Mit großem Engagement und Entschlossenheit hat die Genossenschaft Blaue Insel ihr Wohnprojekt am Bahnhof Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg erfolgreich umgesetzt und trotz erheblicher Widrigkeiten 50 neue Wohnungen geschaffen. Direkt angrenzend befindet sich mit dem “Lebensort Vielfalt” ein weiteres, nicht alltägliches Wohnprojekt.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Auf dem riesigen Baufeld der “Schöneberger Linse” sind neben mehreren Gewerbeprojekten in den vergangenen Jahren auch eine ganze Reihe Wohnprojekte entstanden, wie etwa das Projekt “Stadtquartier Südkreuz” des US-Immobilienunternehmers Hines oder das Modellprojekt “Ausbauhaus”, welches nach einem nachhaltigen Konzept des Büros Praeger Richter Architekten entstanden ist.
Das Unternehmen Hines plant auf einem bislang noch völlig unbebauten Grundstück ein weiteres Wohn- und Gewerbequartier, bei dem weitere 210 Wohnungen entstehen sollen. Zwei andere, deutlich kleiner dimensionierte Wohnungsbauvorhaben im direkten Umfeld des Bahnhofs Südkreuz sind mittlerweile abgeschlossen worden.
Berlin Südkreuz: Wohnprojekt der Genossenschaft “Blaue Insel” ist fertig
Das neueste Projekt hat die Genossenschaft Blaue Insel fertiggestellt, gegen viele Widerstände und mit einem ungewöhnlich hohen Maß an Engagement und Eigeninitiative, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Der Berliner Senat hatte das Grundstück bereits 2016 an das Genossenschaftsprojekt vergeben, das für die Planung und den Bau auf dem Grundstück verantwortlich sein sollte.
Trotz einer anfänglichen Genehmigung durch den Hauptausschuss kam es jedoch zu einem sechsmonatigen Verkaufsstopp, der für die Genossenschaft unerklärlich blieb. Nachdem der Verkauf dann aber doch abgeschlossen war, geriet das Projekt aufgrund fehlender Finanzierung und Planungsänderungen in die nächste Krise.
Verkaufsstopp, fehlende Förderungen, Inflation: Das Wohnprojekt hatte mit etlichen Hürden zu kämpfen
Die Genossenschaftsmitglieder übernahmen daraufhin selbst ehrenamtlich die Projektleitung. Probleme mit der zugesagten Genossenschaftsförderung und Verzögerungen führten zu zusätzlichen Kosten. Durch die Inflation und den Ukraine-Krieg stiegen die Baukosten weiter, was die Genossenschaft erheblich belastete.
Der Bau begann dann aber im Jahr 2021, wurde jedoch durch geänderte Brandschutzvorschriften und andere bauliche Hindernisse weiter erschwert. Trotz dieser Herausforderungen konnten die Wohnungen schließlich bezogen werden, und auch einige Gewerbeflächen im Erdgeschoss sind mittlerweile vermietet. Dennoch bleiben finanzielle Unsicherheiten bestehen, und die endgültige Erleichterung wird erst eintreten, wenn alle offenen Rechnungen beglichen sind.
“Blaue Insel”: 50 neue, bezahlbare Wohnungen sind am Südkreuz entstanden
Trotz der zahlreichen Herausforderungen sind inzwischen alle neu entstandenen 50 Wohnungen bezogen worden, darunter 37 Genossenschaftswohnungen und 13 Sozialwohnungen. Im Erdgeschoss haben sich bereits einige Gewerbebetriebe angesiedelt, obwohl die Bauarbeiten noch andauern. Lediglich eine Gewerbefläche ist derzeit noch verfügbar.
In direkter Nachbarschaft, im selben Gebäudeblock, befindet sich ein weiteres, nicht alltägliches Wohnprojekt. Die Schwulenberatung Berlin gGmbH hat in den vergangenen Jahren ein generationsübergreifendes und interkulturelles, gemeinschaftliches Wohn- und Betreuungsprojekt realisiert.
Schwulenberatung Berlin hat das Projekt “Lebensort Vielfalt” realisiert
Der „Lebensort Vielfalt II“ ist in einem siebengeschossigen Neubau entstanden und bietet heute Platz für 70 barrierefreie Wohnungen. Darunter ist eine eine Pflege-Wohngemeinschaft mit acht Plätzen, welche großzügige Gemeinschaftsräume und vielfältige, “quartiersoffene Angebote” bietet, wie der Träger selbst mitteilt.
Bei der Konzipierung und Umsetzung des Projekts konnte die verantwortliche Schwulenberatung Berlin auf ihre Erfahrungen am bereits seit über zehn Jahren bestehenden „Lebensort Vielfalt“ am Standort in Charlottenburg zurückgreifen. Beim Projekt am Südkreuz wurde ein besonderer Fokus auf die Ermöglichung von Begegnungen der Generationen und Kulturen gelegt.
Das Wohnangebot richtet sich vor allem an alleinstehende, schwule Senioren, aber auch an ältere, lesbische Frauen, an Trans- und Inter-Menschen sowie an jüngere LSBTI-Menschen. Je nach Unterstützungsbedarf stehen den Mieterinnen und Mietern unter anderem ein ambulanter Pflegedienst, therapeutische Betreuungen und soziale Beratungen zur Verfügung. Zudem ist eine Beschäftigungstagesstätte für LSBTI Menschen mit psychischer Beeinträchtigung eingerichtet worden.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Berliner Morgenpost, Hines, Praeger Richter Architekten, Genossenschaft Blaue Insel, Schwulenberatung Berlin gGmbH
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12. Oktober 2024