In Berlin-Schmargendorf beginnt der Bau eines Wohnprojekts, das klassische Architektur mit modernen Wohnbedürfnissen vereinen will. Doch der städtebauliche Eingriff wirft auch Fragen zur sozialen Durchmischung auf.
© Visualisierung Titelbild: Ralf Schmitz GmbH / Sebastian Treese Architekten
In einem der ruhigeren Ortsteile des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf entsteht derzeit ein neues Wohnensemble mit 37 Eigentumswohnungen an der Kissinger Straße 3 bis 5. Hinter dem Vorhaben steht die Ralf Schmitz GmbH, ein traditionsreiches Bauunternehmen, das für Wohnprojekte im gehobenen Segment bekannt ist. Geplant wurde das Gebäudeensemble vom Berliner Architekturbüro Sebastian Treese, das sich auf klassische Entwürfe spezialisiert hat.
Der Entwurf orientiert sich an der Reformarchitektur der Jahrhundertwende, wie sie im Umfeld von Schmargendorf vielfach erhalten ist. Die Fassade des rund 90 Meter langen Neubaus wird durch Erker, Loggien, Ziergiebel und schmiedeeiserne Elemente gegliedert. Laut Projektentwickler soll sich das Bauwerk harmonisch in das gewachsene Stadtbild einfügen.
Neubauwohnungen in Charlottenburg-Wilmersdorf: Repräsentative Gestaltung und exklusive Ausstattung
Die Wohnungen variieren in ihrer Größe zwischen 75 und 278 Quadratmetern und umfassen insgesamt neun verschiedene Grundrisstypen. Neben vier großzügigen Penthouses mit Aufdachflächen werden auch Einheiten mit privaten Gärten im Erdgeschoss angeboten. Das Wohnangebot richtet sich damit eindeutig an ein wohlhabendes Klientel.
Im rückwärtigen Bereich des Grundstücks ist ein aufwendig gestalteter Hofgarten vorgesehen. Eine ehemalige Remise wird zudem zu einem Fitnessstudio umgebaut, das ausschließlich den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung steht. Für Fahrzeuge stehen 42 Einstellplätze in einer Tiefgarage bereit, die für E-Mobilität vorgerüstet ist. Auch ein großer Fahrradraum mit 103 Stellplätzen ist Teil des Konzepts.
Wohnensemble in der Kissinger Straße: Kritik an fehlender sozialer Vielfalt
Obwohl das Projekt durch seine Gestaltung architektonisch hohe Maßstäbe setzt, bleibt es nicht frei von Kritik. In einem Quartier, das zunehmend von Aufwertungsprozessen betroffen ist, stellt sich die Frage nach der sozialen Verantwortung privater Projektentwickler. Öffentliche oder preisgedämpfte Wohnungen sind innerhalb dieses Vorhabens nicht vorgesehen. Die exklusive Lage, das architektonische Konzept und die Ausrichtung auf zahlungskräftige Käuferinnen und Käufer lassen vermuten, dass sich das Ensemble kaum an eine breite Bevölkerungsschicht richtet.
Stadtentwicklungsexpertinnen und -experten betonen regelmäßig die Notwendigkeit einer stärkeren sozialen Durchmischung – insbesondere in etablierten Wohnquartieren. Die Gefahr einer einseitigen Bevölkerungsstruktur und damit verbundener Verdrängungstendenzen wird auch in Schmargendorf diskutiert. Der Bezirk hat sich zwar grundsätzlich zur Förderung von Neubauprojekten bekannt, gleichzeitig jedoch auf die Integration unterschiedlicher Wohnformen hingewiesen.
Klassische Baukultur in Schmargendorf: Geplanter Bezug ab 2027
Für die Ralf Schmitz GmbH markiert das Wohnensemble in der Kissinger Straße den ersten Neubau in Schmargendorf. Unternehmensseitig wird betont, dass man sich bewusst für diesen Standort entschieden habe, um ein Zeichen für die klassische Baukultur in Berlin zu setzen. Die Planerinnen und Planer sehen darin ein „Bekenntnis zur Baukultur“ und eine gestalterische Ergänzung der Umgebung. Man wolle damit nicht nur hochwertigen Wohnraum schaffen, sondern auch den historischen Charakter des Viertels respektvoll ergänzen.
Mit dem geplanten Bezug ab 2027 wird sich zeigen, wie sich das Ensemble in das bestehende Stadtgefüge einfügt – sowohl architektonisch als auch gesellschaftlich. Während das Projekt auf der gestalterischen Ebene Maßstäbe setzen will, bleibt die Frage nach seiner sozialen Wirkung bis dahin offen.

So soll der Neubau in der Kissinger Straße 3, 4, 5 in Schmargendorf einmal aussehen. / © Visualisierung: Ralf Schmitz GmbH / Sebastian Treese Architekten
Quellen: Ralf Schmitz GmbH, Frankfurter Neue Presse