zu einem lebendigen Stadtteil beitragen. Doch auch dieses Vorhaben steckt seit über einem Jahr fest. Die Baustelle ist leer, die Baugrube steht immer wieder voll mit Regenwasser.

Die Vergabe der Bauleistungen für den Hochbau verzögert sich weiterhin, und das Projekt bleibt auf unbestimmte Zeit pausiert. Zudem zeigt ein aktuelles Gutachten, dass beim Bau der Tiefgeschosse eine Verformung des unterirdisch verlaufenden Tunnels der Linie U8 befürchtet wird – nicht die besten Voraussetzungen für einen zügigen Baustart.

Steglitz: Wohnhochhaus „Überlin“ an der Schloßstraße

Obwohl von außen nicht viele Bauaktivitäten zu beobachten waren, hatte die Adler Group in der Vergangenheit mehrfach betont, dass am Hochhaus in der Steglitzer Schloßstraße konstant und intensiv gebaut wird – doch dies ist längst vorbei. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Das geplante 120 Meter hohe Wohnhochhaus „Überlin“ an der Schloßstraße in Steglitz war als Wahrzeichen des Bezirks vorgesehen, mit rund 330 Eigentumswohnungen und verschiedenen Einzelhandelsflächen im Sockelbereich. Die Verzögerungen aber häuften sich: Es fehlten Baugenehmigungen, Rücktritte von Kaufverträgen und juristische Auseinandersetzungen haben das Projekt längst zum Stillstand gebracht. Das Gebäude steht mittlerweile entkernt da, ohne erkennbare Fortschritte. Der Eigentümer der schwierigen Immobilie, die Adler Group, versucht offenbar, das Projekt abzustoßen und weiterzuverkaufen – bislang ohne Erfolg.

Neukölln: Insolvenz bremst Quartiersentwicklung „Ringbahnhöfe“

Die „Ringbahnhöfe“ sollten mit einem 100 Meter hohen Turm ein neues Wahrzeichen in Neukölln schaffen. Doch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und eines Insolvenzantrags liegt das Projekt seit Jahren auf Eis. Das geplante „Neuköllner Tor“ bleibt vorerst ein unerfülltes Versprechen. / © Foto: IMAGO / Jürgen Heinrich

Das Projekt „Ringbahnhöfe“ sollte auf dem Gelände des ehemaligen Neuköllner Güterbahnhofs entstehen, mit einem 100 Meter hohen Turm und bis zu 700 Wohnungen. Doch nach Jahren der Planung kam es zu einer Insolvenz bei mehreren beteiligten Projektgesellschaften. Der geplante Quartiersbau steht nun vor einer ungewissen Zukunft. Trotz anfänglicher ambitionierter Pläne für ein lebendiges, neues Stadtviertel ist das Grundstück nach wie vor ungenutzt. Der Projektentwickler Aggregate hat inzwischen auch das Projekt zum Verkauf angeboten, doch bislang hat sich kein Käufer gefunden. Zudem erschwert die aktuelle Rechtslage eine Umwidmung der einstigen Bahnflächen in ein modernes Wohnquartier.

Alexander Capital Tower (ehem. Monarch) am Alexanderplatz

Große Pläne: So soll der Alexander Capital Tower am Alexanderplatz in Berlin-Mitte eines Tages aussehen. Doch aktuell kämpfen die Projektverantwortlichen mit erheblichen Schwierigkeiten, das Bauvorhaben voranzutreiben. / © Visualisierung: Bewocon / PORR / Ortner & Ortner

Der Alexander Tower, ein Hochhausprojekt am Alexanderplatz, sollte ein weiteres Wahrzeichen der Berliner Skyline werden. Geplant war ein 150 Meter hoher Turm, der Büroflächen, Einzelhandel und Gastronomie bieten sollte. Doch seit fast zwei Jahren ruhen die Bauarbeiten. Ein Baustopp und unklare finanzielle Rahmenbedingungen, möglicherweise auch aufgrund geopolitischer Spannungen, haben das Projekt massiv verzögert. Der Investor, die Monarch Group, steht unter Druck, nachdem das Land Berlin eine hohe Vertragsstrafe verhängt hat. Ob und wann das Projekt fortgesetzt wird, bleibt fraglich – der Berliner Senat schweigt bislang dazu.

Bauprojekt „Central Tower“ in Mitte

So sollte der „Central Tower“ als 115 Meter hohes Hochhaus am prominenten Standort Jannowitzbrücke aussehen. 70 Prozent der Fläche sollten Büros beherbergen, während 30 Prozent für medizinische Versorgung, Sprach- und Musikschulen, Ateliers, Einzelhandel, Gastronomie und Wohnungen vorgesehen waren. Das Gebäude sollte sich in das Hochhausleitbild des Berliner Senats einfügen. / © Visualisierung: Dorte Mandrup A/S

Das „Central Tower“-Projekt an der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte soll ein markantes Hochhaus mit einer Höhe von bis zu 115 Metern werden. Die Projektentwickler von HB Reavis haben ein multifunktionales Gebäude mit Büros, Wohnungen und einer öffentlichen Dachterrasse geplant. Doch das Projekt steckt nun fest: Der Bezirk und das Landesdenkmalamt fordern eine Reduzierung der Höhe auf 95 Meter, was nach Ansicht des Investors die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens gefährdet.

