Die ruhigen Zeiten rund um die Krumme Lanke in Berlin-Zehlendorf sind vorerst vorbei: U-Bahn-Ausbau, Straßensperrungen und ein neuer Wohnungsbau kündigen einen umfassenden Wandel an. Die bislang beschauliche Nachbarschaft zwischen Argentinischer Allee und Mexikoplatz steht vor tiefgreifenden Umbrüchen.

Auf der Argentinischen Allee in Berlin-Zehlendorf sind die ersten Vorboten des U-Bahnprojekts U3 schon deutlich sichtbar. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Rund um die Krumme Lanke im Berliner Südwesten dominieren vorwiegend gutbürgerliche Einfamilienhäuser, auch eine bekannte Siedlung der Moderne ist hier verortet. Die Argentinische Allee ist die zentrale Erschließungsstraße der Waldsiedlung Zehlendorf, einer der bekanntesten und größten Siedlungen der 1920er Jahre in Deutschland.

Die auch als Onkel Toms Hütte oder Papageiensiedlung bekannte Anlage wurde von 1926 bis 1931 nach Entwürfen der Architekten Taut, Häring und Salvisberg gebaut und besticht durch ihre farbenfrohen Fassaden und eine innovative Bauweise. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben hier im berlinweiten Vergleich verhältnismäßig ruhig, fast beschaulich. Von größeren Bauprojekten ist man hier in den vergangenen Jahrzehnten verschont geblieben.

Baustellen an der Krummen Lanke: Das Ende der Beschaulichkeit?

Doch rund um den Bahnhof Krumme Lanke lässt sich derzeit schon sehr gut erahnen, was in den kommenden Jahren auf die Nachbarschaft zukommen wird, denn schon heute sind die ersten Vorboten des aufwendigen U-Bahnprojekts der U3 erkennbar; erste Straßenteile sind gesperrt, Baugerüste und Absperrungen dominieren das Bild. Die Linie U3 soll in den kommenden Jahren bis zum Mexikoplatz verlängert werden, um einen Umstieg zur S-Bahnlinie S1 zu erömglichen.

Ende April fand der feierliche Baubeginn statt. Dabei wird zunächst die Erneuerung einer über 90 Jahre alten Abstellanlage am U-Bahnhof Krumme Lanke gestartet. Der baufällige Tunnel, der aus dem Eröffnungsjahr 1929 stammt, muss aus Sicherheitsgründen vollständig neu errichtet werden. Bereits 1929 vorgesehen, aber nie umgesetzt, soll die Strecke nun endlich Realität werden. Sie soll dann künftig die Anbindung der U-Bahn an die S-Bahn verbessern und damit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.

Zeitplan und Prognosen für die Verlängerung der U3: Optimismus trotz Widerständen

Die BVG erwartet nach Fertigstellung der Strecke täglich rund 12.000 Fahrgäste – doppelt so viele wie derzeit die 6.000 Fahrgäste, die zwischen Krumme Lanke und Mexikoplatz per Bus unterwegs sind. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey betonte kürzlich, dass man am ambitionierten Ziel festhalte, die U-Bahn bis Ende 2030 in Betrieb zu nehmen. Kai Wegner versprach, das Projekt entschlossen voranzutreiben, und kritisierte frühere Berliner Senate für mangelnden Fortschritt in der Verkehrsplanung.

Allerdings bleibt die Realisierung nach wie vor ungewiss. So halten Beobachtende eine Inbetriebnahme bis Ende 2030 für unrealistisch. Proteste der Bürgerinitiative „Rettet den Mexikoplatz“ und die Ankündigung möglicher Klagen erschweren die Planung erheblich. Im Kiez wird die Verlängerung der U3 ambivalent bewertet, es gibt Befürworter und Gegner des Projekts.

Ambitionierte Pläne der BVG: Wirtschaftlichkeit und Kostenentwicklung im Fokus

Eine Klage könnte den Zeitplan massiv gefährden. Schon bei einer Informationsveranstaltung im Dezember 2024 hatte die BVG eingeräumt, dass der Zeitplan „ambitioniert“ sei. Sollte sich der geplante Baubeginn 2026 verzögern, wäre eine Fertigstellung bis 2030 oder 2031 kaum noch zu halten.

