Die Pläne für den barrierefreien Ausbau des beliebten Spree-Radwegs im Berliner Nordwesten sind gestoppt – trotz jahrelanger Vorbereitungen. Warum das Projekt scheitert und was das für Radfahrende in Berlin-Spandau bedeutet.

Der letzte Lückenschluss des Spree-Radwegs sollte ein Highlight für den Berliner Nordwesten werden – nun fehlt das Geld. Der BUND fordert politisches Eingreifen, doch die Zukunft des Projekts ist ungewiss. / © Foto: infraVelo
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Die Planungen für ein Wander- und Radwegprojekt im Berliner Nordwesten waren eigentlich schon weit vorangeschritten, das landeseigene Unternehmen InfraVelo hatte das Vorhaben detailliert aufgesetzt. Denn der Berliner Abschnitt des Spree-Rad- und Wanderwegs, gelegen zwischen der Eisenbahnbrücke Jungfernheide und der Spreemündung in die Havel, ist sowohl bei Berliner als auch bei Touristen sehr beliebt.
Durch den barrierefreien Ausbau des letzten Teilstücks sollte der naturnahe Weg künftig sicherer und komfortabler für alle nutzbar sein. Geplant war ein durchgängig begeh- und befahrbarer Weg mit bis zu vier Metern Breite – sofern dies ohne größere Eingriffe in Natur und Landschaft möglich ist. Entlang der rund sieben Kilometer langen Strecke sollten attraktive Rastplätze, Sportmöglichkeiten und neue Ausblicke entstehen, die den Weg zu einem weiteren Highlight für Radwandernde in Berlin machen.
Spandau: Planungen für Wander- und Radwegprojekt an der Eisenbahnbrücke Jungfernheide liegen auf Eis
Doch kürzlich teilte InfraVelo auf seiner eigenen Website mit, dass das Projekt vorerst nicht weiterverfolgt wird. so heißt es dort: „Der barrierefreie Ausbau des Spree-Rad- und Wanderwegs auf den letzten sieben Kilometern zwischen der Eisenbahnbrücke Jungfernheide bis zur Mündung in die Havel kann derzeit nicht weiterverfolgt werden. Die Finanzierung des Projekts inklusive der Brücke am Sophienwerderweg ist derzeit nicht gesichert.“
Die voraussichtlichen Gesamtkosten des Projekts, einschließlich Brückenbau, belaufen sich laut InfraVelo auf rund 29 Millionen Euro brutto, vorbehaltlich der Prüfung der Bauplanungsunterlage. Geplant war eine Finanzierung zu 90 Prozent über Mittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und zu zehn Prozent durch das Land Berlin. Der entsprechende Antrag auf GRW-Fördermittel wurde jedoch von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe abgelehnt.
BUND Berlin kritisiert Baustopp und fordert Eingreifen von Kai Wegner
Das gestoppte Bauvorhaben ruft nun den Naturschutzbund BUND auf den Plan. „Wenn CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde die Bedeutung der Fertigstellung nicht erkennt, muss ihr Parteifreund, der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, eben die Sicherstellung der Finanzierung zur Chefsache machen„, forderte kürzlich Martin Schlegel, Verkehrsreferent des BUND Berlin, gegenüber der Berliner Morgenpost.
Statt entlang der Spree zu verlaufen, weicht der Spreeradweg am Sophienwerderweg auf eine Ausweichroute durch ein Gewerbegebiet entlang der stark befahrenen Straße „Freiheit“ aus. Dort fehlt nicht nur eine sichere Radinfrastruktur, sondern auch die Anbindung an den Havelradweg und weiter an den Elbradweg Richtung Cuxhaven.
Der Spreeradweg, einer der längsten Radfernwege Ostdeutschlands, führt von der Oberlausitz durch Brandenburg und den Spreewald bis nach Berlin. Doch laut InfraVelo-Chef Michael Fugel ist der Fördertopf der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ derzeit überzeichnet. Der BUND Berlin kritisiert, dass auch dieses Projekt von den Haushaltskürzungen betroffen sei – insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Radverkehrs.
Die Strecke bleibt in schlechtem Zustand: schmal, beschädigt und nicht barrierefrei
Besonders problematisch sei, dass gerade der letzte Lückenschluss eingespart werde, während bereits andere Radschnellwege zwischen Spandau und der Innenstadt gestoppt wurden. Dabei hatte das Berliner Abgeordnetenhaus bereits 2018 beschlossen, den Radweg zügig zu vollenden. Sieben Jahre später ist die Strecke weiterhin in schlechtem Zustand: schmal, schadhaft und nicht barrierefrei – vor allem im Bereich Charlottenburg.
Wann die Planungen wieder aufgenommen werden, ist derzeit völlig unklar. Radfahrende müssen sich auf der letzten Etappe des rund 360 Kilometer langen Weges weiterhin mit der unattraktiven Streckenführung arrangieren.
Quellen: InfraVelo, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, BUND Berlin