Trotz der vielen Diskussionen und der bereits getätigten Investitionen bleibt das Projekt in einer Sackgasse. Auf Nachfrage von ENTWICKLUNGSSTADT teilte das Bezirksamt Mitte mit, dass am 28. Mai 2025 im Ausschuss Stadtentwicklung des Bezirksamts Mitte der aktuelle Stand des Projekts „Central Tower“ vorgestellt wird – wieder einmal.

Adlershofs Brachflächen: Gewerbe oder Wohnen?

Geplant war ein Vier-Sterne-Hotel mit Kongressflächen an diesem brachliegenden Grundstück in Adlershof. Doch seit Jahren bleibt die Fläche ungenutzt, und statt Fortschritten gibt es nur sporadische Pflege des Geländes. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

In Adlershof bleibt trotz guter Infrastruktur und vielversprechender Pläne rund um das Adlergestell viel Potenzial ungenutzt. Seit Jahren liegt ein großes Grundstück brach, auf dem ursprünglich ein Vier-Sterne-Hotel mit Kongressflächen entstehen sollte. Doch der Bau ist immer noch nicht in Sicht, obwohl das Bauschild bereits seit fünf Jahren aufgestellt ist. Stattdessen werden in der Umgebung weiterhin Gewerbeprojekte vorangetrieben. Doch angesichts der anhaltenden Wohnungsnot stellt sich die Frage, ob Berlin nicht die Chance verpasst, die freien Flächen für dringend benötigten Wohnraum zu nutzen.

Kritik an lahmender „Urban Tech Republic“

Das Gelände der „Urban Tech Republic“ am ehemaligen Flughafen Tegel bleibt seit Jahren ungenutzt, trotz ambitionierter Pläne für ein Innovationszentrum. Der Baustart lässt weiterhin auf sich warten, während die Vorplanung noch nicht in die Tat umgesetzt wurde. / © Visualisierung: GMP Architekten, Tegel Projekt GmbH

Die „Urban Tech Republic“ auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sollte eines der größten und ambitioniertesten Stadtentwicklungsprojekte Berlins werden, mit Fokus auf innovative Technologien und urbaner Forschung. Nach 14 Jahren Planungszeit stagnieren die Bauarbeiten jedoch, und Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass das Projekt ein „zweiter BER“ wird. Zwar versicherte Bausenator Christian Gaebler, dass nun endlich Bewegung in das Projekt kommen soll, doch der aktuelle Stand lässt noch immer zu wünschen übrig.

Baustopp: Sanierung der Komischen Oper

Nach Plänen des Büros kadawittfeldarchitektur sollte die Komische Oper umgebaut werden – doch nun ruht das Projekt. Die Frage ist nun, für wie lange und wird das teure Vorhaben wie geplant umgesetzt? / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die geplante Sanierung der Komischen Oper Berlin, die ursprünglich für 2025 vorgesehen war, wurde aufgrund eines milliardenschweren Sparprogramms der Berliner Landesregierung auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Sanierung, die mit Kosten von rund 500 Millionen Euro veranschlagt wurde, bleibt nun in der Warteschleife, während die Stadt sich bemüht, das Projekt zu überarbeiten und alternative Finanzierungsmodelle zu finden. Die Verschiebung trifft auf starke Kritik, insbesondere von Kulturschaffenden, die um die Zukunft des Hauses und der Berliner Kulturszene fürchten.

Quellen: Adler Group, HB Reavis, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Geotechnik und Dynamik Consult GmbH, Tegel Projekt GmbH, Art Invest Real Estate, GMP Architekten, Komische Oper Berlin

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2 Kommentare

  1. Michael Galler 20. Mai 2025 at 23:38 - Reply

    Passt zu Berlin! Ambitionierte Projekte werden zu Tode diskutiert und hinterher kommt ein unbedeutender Kompromiss raus! Berlin ist in allen architektonischen Herausforderungen maximal unteres Mittelmaß! Siehe Europa City am Hbf.! Aber bei der unfähigen Verwaltung, nicht nur im Baubereich, versinktbBerlin international in der Bedeutungslosigkeit!

  2. Böhme 21. Mai 2025 at 00:51 - Reply

    Irgendwie überzeugt der Beitrag nicht: Der Alexander Tower wird, so wurde bisher mitgeteilt, nicht gebaut, weil der Eigentümer/Bauherr Russe ist und aufgrund der Sanktionen nicht bauen kann. Da wäre es ja mal schön, wenn näheres mitgeteilt würde, was sich daran geändert hat.

    Und bei dem Central Tower war bisher der Stand, dass man die 115 Meter nicht genehmigen wollte, man aber sich inzwischen auf die 115 Meter verständigt habe. Auch da überrascht, dass auf einmal wieder alles auf „Null“ gestellt sein soll. Könnte man mehr erfahren?

    Was den alten Tegeler Flughafen angeht, kann man nur froh sein, dass dort noch nichts angefangen worden ist, denn die ganze Planung ist Quatsch. Die Bebauung ist viel zu niedrig. Die Berliner Verwaltung, egal, ob Senat oder Bezirke, kapiert einfach nicht: Berlin erlebt eine massive Zuwanderung! Wer nicht Grünanlagen zubauen oder innerstädtische Wohnquartiere auf Kosten der Lebensqualität verdichten will, muss bei allen Neubauvorhaben in die Höhe bauen. Nichts unter acht Stockwerken!

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