Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel wird auch im Sommer 2025 wieder getanzt. Die Berliner Clubcommission sucht neue Betreiberinnen und Betreiber für die Modellfläche TXL. Damit erhält die Clubkultur in Berlin nicht nur einen besonderen Ort zurück – sondern auch ein wichtiges Signal inmitten zunehmender Verdrängung.

Das denkmalgeschützte Cateringgebäude am ehemaligen Flughafen Tegel – ein markanter Bau aus den 1960er Jahren mit orangefarbener Fassade – wird heute als Modellfläche für Kunst- und Clubkultur genutzt. Ab 2025 sollen erstmals auch Innenräume für ganzjährige Veranstaltungen zur Verfügung stehen. / © Foto: Wikimedia Commons, SeargeantSnack, CC BY-SA 4.0
© Foto Titelbild: IMAGO
© Foto: Wikimedia Commons, SeargeantSnack, CC BY-SA 4.0
Die Clubcommission Berlin sucht ab sofort neue Betreiberinnen und Betreiber für die Modellfläche TXL. Zwischen dem 17. April und 17. Mai 2025 können sich interessierte Kollektive bewerben, um die rund 3.700 Quadratmeter große Fläche am ehemaligen Flughafen Tegel von Juni an zu bespielen.
Das denkmalgeschützte Gelände der alten Frachtkantine, ist einschließlich des markanten ehemaligen Catering-Gebäudes 3.700 Quadratmeter groß. Es wurde bereits 2023 als temporärer Club- und Veranstaltungsort genutzt. Damals organisierte das Kollektiv Turbulence dort eine erfolgreiche Open-Air-Saison mit Techno-Raves, Filmvorführungen, Theater und Workshops. Im Oktober 2024 verabschiedete sich Turbulence von der Fläche – nun soll das Projekt mit neuen Impulsen fortgesetzt werden.
Neue Nutzung, neue Perspektiven: TXL soll auch im Innenraum zur Kulturfläche werden
Im Jahr 2025 soll nicht nur die Open-Air-Saison auf dem ehemaligen Flughafengelände fortgesetzt werden. Erstmals planen die Projektverantwortlichen, auch Teile des Innenbereichs ganzjährig für Kunst- und Clubkultur nutzbar zu machen. Ziel ist es, ein tragfähiges, interdisziplinäres Nutzungskonzept zu etablieren, das Tanzflächen, Performances, Gastronomie und vielfältige Kulturformate dauerhaft miteinander verbindet.
Eine unabhängige Jury, zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern der Berliner Clubkultur und des Projektfonds Urbane Praxis, entscheidet im Juni über das neue Betreiberkollektiv. Die geplante Laufzeit des Projekts beträgt zunächst drei Jahre bis Mitte 2028, mit Option auf Verlängerung. Die Clubcommission Berlin koordiniert die Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit städtischen Partnern wie der Kulturraum Berlin gGmbH.
Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstützt das Vorhaben finanziell. Damit gelingt es nach Senatsangaben, das denkmalgeschützte Gebäude nicht nur zu bewahren, sondern es in seiner Funktion neu zu denken. Als Ort, der die Bedeutung von Clubkultur und Freiräumen für eine vielfältige, zukunftsorientierte Stadtgesellschaft sichtbar macht.
Zwischen Verdrängung und Aufbruch: Ein Modellprojekt für Berlins Clubszene
Der neue Anlauf kommt in einer Zeit, in der Berlins Clublandschaft stark unter Druck steht. Die Schließung etablierter Orte wie Watergate und Renate sowie steigende Mieten gefährden die Vielfalt und Sichtbarkeit alternativer Kulturformen. Laut Emiko Gejic von der Clubcommission seien neue Räume deshalb „nicht nur notwendig, sondern essenziell“, um kulturelle Strukturen zu erhalten.
Die Modellfläche TXL verfolgt das Ziel, ein interdisziplinäres Zentrum für Clubkultur und Urbane Praxis zu etablieren. Auf dem rund 3.700 Quadratmeter großen Areal rund um das ehemalige Cateringgebäude des Flughafens sollen öffentlich zugängliche Räume entstehen, die barrierefrei, inklusiv und partizipativ gestaltet sind. In Zeiten steigender Mieten und zunehmender städtischer Verdichtung versteht sich das Projekt als Modell dafür, wie nicht mehr genutzte Infrastrukturen in Kulturorte überführt werden können. Die geplante Inbetriebnahme eines Teilbereichs im Innenraum ab Ende 2025 ermöglicht ganzjährige Nutzung – unabhängig von Wetter und Jahreszeiten.
Forschungsstandort, Wohnquartier, Kulturfläche: Der Flughafen Tegel im städtebaulichen Wandel
Das Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel befindet sich derzeit im umfassenden Umbau. Unter dem Namen „Urban Tech Republic“ entsteht ein Forschungs- und Industriestandort für urbane Technologien, ergänzt durch das Schumacher Quartier mit rund 5.000 geplanten Wohnungen. Auch der geplante Umzug der Berliner Hochschule für Technik ins Terminalgebäude des ehemaligen Flughafens ist nun finanziell gesichert – bis 2028 soll der Einzug erfolgen und den Bildungsstandort Tegel stärken.
Die kulturelle Zwischennutzung der Modellfläche ist Teil dieser Transformation. Dass nun erneut Raum für subkulturelle Nutzung entsteht, ist daher mehr als ein nostalgisches Projekt: Es ist ein Modell für eine zukunftsfähige, durchmischte Stadtentwicklung.
Quellen: Berlin TXL, Backstage Pro, Clubcommision, tip Berlin, Modellfläche TXL,