Die Finanzierung des Projekts hängt zudem maßgeblich von der sogenannten Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) ab. Diese soll bestätigen, dass der gesellschaftliche Nutzen die Kosten übersteigt. Wie der Tagesspiegel bereits berichtete, gelten die ursprünglich angesetzten Baukosten von 103 Millionen Euro inzwischen als überholt, insbesondere angesichts gestiegener Baupreise. Ein von der Bürgerinitiative beauftragtes Gutachten wirft der BVG vor, wesentliche Ausgaben nicht berücksichtigt zu haben – wie die notwendige Erneuerung der Abstellanlage, die nicht in die ursprünglichen Berechnungen eingeflossen seien. Die BVG hingegen weist diese Vorwürfe hingegen entschieden zurück.

Neuer U-Bahnhof Mexikoplatz: Geplante Baugestaltung und weitere Perspektiven

Für den neuen U-Bahnhof Mexikoplatz präsentierte die BVG bereits ein Gestaltungskonzept. Geplant sind Seitenbahnsteige, die sich hinter der bestehenden S-Bahn-Trasse befinden werden. Farblich wird der Bahnhof von einem „erdigen Altrosa“ dominiert sein, inspiriert von den bunten Straßen Mexikos, wie das beauftragte Architekturbüro im vergangenen Jahr bekanntgab. Damit soll eine harmonische Einfügung in das historische Umfeld des Platzes erreicht werden.

Auch eine mögliche spätere Verlängerung der U3 bis nach Düppel-Kleinmachnow wird bereits diskutiert. Verkehrssenatorin Bonde äußerte sich optimistisch und sprach sich „perspektivisch“ für eine Weiterführung aus, um eine Anbindung an die künftige Regionalbahnstrecke der Stammbahn zu ermöglichen. Wann diese Projekte jedoch umgesetzt werden könnten, ist derzeit noch offen.

Weitere Baustelle in Planung: Abriss des Edeka-Markts am U-Bahnhof Krumme Lanke

Der geplante Weiterbau der Linie U3 ist im Übrigen nicht die einzige Baustelle, die am Bahnhof Krumme Lanke in den kommenden Jahren eingerichtet wird, denn auch der direkt am Bahnhof befindliche Edeka-Markt soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Bereits vor sieben Jahren wurden Pläne für den Neubau am U-Bahnhof Krumme Lanke vorgestellt. An der Ecke Fischerhüttenstraße/Argentinische Allee soll der Edeka-Markt vollständig abgetragen und durch ein neues Gebäude mit 24 darüberliegenden Wohnungen ersetzt werden.

Argentinische Allee: Neubau mit Supermarkt und 24 Wohnungen soll entstehen

Das Bauvorhaben liegt in einem Sondergebiet für „Nahversorgung und Wohnen“, das einen Markt mit bis zu 1.400 Quadratmetern erlaubt. Der Markt wird sich vollständig im Erdgeschoss befinden, ergänzt durch einen Backshop mit Café und Außenterrasse. In den beiden oberen Etagen entstehen die geplanten Wohnungen. Der Neubau soll dann insgesamt drei Vollgeschosse haben.

Im Mischgebiet gelten besondere Vorgaben: Einkaufswagen dürfen nur innen abgestellt werden, Pkw-Stellplätze sind ausschließlich in einer eingeschossigen Tiefgarage erlaubt. Schornsteine, Lüftungs- und Solaranlagen dürfen die festgelegte Gebäudehöhe um bis zu zwei Meter überschreiten.

Mindestens 50 Prozent der Dachflächen müssen begrünt sein, mit einem mindestens 15 Zentimeter hohen Aufbau für die Wurzeln. Die Bepflanzung ist dauerhaft zu erhalten und bei Bedarf nachzupflanzen. Der Entwurf für den Neubau stammt vom Büro Christoph Grossmann Architekten. Rund um den Bahnhof Krumme Lanke wird in den kommenden Jahren also viel bewegt werden – und viel Neues entstehen.

 

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So soll der Wohnungsbau am U-Bahnhof Krumme Lanke aussehen. Heute steht auf dem Areal noch ein Edeka-Markt, der für das Vorhaben abgerissen werden soll. / © Christoph Grossmann Architekten

Quellen: Tagesspiegel, BVG, Christoph Grossmann Architekten, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin

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