Berlin schwitzt in einer Hitzewelle, die in Zukunft immer häufiger erwartet wird. Ein Volksbegehren wollte mit 300.000 neuen Straßenbäumen gegensteuern, doch der Senat hat den Vorschlag abgelehnt. Stattdessen soll die Klimaanpassung mit anderen Mitteln erreicht werden.

Die Initiative „Volksentscheid Baum“ wollte die Pflanzung von 300.000 neuen Straßenbäumen gesetzlich verankern, um das Stadtklima zu verbessern. Das mit dem Volksbegehren angestrebte Gesetzespaket lehnte der Senat nun ab. / © Foto: depositphotos.com / serrnovik
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Berlin erlebt derzeit eine Hitzewelle, wie sie künftig häufiger auftreten dürfte. Die extreme Wärme zeigt, wie dringend Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gebraucht werden. Ein Teil der Stadtgesellschaft hatte sich davon vor allem eines erhofft: deutlich mehr Bäume in den Straßen Berlins.
Doch der Senat hat den Antrag auf Einleitung des Volksbegehrens „Volksentscheid Baum“ abgelehnt. Die Initiative wollte die Pflanzung von 300.000 neuen Straßenbäumen gesetzlich verankern, um das Stadtklima zu verbessern. In der Senatssitzung wurde betont, dass das Ziel grundsätzlich geteilt wird. Doch die Umsetzung sehen die Verantwortlichen als problematisch an.
Senat lehnt „Volksentscheid Baum“ ab: Kosten und Flächen fehlen
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, führte aus, dass Berlin mit dieser Maßnahme einseitig auf grüne Infrastruktur setzen würde. Ihrer Ansicht nach reiche das nicht aus, um die Stadt nachhaltig gegen Klimafolgen zu wappnen. Stattdessen brauche es Investitionen in alle städtischen Bereiche – von Wasser- und Energieversorgung bis hin zu Straßen und Gebäuden.
Zudem verwies Bonde auf die enormen Kosten von über sieben Milliarden Euro bis 2040, die nach Schätzungen für das Vorhaben nötig wären. Das Geld fehle dann an anderer Stelle, etwa für den Erhalt des bestehenden Baumbestandes, der für das Stadtklima bereits jetzt eine wichtige Rolle spielt.
Sanierung statt Massenpflanzung: Senat will stärker auf Altbaumbestand setzen
Neben den Kosten sieht der Senat auch ganz praktische Hindernisse. Laut Umweltverwaltung gibt es in Berlin derzeit nicht genug geeignete Flächen, um 300.000 zusätzliche Bäume zu pflanzen. Versiegelte Straßenräume, Leitungen im Untergrund und begrenzte Pflegekapazitäten erschweren eine so groß angelegte Pflanzaktion.
Die Entscheidung bedeutet daher auch, dass sich der Senat stärker auf die Pflege und Sanierung bestehender grüner Infrastruktur konzentrieren will. Der Altbaumbestand gilt als ökologisch besonders wertvoll und soll erhalten bleiben. Neue Bäume sollen weiterhin gepflanzt werden, aber nur dort, wo dies langfristig sinnvoll möglich ist.
Ganzheitliche Strategie in Arbeit: Hitzeaktionsplan soll noch in diesem Jahr beschlossen werden
Die Ablehnung des Volksbegehrens bedeutet nicht, dass Berlin auf umfassende Klimaanpassung verzichtet. Der Senat verweist auf bestehende rechtliche Vorgaben und laufende Projekte. Noch in diesem Jahr soll ein Hitzeaktionsplan beschlossen werden, um kurzfristig auf extreme Wetterlagen zu reagieren.
Zudem wird bis Ende 2026 eine umfassende Klimaanpassungsstrategie entwickelt. Eine Klimarisikoanalyse soll dafür die Grundlage bilden. Ziel ist es, die Stadt schrittweise auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten – mit Maßnahmen, die ineinandergreifen und auch die finanziellen Möglichkeiten der Stadt berücksichtigen.
Klimaanpassung in Berlin: Abwägung zwischen Wünschen und Machbarkeit
Die Debatte zeigt, wie schwierig es ist, Klimaanpassung in einer wachsenden Großstadt wie Berlin umzusetzen. Für viele Menschen wäre mehr Stadtgrün eine sofort sichtbare Maßnahme gegen Hitzeinseln. Der Senat setzt stattdessen auf ein breiter angelegtes Konzept.
Die Aufgabe bleibt komplex: Berlin muss in allen Bereichen widerstandsfähiger werden. Dafür sollen bestehende Infrastrukturen saniert, Grünräume erhalten und neue Flächen möglichst nachhaltig gestaltet werden. Auch wenn die Entscheidung gegen das Volksbegehren viele enttäuscht, wird der Druck steigen, spürbare Fortschritte zu zeigen, gerade in heißen Sommern wie diesem.
Quellen: Presse- und Informationsamt des Landes Berlin