Mit Fahrradstraßen, E-Ladestellen und neuen Mobilitätszonen wächst in Frankfurt der Druck auf klassische Verkehrsflächen. Die Stadt testet neue Konzepte – und stößt dabei auf Zustimmung wie auch Skepsis. Eine neue Studie liefert allerdings auch ernüchternde Befunde zur Wirkung von Fahrradstraßen in Frankfurt.

Die Umgestaltung Frankfurter Nebenstraßen hin zu Fahrradstraßen zeigt Wirkung – aber nicht überall wie erwartet. Die Konfliktlage nimmt ab, die Verkehrszahlen bleiben weitgehend konstant. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Eine im Mai 2024 veröffentlichte Studie im Auftrag der Stadt Frankfurt untersuchte die Wirkung mehrerer Fahrradstraßen auf den innerstädtischen Verkehr. Ergebnis: Zwar kommt es durch die neuen Vorrangregelungen und Verkehrsberuhigungen zu spürbar weniger Konflikten zwischen Auto- und Radverkehr – insbesondere auf dem Oeder Weg und dem Kettenhofweg. Doch der erhoffte Effekt, dass der Radverkehr deutlich zunimmt und dafür der Autoverkehr sinkt, ist bislang nur in Ansätzen zu beobachten.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich der Verkehr auf den betroffenen Abschnitten insgesamt kaum verlagert hat. Stattdessen sei das Aufkommen nahezu konstant geblieben. Der erweiterte Raum für Fahrräder werde zwar angenommen, verändere jedoch nicht unmittelbar die Mobilitätsentscheidung vieler Nutzerinnen und Nutzer, so die Studie. Die Stadt Frankfurt bewertet die Ergebnisse dennoch als wichtige Grundlage für weitere Maßnahmen.

Verkehrspolitik in Frankfurt: Neue Fahrradstraßen im Westend und Nordend geplant

Trotz der gemischten Bilanz der Studie setzt Frankfurt seine Umgestaltung des Straßenraums fort. Neben dem Oeder Weg sollen künftig auch die Miquelallee, der Mörfelder Landstraße sowie Straßen im Nordend und Westend als Fahrradachsen ertüchtigt werden. Der Fokus liegt dabei vorwiegend auf Nebenstraßen mit Potenzial zur Verkehrsberuhigung, um Sicherheit und Aufenthaltsqualität zu verbessern, wie die Stadt mitteilt.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Frankfurt fordert, dass die Maßnahmen schneller umgesetzt werden und insbesondere die Verknüpfung der einzelnen Radverbindungen verbessert wird. Kritik gibt es jedoch auch von Anwohnenden, die sich über den Wegfall von Parkraum und über sinkende Erreichbarkeit für Lieferdienste und ältere Menschen beklagen.

Frankfurts heiß umkämpfter Verkehrsraum: E-Roller, E-Autos und die Flächenfrage

Neben dem Ausbau des Radwegenetzes geht die Stadt auch gegen das unkoordinierte Abstellen von E-Rollern vor. Erste Abstellzonen wurden eingerichtet, weitere sollen folgen. Hintergrund sind wiederholte Beschwerden über blockierte Gehwege und eingeschränkte Barrierefreiheit.

Parallel wird das Netz an öffentlichen Ladepunkten für E-Autos erweitert – meist auf Kosten konventioneller Stellflächen. Dies führt in verdichteten Quartieren zu Diskussionen über die gerechte Verteilung des öffentlichen Raums. Die Stadt setzt auf einen Mix aus individueller Mobilität, geteilten Fahrzeugen und emissionsfreier Infrastruktur – ein Spagat, der im Alltag nicht immer konfliktfrei bleibt.

Wirklicher Wandel oder Tropfen auf den heißen Stein? Realitätscheck für Frankfurts Verkehrswende

Die Analyse der Fahrradstraßen zeigt, wie komplex die Transformation urbaner Verkehrsstrukturen häufig ist – nicht nur in Frankfurt, sondern auch in anderen deutschen Großstädten. Zwar wird der Straßenraum optisch und funktional umgebaut, doch das Mobilitätsverhalten der Deutschen verändert sich nur langsam. Der Rückgang an Konflikten ist immerhin ein positives Signal, reicht aber nicht aus, um die Ziele der Verkehrswende zu erreichen.

Frankfurt steht damit exemplarisch für viele deutsche Metropolregionen: Die Verkehrswende ist angestoßen, doch ihr Erfolg hängt nicht nur von neuer Infrastruktur ab – sondern auch von sozialer Akzeptanz, politischen Prioritäten und langfristiger Finanzierung.

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Quellen: Fahrradfahren FFM, Tagesschau, Hessenschau, ADFC

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One Comment

  1. Böhme 12. Juni 2025 at 08:25 - Reply

    Ach, sieh‘ einer an, der Bürger will sich den ideologischen Vorgaben frecherweise einfach nicht beugen! Widerlegt im Übrigen auch den Quatsch über den so genannten „induzierten“ Verkehr!

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