Am nordwestlichen Zipfel Berlins will das Land Berlin im Ortsteil Heiligensee ab 2026 gemeinsam mit dem Bezirk Reinickendorf 700 landeseigene Mietwohnungen realisieren, auf dem Gelände des ehemaligen Tetra-Pak-Produktionsstandorts. Die einstigen Fabrikgebäude wurden bereits abgerissen, bald soll der Bau der neuen Wohnungen beginnen.

Auf diesem ehemaligen Industriegelände im Reinickendorfer Ortsteil Heiligensee soll ein Quartier mit 700 Wohnungen gebaut werden. Die alten Fabrikgebäude wurden abgerissen, bald soll der Wohnungsbau beginnen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Am nordwestlichen Zipfel der Hauptstadt, kurz vor der Stadtgrenze, plant der Berliner Senat gemeinsam mit dem Bezirk Reinickendorf und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG den Bau von landeseigenen Wohnungen.
Diese Wohnungen sollen auf einem seit 2013 stillgelegten, bislang vollständig versiegelten Produktionsstandorts des Unternehmens TetraPak an der Hennigsdorfer Straße entstehen. Die stillgelegte Fabrik war seit Jahren völlig verwahrlost und wurde nicht mehr genutzt.
Heiligensee: Stillgelegte TetraPak-Fabrik soll Platz für Wohnraum bieten
Der Berliner Senat hatte zwischenzeitlich die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Gelände in Betracht gezogen, doch der Zustand der Räumlichkeiten war für dieses Vorhaben nicht mehr ausreichend.
Die Pläne, auf dem verlassenen Areal neue Wohnungen zu errichten, sind nicht neu, doch mehrere Eigentümerwechsel in den vergangenen Jahren verzögerten das Projekt. Nun soll das Vorhaben aber umgesetzt werden. Die GEWOBAG möchte insgesamt rund 600 Mietwohnungen auf dem Areal realisieren.
Quartier ist an der Grenze zum Landkreis Oberhavel (Brandenburg) geplant
Heiligensee liegt im Nordwesten des Bezirks Reinickendorf, ursprünglich ein Dorf auf einer Halbinsel zwischen der Havel und dem namensgebenden Heiligensee. Der Ortsteil erstreckt sich mittlerweile entlang der Havel bis nach Konradshöhe im Süden.
Im Norden und Westen grenzt Heiligensee an den Landkreis Oberhavel in Brandenburg, mit den Städten Hennigsdorf und Hohen Neuendorf. Eine Besonderheit des dörflich geprägten Ortsteils sind die Baumberge, eine Binnendünenlandschaft aus der letzten Eiszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie bis in die 1980er Jahre als Manövergebiet der französischen Schutzmacht genutzt.
GEWOBAG plant 600 Mietwohnungen auf dem ehemaligen Industriegelände
Das heute noch versiegelte Gelände, auf dem das neue Quartier entstehen soll, soll im Zuge des Bauvorhabens zu großen Teilen wieder entsiegelt werden. Verantwortlich für das Projekt ist die Gesellschaft ZS/Gewobag Projektentwicklung Heiligensee GmbH, eine Entwicklungsgesellschaft unter Beteiligung der GEWOBAG.
Der Bezirk Reinickendorf will nach eigener Aussage zeitnah den Prozess zur Schaffung des Bau- und Planungsrechts für das ehemalige TetraPak-Gelände fortsetzen. Im Sommer 2024 wurde das Quartiersprojekt erstmals im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt.
Aufwertung einer Industriebrache durch Umwandlung in Wohnquartier
Durch das geplante Quartiersprojekt sollen nicht nur die bitter benötigten neuen und vor allem bezahlbaren Wohnungen entstehen, sondern auch die Aufwertung einer Industriebrache in durchaus attraktiver Stadtrandlage umgesetzt werden.
Derzeit laufen auf dem Areal die letzten Abrissarbeiten durch die Eigentümergesellschaft, die der Verkehrssicherheit des Geländes und der Eindämmung von Vandalismus dienen sollen. Mit zügigem Fortschritt, denn die einstigen Fertigungshallen und Verwaltungsgebäude wurden mittlerweile vollständig abgetragen, das Baufeld ist fast leer.
In den vergangenen Jahren wurden die leerstehenden Gebäude durch Vandalismus schwer beschädigt, das Gelände wurde immer wieder durch Eindringlinge heimgesucht. Dies soll nun durch einen zusätzlichen Sicherheitsdienst unterbunden werden.
Der Bezirk peilt einen Baustart für die neuen Wohnungen ab 2026 an
Der ALDI-Markt soll als Neubau im Quartier integriert und um weitere kleinteilige Dienstleistungen ergänzt werden, doch im Detail ist noch nicht geklärt, wie genau dies geschehen soll. Ebenso geplant ist die Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes für das neue Wohnquartier, unter anderem mit gebündelten Stellplatzangeboten innerhalb des Geländes.
Doch am Mobilitätskonzept gibt es derzeit noch Zweifel, wie der Der Tagesspiegel im Frühjahr berichtete, denn der motorisierte Individualverkehr soll bewusst eingeschränkt werden: Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sollen das Quartier künftig ohne eigenes Auto nutzen. Dafür ist eine Quartiersgarage am Eingang vorgesehen – ursprünglich mit rund 190 Stellplätzen für 600 Wohnungen. Aus Sicht der Reinickendorfer SPD und CDU sei das deutlich zu wenig.
Heiligensee: Nachbesserung beim Mobilitätskonzept für neues GEWOBAG-Wohnquartier?
Angesichts der schlechten ÖPNV-Anbindung – nur zwei Buslinien, eine S-Bahn im 20-Minuten-Takt und keine Radschnellverbindung – wächst der Druck, nachzubessern. Die GEWOBAG plant nun, die Zahl der Pkw-Stellplätze auf etwa 250 zu erhöhen, wie CDU-Verordnete Sylvia Schmidt berichtete. Auch Fahrrad- und Lastenradstellplätze sowie eine Jelbi-Station der BVG für Sharing-Angebote sind vorgesehen.
Die Quartiersgarage soll dafür höher ausfallen als ursprünglich geplant. Zudem sind erstmals seniorengerechte Wohnungen Teil der Planung. Beim Thema S-Bahn bleibt aber die Skepsis: Während die GEWOBAG mit dem zweigleisigen Ausbau bis 2030 rechnet, zweifelt die örtliche CDU daran.
Tetra Pak Gelände in Heiligensee: Baustart der Wohnungen soll 2026 erfolgen
Auch die geplante Öffnung der Spielplätze im Quartier für die Öffentlichkeit sieht die CDU noch nicht als abschließend geklärt – zumal Heiligensee bereits jetzt unter einem Mangel an Spielplätzen leidet.
Unabhängig von diesen noch offenen Punkten geht die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft weiterhin davon aus, dass der Bau der neuen Wohnungen im Berliner Norden ab 2026 beginnen kann. Nach dem noch laufenden Abriss sollen Gelände und Boden noch auf Altlasten und mögliche Kampfmittel überprüft werden.
Quellen: Bezirksamt Reinickendorf, Wikipedia, Berliner Morgenpost, GEWOBAG; ZS/Gewobag Projektentwicklung Heiligensee GmbH