Seit Jahren steht das Gebäude in der Josef-Höhn-Straße 21 leer. Mehrere Baupläne scheiterten, die Immobilie verfällt. Anwohner melden Müll, Ratten und Verwahrlosung – doch das Bezirksamt sieht wenig Handlungsspielraum.
© Foto Titelbild: CDU, Danny Freymark & Prof. Dr. Martin Pätzold
Das achtgeschossige Gebäude an der Josef-Höhn-Straße 21 steht bereits seit dem Jahr 2009 leer. Ursprünglich lag für das Haus eine Baugenehmigung zur Sanierung vor, die 2006 erteilt wurde. Die Arbeiten begannen, wurden jedoch nicht beendet. Nach mehreren Jahren Stillstand erwarb ein neuer Eigentümer im Jahr 2013 das Grundstück. Zunächst plante er, ein Pflegeheim zu errichten, später beantragte er den Umbau zu einem Boardinghouse mit 145 Appartements und einem Café.
Auch für diesen Umbau wurde eine Genehmigung erteilt, zuletzt verlängert bis Januar 2022. Ein Baubeginn wurde offiziell für Mai 2022 angezeigt. Auf dem umzäunten Gelände sind jedoch bis heute keine sichtbaren Fortschritte zu erkennen. Auch Angaben zur geplanten Inbetriebnahme liegen dem Bezirksamt nicht vor.
Gewerbliche Nutzung verhindert Anwendung des Zweckentfremdungsverbots an der Josef-Höhn-Straße 21
Durch den geplanten Umbau zum Boardinghouse entfällt die Einstufung als klassischer Wohnraum. Damit greift auch das Zweckentfremdungsverbot nicht, das eigentlich dem Leerstand von Wohnungen entgegenwirken soll. Nach Angaben des Bezirksamts handelt es sich bei dem Vorhaben um gewerbliches Wohnen mit hotelähnlichem Charakter. Eine Umnutzung zu dauerhaft bewohnbarem Wohnraum wurde bislang nicht weiterverfolgt.
Auch der Versuch, den Eigentümer zu einem alternativen Nutzungskonzept zu bewegen, blieb aus. Zwar wurde das Projekt dem Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt, doch Hinweise auf eine kritische Auseinandersetzung oder eine Ablehnung des Konzepts finden sich derzeit nicht.
Beschwerden über Müll und Ratten — Bezirksamt sieht keinen Handlungsbedarf in Lichtenberg
Anwohnende berichten seit Jahren von Müllbergen, Rattenbefall und einem insgesamt verwahrlosten Eindruck des Geländes. Der CDU-Bezirkspolitiker Rainer-Michael Lehmann stellte daraufhin eine Anfrage an das Bezirksamt, um Klarheit über mögliche Maßnahmen zu erhalten. Die Antwort fiel jedoch ernüchternd aus: Aus Sicht der Bauaufsicht liege keine bauliche Gefährdung vor. Für die Müllproblematik sei der Fachbereich Umwelt zuständig.
Das Bezirksamt betont, das Grundstück sei eingezäunt und werde digital überwacht. Beschwerden über eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit lägen nicht vor. Der Eigentümer sei aufgefordert worden, den Müll zu beseitigen.
Bezirksverordnetenversammlung fordert stärkeres Einschreiten gegen Verwahrlosung in Lichtenberg
Im Mai 2025 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung auf Initiative der CDU einen Antrag zum Umgang mit dem Grundstück. Das Bezirksamt soll den Eigentümer erneut auffordern, die Missstände zu beseitigen. Erfolgt keine Reaktion, sollen die Kosten für Reinigung und Sicherung über eine Ersatzvornahme eingefordert werden.
Neben der Müllbeseitigung soll auch die Überprüfung der Verkehrssicherheit erfolgen. Zudem ist eine engere Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt und der Polizei vorgesehen, um die öffentliche Ordnung zu sichern. Die Umsetzung bleibt jedoch abzuwarten.
Unklare Entwicklungsperspektive des leerstehenden Gebäudes: Eigentümer in der Verantwortung
Wie es mit dem Gebäude an der Josef-Höhn-Straße weitergeht, ist derzeit offen. Trotz offizieller Baugenehmigung und mehrfacher Pläne wurde das Vorhaben bislang nicht umgesetzt. Auch eine Nutzung für klassischen Wohnraum scheint aktuell nicht vorgesehen.
Ob das Projekt jemals realisiert oder das Grundstück einer anderen Nutzung zugeführt wird, hängt nun von der Bereitschaft des Eigentümers ab – und vom politischen Willen, leerstehenden Immobilien im Bezirk aktiver zu begegnen.
Quellen: CDU Lichtenberg, Bündnis 90/Die Grünen Lichtenberg